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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vegetiert vor sich hin. Unsere Truppen haben Neapel eingenommen, König Friedrich ist entthront. Es wird Zeit, dass ich mich anderweitig orientiere.«
    »Was ist mit Kardinal d’Amboise, den Ihr in Mailand eingesetzt habt, Sire?«
    »Er hintergeht mich, indem er ganz offen Anspruch auf das Pontifikat erhebt. Zum Glück agiert er aber wenigstens nicht gegen meine Ziele und Ideen.«
    »Hat da nicht auch Cesare Borgia ein Auge drauf?«
    »Freilich, er versucht an Terrain zu gewinnen. Deshalb ruft mich Neapel ja auch zur Hilfe. Aber wie ich bereits sagte, ich habe nicht vor, dorthin zurückzukehren. Ich werde den Herzog von Nemours nach Neapel schicken.«
    Er schob den Brokatvorhang, der vor dem Fenster hing, zur Seite und sagte:

    »Neapel ist dabei, an Ansehen zu verlieren. Ich glaube, ich werde die italienischen Provinzen ein wenig vernachlässigen und mich nach Spanien wenden. Karl, der Sohn von Kaiser Maximilian, macht mir Sorgen. Dieser Mann schielt mir viel zu sehr nach Italien. Ich habe ihm zwar schon den Weg dorthin versperrt, indem ich meine Tochter Claude seinem Sohn zur Frau geben will, aber das scheint ihn nicht weiter von seinen Plänen abgebracht zu haben.«
    Louise wusste nicht recht, worauf der König hinauswollte, und sah ihn weiter aufmerksam an.
    »Außerdem gefällt mir dieses Arrangement gar nicht mehr. Inzwischen mache ich mir andere Hoffnungen und muss Maximilian gegenüber sehr geschickt vorgehen, um Frankreich nicht weiter zu schädigen. Die angekündigte Verlobung des jungen Karl V. mit meiner Tochter, Claude de France, hat meines Erachtens wenig Aussagekraft.«
    »Aber was ist mit der Bretagne, Louis!«, rief die Comtesse. »Ihr wollt Frankreich doch hoffentlich nicht wieder verstümmeln?«
    »Aber nein, liebe Cousine! Auch wenn ich der ergebene Diener der Königin bin, teile ich doch nicht alle ihre Ansichten. Und am wenigsten die, die die Bretagne betreffen!«
    Sein Blick schweifte gedankenverloren über die Waffen an der weißen Steinmauer.
    »Zu diesem Zweck will ich eine Klausel in den Vertrag einfügen, die den Plan der Königin durchkreuzt. Sie versucht nämlich zu verhindern, dass ihr Herzogtum Bretagne unter Umständen an Euren Sohn fällt.«
    »Was für eine Klausel?«
    »Eine Klausel, die ich selbstverständlich mit allen Ständevertretern absprechen werde. Falls meine Gattin und ich sterben sollten,
ohne dass wir einen männlichen Erben haben, soll meine Tochter nicht Karl V. heiraten, sondern Euren Sohn François d’Angoulême, Duc de Valois.«
    Erschrocken sprang Louise auf. Es war nicht schwer sich vorzustellen, wie empört die Königin über diese neue Vereinbarung sein würde. Mit Sicherheit würde sich Anne mit allen Mitteln gegen eine Heirat ihrer Tochter mit François wehren. Offensichtlich befürwortete auch Anne de Bretagne eine Ehe zwischen Karl V. und der kleinen Claude. Hatte sie sich denn etwa nicht vor ihrer Heirat mit Karl VIII. bereiterklärt, ihre Bretagne Maximilian zu überlassen? Ein Verrat, den der König von Frankreich so schnell nicht vergessen würde. Louise lächelte ihn an. In solchen Angelegenheiten war sie viel zu geschickt, um jetzt etwas zu entgegnen und damit womöglich den Stolz ihres Herrn zu verletzen. Sie hatte seine Anspannung längst bemerkt. Wie um sich selbst zu beruhigen, fuhr er aber gleich fort:
    »Wie auch immer, meine liebe Louise, aus der Hochzeit von Karl V. und meiner Claude wird nichts. Ich muss diesen Vertrag nur pro forma unterzeichnen, um die Königin zu besänftigen.«
    »Eure Eingebung ist zweifellos die Beste, Sire.«
    »Vielleicht«, meinte der König skeptisch. »Auf jeden Fall wünsche ich, dass wir einige Jahre vergehen lassen, ehe wir über das Schicksal unserer Kinder entscheiden; bis dahin sehen wir dann auch, welche Zukunft sich für Spanien abzeichnet.«
    Die Flammen im Kamin wurden immer niedriger und verlangten nach neuer Nahrung.
    »Inzwischen soll Euer Sohn Amboise in Besitz nehmen. Wenn Ihr hier allein mit Euren Kindern lebt, ist das angenehmer für Euch. Ich habe deshalb beschlossen, auf mein Schloss in Blois zurückzukehren.«
    »Blois ist eine sehr schöne Residenz, lieber Cousin, und zudem
ja auch Eure Heimat. Die Menschen von Blois lieben und achten Euch.«
    »Das ist wahr, und es ist mir auch gelungen, ihre Bewunderung für mich zu erwidern.«
    Louise warf dem König einen komplizenhaften Blick zu.
    »Es ist immer gut, wenn ein König dort regiert, wo er geboren wurde.«
    Louis verstand ihre Anspielung

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