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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vernünftiger, wir würden einen Mann für meine Tochter suchen.«

    Louise setzte sich zu ihren Freundinnen. Sie legte den Kopf zurück, blickte in die schattigen Bäume über der Terrasse, nahm ihre Haube ab und befreite ihre goldblonden Haare, die in der Sonne rötlich leuchteten.
    »Du lieber Himmel! Wir haben doch alle Zeit der Welt. Souveraine ist schließlich noch ein Kind.«
    »Wurdet Ihr etwa nicht mit fünfzehn verheiratet?«, erwiderte Jeanne spitz.
    Louise wollte antworten, aber Antoinette kam ihr dazwischen.
    »Nein, so war es nicht, Jeanne, und das wisst Ihr auch sehr gut«, sagte sie und fädelte einen silbernen Faden in ihre Nadel. »Nach einer langen Wartezeit hielt man es für richtig, sie überstürzt zu verheiraten. Das macht einen großen Unterschied.«
    »Außerdem hat mein Fall nichts mit dem von Souveraine gemein«, ergänzte Louise und zuckte die Schultern. »Wir werden Eurer Tochter erst in ein paar Jahren einen Mann geben. Gönnt Ihr doch die Zeit, damit sie ihre Jugend sorglos genießen kann.«
    Jeanne verzog den Mund zu einem schwachen missfälligen Lächeln.
    »Souveraine ist jetzt bereits seit sechs Monaten am Hofe von Königin Anne, und ihr ist bestimmt noch nichts Vergnügliches passiert.«
    »Aber was wollt Ihr denn eigentlich?«, fragte Antoinette verwundert. »Wir wollen doch nur, dass sie ihr Leben genießt.«
    Aber Jeanne schüttelte den Kopf und blieb bei ihrer Meinung.
    »Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Jehanne viel reifer war als Souveraine und deshalb besser geeignet für das Hofleben. Meine Tochter ist schon bald eine junge Frau, und trotzdem hat sie noch vor kurzem mit Euren Kindern gespielt, Louise.«
    »Macht Euch doch nicht so viele Gedanken«, versuchte sie Antoinette zu beruhigen. »Eben habt Ihr mich noch wegen meiner
Sorgen um Madeleine getadelt, und jetzt sorgt Ihr Euch um Souveraine.«
    »Ihr müsst doch zugeben, dass sie das Schicksal nicht begünstigt hat, weil sie erst an den Hof von Blois kommen musste, damit ihre Schwester dem entfliehen konnte.«
    »Dieser Ehe konnte man sich nicht verweigern, Jeanne. Habe ich nicht recht?«, fragte Louise.
    Jeanne seufzte nur, nahm Antoinettes Hand und sagte resigniert:
    »Ich freue mich jedenfalls sehr für Euch, liebe Freundin, und bin sicher, dass Eure ältere Tochter glücklich wird. Trotzdem kann mich keiner überzeugen, dass sich Souveraine am Hofe von Königin Anne amüsiert. Wie es heißt, wird die Königin aus der Bretagne immer moralischer, und ihre Ehrenjungfern dürfen sich höchstens einmal vergnügen, wenn es um ihre Heirat geht.«
    »Du lieber Gott!«, rief Antoinette. »Früher war es bei der Königin wirklich kurzweiliger. Jehanne hat sich jedenfalls nie wie eine Gefangene gefühlt.«
    »Damals war Anne erst zwanzig, so alt wie Eure Tochter. In dem Alter amüsiert man sich eben. Zu der Zeit war die Königin noch voller Illusionen«, sagte Louise und streckte ihre langen Beine neben denen von Antoinette aus.
    Sie blickte in den wolkenlosen blauen Himmel, schüttelte ihre Haare, überlegte kurz, ob sie die Haube wieder aufsetzen sollte, die sie auf die Knie gelegt hatte, und beschloss dann, sie erst einmal dort zu lassen.
    »Ich glaube, Souveraine ist am Hof nicht gut angesehen, daher das Problem«, beklagte sich Jeanne hartnäckig. »Zu Zeiten Eurer älteren Tochter war der Hofstaat von Königin Anne viel abwechslungsreicher, Antoinette. Ihr erster Mann, Charles VIII., hätte niemals
derart viele Edeldamen und Edelmänner aus dem Herzogtum Bretagne geduldet. Jetzt stürzen sie sich alle wie die Fliegen auf eine Schüssel Milch auf den französischen Hof.«
    »Das stimmt«, gab Antoinette zu, »aber glaubt Ihr wirklich, dass sie sich so ausgeschlossen fühlt?«
    »Das sagt sie jedenfalls und beklagt sich, sie hätte keine einzige richtige Freundin«, antwortete Jeanne und machte ein betrübtes Gesicht.
    »So schlecht ist der Hof der Königin auch wieder nicht für sie«, wandte Louise freundlich ein. »Souveraine kann sich anderweitig entschädigen.«
    »Wie denn, bitte, wenn ich fragen darf?«, jammerte Jeanne.
    »Zum Beispiel lernt sie Tänze, die an allen europäischen Höfen getanzt werden. Das ist auch für ein vornehmes Mädchen ein großer Vorteil. Und Eure Tochter liebt es zu tanzen, Jeanne. Sie hat die Tänze übrigens auch alle Marguerite und François beigebracht, aber das wisst Ihr sicher selbst.«
    »Kennt sie etwa auch die Schritte, die der neue italienische Tanzlehrer aus Blois

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