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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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unterrichtet?«, wollte Antoinette wissen, während sie ihre Nadel über eine winzige, zierlich gezeichnete Blume führte.
    »Die Volte! Aber natürlich!«, rief Louise und freute sich, dass sie ihren Zofen etwas bieten konnte. »Ich kenne alle Schritte.«
    »Wer hat Euch das beigebracht?«
    »Marguerite natürlich. Sie ist begeistert von dem Unterricht bei Eurer Tochter. Passt auf«, sagte Louise und nahm beide Hände von Jeanne, »stellt Euch hierhin, und Ihr lasst jetzt Eure Handarbeit sein und stellt Euch gegenüber, Antoinette.«
    Sie summte eine lustige Melodie, machte ein paar schnelle Schritte nach rechts und nahm Antoinette und Jeanne in einer flotten Drehung mit.

    »Zwei Schritte vor, drei nach rechts, einer nach links, und dann macht ihr auf der Stelle kehrt.«
    Louise sang nun ziemlich laut vor sich hin. Ihre schöne hohe Stimme war in der sonnigen Spätvormittagsluft weithin zu hören. Eine Hand in der Hüfte, die andere graziös über den Kopf gehoben, wirbelte sie wieder im Kreis herum.
    »Man dreht sich einmal links herum, dann rechts herum, dann reicht man seinem Tanzpartner die Hände und fängt wieder von vorne an.«
    Antoinette, für die Tanzen eine körperliche Anstrengung war, die ihr nichts bedeutete, war die Einzige, die Marschall de Gié auf sie zukommen sah. Jeanne konzentrierte sich ganz auf die Schritte, die ihr Louise zeigte, und ließ sich durch nichts ablenken.
    Langsam kam die große Gestalt des Marschalls wie ein drohender Schatten näher. Obwohl der Mann Antoinette nicht unsympathisch war und sein reifer Charme der auch nicht mehr ganz jungen Jeanne sogar noch besser gefiel, waren sie sich doch einig, dass sein arrogantes Auftreten oft unerträglich war und seine unhöflichen Bemerkungen nicht selten an Flegelei grenzten.
    Antoinette sah ihn nun also in seinem tadellosen schwarzen Wams und den dazu passenden Beinkleidern auf sie zukommen.
    »Achtung, de Gié kommt«, flüsterte sie ihren Freundinnen zu. »Er hat nur Augen für Euch, Louise. Ich kann sogar von weitem erkennen, wie er Euch anhimmelt. Ich wette, er ist in Euch verliebt.«
    Louise hielt einen Moment unwillkürlich inne. Die Arme graziös über dem Kopf und einen Fuß in der Luft zögerte sie kurz, tanzte dann aber weiter.
    »Was redet Ihr da für dummes Zeug, Antoinette! Das ist doch sonst nicht Eure Art«, tadelte sie die Freundin leise.

    »Sie hat aber recht«, flüsterte Jeanne. »De Gié verschlingt Euch geradezu mit seinen Blicken. Er würde Euch bestimmt gern verführen und weiß nur nicht, wie er es anstellen soll.«
    Louise wirbelte weiter rhythmisch im Kreis herum, zählte aber nicht mehr die Schritte.
    »Eure Andeutungen bringen mich noch aus dem Takt, Jeanne«, tuschelte sie.
    Der Marschall näherte sich geräuschlos und geschmeidig, vornehm, aber wie üblich kühl und streng.
    Antoinette und Jeanne hatten mehr als recht mit der Behauptung, er hätte nur Augen für sie. Und nun richtete er seinen unnachgiebigen Blick auf die zierliche junge Comtesse, die trotzdem weitertanzte, dabei aber über die Situation nachdachte.
    Sie beschloss, sich noch gewandter und bezaubernder zu drehen als bisher. Schließlich blieb sie direkt vor dem Marschall stehen, betrachtete einen Moment lang das schwere Schwert, das er an der Seite trug, und sah ihn dann mit ihren schönen Augen an.
    »Seid Ihr etwa desertiert, Marschall! Wo sind denn die Kinder?«, fragte sie mit einer Stimme, die gleichzeitig kühl und herablassend klang.
    »Habt Ihr vielleicht über dem Vergnügen, das Ihr hier so kindisch betreibt, vergessen, dass sie gerade ihre freie Stunde haben?«
    Ohne die Antwort ihrer Freundin abzuwarten, sah ihn Jeanne mit funkelnden Augen herausfordernd an.
    »Wollt Ihr nicht mitmachen, Marschall? Die Comtesse d’Angoulême zeigt uns gerade den neuen Tanz, den man diesen Winter am Hof in Blois tanzen wird.«
    Dann sang sie die kleine Melodie, die Louise eben noch gesummt hatte, und zeigte die Schritte, die ihr Louise gerade vorgemacht hatte.

    Während Jeanne weiter sang und im Takt der Musik herumwirbelte, stand Louise still und sagte nichts, sondern lächelte nur enttäuscht.
    Da tauschte der Marschall plötzlich seinen herablassenden Blick gegen eine spöttische Miene ein.
    »Tanzt nur weiter, Madame, tanzt nur! Das muss Euch ja gefallen, Ihr seid ja noch so jung.«
    De Gié musterte die enge blaue Samtkorsage, die Louise trug und unter der sich ihre schöne Büste abzeichnete. Das goldblonde Haar fiel ihr noch immer offen

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