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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sofort.
    »Wollt Ihr damit vielleicht sagen, dass man nie auf Anne hören wird?«
    »Aber nein, Sire! Ich meine lediglich, dass unser braves Volk nur einem Einzigen gehorchen kann.«
    Der König holte tief Luft, drehte sich dann plötzlich zu seiner Cousine um, musterte sie mit zusammengekniffenen Augen und sagte:
    »Wie auch immer, Blois wird der glanzvollste Hof von ganz Europa. Wir planen übrigens auch, das Schloss zu renovieren und mit allem erdenklichen Komfort auszustatten.«
    Unruhig lief er auf und ab, trat wieder vor den Kamin und betrachtete seine Waffen, um aber gleich zu Louise zurückzukommen.
    »Richtet Euch in Amboise ein, meine liebe Louise, und macht es Euch hier recht behaglich. Die jungen Herren de Montmorency, Chabot und La Marck können in den Westflügel ziehen, und Ihr übernehmt den Haupttrakt, den wir Euch bald überlassen.«
    Die Vorstellung, nicht mehr Tür an Tür mit Königin Anne leben zu müssen, begeisterte Louise. Allerdings konnte sie sie nun nicht mehr ständig ausspionieren, um jeden ihrer Pläne zu vereiteln, und das störte sie etwas.
    Anmutig verabschiedete sich Louise vom König und hüllte sich,
ehe sie ging, in den hermelingesäumten Mantel, den ihr Catherine gereicht hatte. Irgendwie kam ihr die Luft jetzt klarer und kälter vor - ein harter Winter stand wohl bevor.
    Sie gingen durch den Innenhof, der zum Hauptturm führte, und sahen die Kinder, die in ihr Spiel vertieft waren. Eine fröhliche Gesellschaft, noch weit entfernt von den Pflichten des Regierens.
    Catherine warf ihnen einen verstohlenen Blick zu, weil sie immer neugierig auf ihre neuen Spiele war. Mit ihren fünfzehn Jahren träumte sie oft von einer Kindheit, die sie nicht gehabt hatte. Sie seufzte tief und lief dann aber wieder brav neben der Comtesse her.
    »Weißt du, was ich am schönsten daran finde, wenn ich die Kinder so spielen sehe, Catherine?«, fragte Louise auf einmal ganz vergnügt.
    »Nein, Madame.«
    »Dass Marschall de Gié nicht bei ihnen ist.«
    »Das kann ich allerdings gut verstehen, Madame.«
    Sie mussten lachen und blieben stehen. Wenn sie so fröhlich war, wirkte Louise genauso jung wie ihr Kammermädchen.
    »Kommt bitte einmal mit, Madame«, bat Catherine nun wieder ehrerbietig. »Von hier aus können wir sie beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.«
    Auf einem Vorsprung mit hohen Bäumen waren sie hinter dem dichten Laub verborgen, konnten aber durch die Äste hindurch sehr gut die lustige, wilde Gesellschaft erkennen.
    Louise machte es wie Catherine und trat an das Geländer. Als sie die Jungen heftig diskutieren hörte, beugte sie sich über die steinerne Brüstung, die sie halb verdeckte, um besser sehen zu können.
    »Lasst uns escoigne spielen«, schlug Philippe vor, der nach François am mutigsten war.

    »Die beiden haben aber doch gar nicht genug Kraft, um den Ball zu schlagen«, wandte Robert ein und deutete auf die zwei Mädchen.
    »Ich kann sehr wohl escoigne spielen«, sagte Marguerite, »ich kann den Ball nur nicht so weit werfen.«
    »Das stimmt gar nicht«, widersprach ihr François eifrig. »Du wirfst ihn sehr gut, und manchmal kommst du fast genauso weit wie ich.«
    Marguerite lächelte ihren Bruder an, und Louise oben auf ihrem Aussichtsplatz war sehr zufrieden mit ihren Kindern.
    »Gehen wir und lassen die Kinder spielen, Catherine. Sie haben alle Zeit der Welt zu lernen, was das Leben bedeutet.«
    Den Kindern wurde nicht kalt, und während Louise und ihr Kammermädchen ins Schloss zurückgingen - die eine gut gelaunt und die andere immerhin zufrieden, ihre Herrin so entspannt zu sehen -, übernahm François weiter die Verteidigung seiner Schwester.
    »Robert hat recht«, meinte der junge Montmorency, »machen wir lieber Scheibenschießen oder ein anderes Ballspiel.«
    »Das sagst du nur, weil du beim Schießen besser bist als alle und gewinnen willst«, schimpfte der kleine, stämmige Philippe.
    Aber Marguerite und François waren einverstanden.
    »Gut, dann holen wir jetzt die Pfeile.«
    »Du schaust uns zu, Souveraine, weil du noch nicht schießen kannst.«
    Dabei hatte Souveraine viel mehr Spaß an dieser Art von Wettspielen als Marguerite. Sie war nicht ängstlich, wenn es darum ging, sich zu verteidigen oder anzugreifen, und wenn Louise sie wie eine Löwin kämpfen sah, erkannte sie das Ungestüm ihres Gatten, das er auch an François vererbt hatte.
    Marguerite kam mehr nach ihrer Mutter und war nicht so
ungestüm. Weil sie sehr nachdenklich, aufmerksam und

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