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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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ist und bleibt derjenige, der Forderungen an uns stellen wird.»
    Die Herren schwiegen betroffen.
    Als der General mit donnernden Schritten erschien, wollte er ohne weitere Umschweife wissen, ob die Bürger der Stadt Crefeld in der Lage waren, die gewünschte Summe zu zahlen. Althoff bat Paulina, dem Franzosen die Situation zu erklären.
    Pierre kam ihr jedoch zuvor. In geschickten Worten legte er dem General dar, dass die Stadt Crefeld das Geld selbstverständlich bezahlen werde, man jedoch mit der kurzen Frist in Not gekommen sei. Die Bürgerschaft sei ihm äußerst wohlgesinnt, und er solle der Stadt den Restbetrag als Kredit gewähren, der dann umgehend und zu für ihn guten Bedingungen getilgt werden würde.
    Paulina musste feststellen, dass Pierre seine Sache nicht schlecht machte. Auch die Herren vom Magistrat und die Kaufmannschaft warfen sich untereinander zuversichtliche Blicke zu.
    Gegen vier Uhr zog der General mit seinen Truppen ab. Die Soldaten führten große Mengen Lebensmittel und Kleidung mit sich und waren in weitaus besserer Verfassung als bei ihrem Einzug. Als das Tor sich hinter ihnen schloss, waren die Crefelder sicher, noch einmal mit heiler Haut davongekommen zu sein. Der Spuk war vorüber. Nur Schmutz und Unrat zeugten noch von dem unheimlichen Spektakel, das sich an diesem Tag in den Straßen abgespielt hatte. Die Stadt atmete auf, wie von einem Albdruck befreit.
    Dann verbreitete sich eine schreckliche Nachricht wie ein Lauffeuer von Haus zu Haus. La Marlière schleppte vier Geiseln mit sich: den Bürgermeister Oppermann, Konrad Isaak von der Leyen, Peter von Loevenich und Valentin Kronwyler.
    Außerdem befand sich noch ein weiterer Crefelder in dem nach Westen abziehenden Tross der Franzosen: Der General hatte auf der Begleitung des Übersetzers Pierre von Ostry bestanden.

Kapitel 23
    Die Damen von Ostry saßen bei einer Tasse Tee im Salon zusammen, als die Magd meldete, dass der Kontorangestellte Homberg die gnädige Frau zu sprechen wünsche. Den Damen fuhr der Schreck in alle Glieder. Seit der Geiselnahme drei Tage zuvor lebten sie in ständiger Angst und erwarteten sehnsüchtig Nachricht von den Verschleppten.
    «Was kann ich für Sie tun?», fragte Frau von Ostry, als Homberg vor ihr stand. Es war das erste Mal, dass dieser kleine, hagere Mann mit der Brille im Wohnhaus seines Vorgesetzten auftauchte.
    «Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass dringend eine Entscheidung getroffen werden muss, gnädige Frau!», antwortete Homberg mit gepresster Stimme.
    «Wie darf ich das verstehen?», wollte Frau von Ostry wissen.
    Wie um sich selbst Mut zu machen, holte Homberg tief Luft.
    «Wir müssen einen Vertragsabschluss mit dem holländischen Agenten herbeiführen.»
    Frau von Ostry starrte ihn entgeistert an. «Ich bin mir nicht ganz sicher, lieber Homberg, ob ich es als Ehre betrachten soll, dass Sie mit diesem Anliegen zu mir kommen. Warum wenden Sie sich nicht an meinen Sohn?»
    Homberg räusperte sich verlegen. «Das habe ich selbstverständlich versucht, gnädige Frau. Herr von Ostry möchte jedoch keine Entscheidung treffen, solange sein Vater oder Herr Kronwyler nicht anwesend ist.»
    «Und was ist dagegen einzuwenden?»
    «Die Antwort ist sehr einfach. Wenn wir nicht unverzüglich handeln, sind ernsthafte Folgen für das Unternehmen zu befürchten.»
    «Sie erwarten hoffentlich nicht, dass ich anstelle meines Sohnes entscheide. Ich verstehe nicht das Geringste von der Seidenwarenproduktion! Soll ich da etwa mit einem Agenten verhandeln?»
    «Glauben Sie mir, gnädige Frau – die Tatsache, dass ich hier vor Ihnen stehe, bedeutet, dass es äußerst wichtig ist.»
    Das war zu viel für Frau von Ostry. Sie hob abwehrend die Hand. «Dann sprechen Sie noch einmal mit meinem Sohn! Schließlich wird er das Unternehmen einmal leiten.»
    Das Gesicht des Kontorangestellten bekam einen skeptischen Ausdruck. «Da wird er aber noch eine Menge zu lernen haben, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Es war schon schwer genug, ihn davon zu überzeugen, dass er die Wechsel für die noch ausstehenden Zahlungen an den französischen General unterzeichnet.»
    «Jean ist noch jung», verteidigte Frau von Ostry ihren Sohn. «Er ist es nicht gewöhnt, auf sich allein gestellt zu sein.»
    «Aber wer soll dann die Entscheidung treffen?»
    Betretenes Schweigen folgte.
    «Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erläutern, worum es sich handelt?», sagte Paulina plötzlich in die Stille

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