Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Louise von Bedeutung
war, war schon in aller Munde: De Gié zog mit seiner Taktlosigkeit und seinem Mangel an Feingefühl unweigerlich ihren Hass auf sich.
    Mit unsicheren Schritten ging der Marschall auf Louise zu. Sie dachte schon, er wolle einlenken, aber da kannte sie ihn schlecht. Stattdessen griff er mit der rechten Hand nach ihrer Taille. Sie spürte seinen beinahe zärtlichen Druck und sah ihn erstaunt an.
    Ungerührt erwiderte er ihren Blick, sein Griff wurde fester, und plötzlich riss er mit einem Ruck den Handschuh aus ihrem Gürtel und schleuderte ihn wütend auf den Boden. Sie öffnete den Mund, um ihrem Ärger Luft zu machen, sagte dann aber doch nichts.
    »Ich war der Meinung, Ihr würdet nur an Euren Sohn und an seine Stellung als Thronfolger denken!«, schleuderte er ihr zornig ins Gesicht und trat einen Schritt zurück.
    Langsam kam Louise wieder zur Besinnung.
    »Was würde es mir denn nützen, Monsieur, wenn ich nur an François d’Angoulême dächte, wenn ich mich doch nicht um ihn kümmern, allein mit ihm sprechen und ihn auch nicht nach meinen Vorstellungen erziehen darf? Mit irgendetwas muss ich mich ja wohl beschäftigen, wenn Ihr meinen Sohn ganz mit Beschlag belegt.«
     
    Nach seiner Musikstunde bei Imbert Chandelier, dem Organisten, der nach wie vor im Sold der Comtesse d’Angoulême stand, verschwand René zum Abendessen in Richtung Küche.
    Auf dem Flur zu den Wirtschaftsräumen traf er Jean-Baptiste, den jungen Kutscher, den die Comtesse auf dem Rückweg von Romorantin ebenfalls in ihre Dienste genommen hatte, als er sich gerade von seiner Mutter verabschiedet hatte.
    Vom ersten Tag an hatte ihn Louise mit allen Regeln vertraut
gemacht, an die er sich von nun an streng zu halten hatte. Gespannt und auch ein bisschen ängstlich hatte ihr das Kind zugehört und verstanden, dass er sich weder mit dem Personal noch mit den Freunden von François einlassen und sich auch mit sonst niemandem irgendwelche Vertraulichkeiten erlauben durfte. Louise hatte ihm erklärt, dass ein Page ausschließlich mit seiner Herrin sprechen durfte und neutral zu bleiben hatte.
    Trotzdem redete René oft und gern mit Jean-Baptiste. Obwohl sie aus ganz verschiedenen Verhältnissen stammten, malten sich beide gern die gleiche Zukunft aus. Auch der junge Kutscher hatte seine Mutter verlassen, aber als ältester von acht Sprösslingen ohne Vater war er gewissermaßen das Familienoberhaupt und verpflichtet, seiner Mutter, die ohnehin schwer zu kämpfen hatte, damit alle durchkamen, Geld zu geben.
    »He! René!«, rief Jean-Baptiste, als er seinen Freund sah, »belegt dich Madame d’Angoulême immer noch mit Beschlag?«
    René machte ein verlegenes Gesicht, fing sich aber gleich wieder und lächelte seinen neuen Freund an.
    »Das habe ich mir schließlich ausgesucht«, sagte er und ging neben Jean-Baptiste her.
    »Am Hof von Blois können die Pagen machen, was sie wollen.«
    »Kann schon sein. Ich werde jedenfalls von Madame d’Angoulême unterwiesen.«
    Sie betraten die Küche durch den Haupteingang und sahen sich kurz um. Jean-Baptiste schien zufrieden, als er Catherine am Tisch sitzen sah. In den Schlossküchen von Amboise herrschte von morgens bis abends reger Betrieb. Man muss aber nicht meinen, Meister Jacques, der Oberkoch, hätte in dem ganzen minutiös durchgeplanten Durcheinander gelegentlich den Überblick verloren. Mit Hilfe seiner Küchenmägde ging immer alles glatt, und die Stimmung in der Küche war fröhlich. Ständig wurden
Türen geöffnet und laut zugeschlagen, die Holzscheite in den Feuerstellen krachten und knackten ununterbrochen, Kessel und Töpfe klirrten bei der kleinsten Berührung, und in diesen ganzen Lärm mischten sich die lauten Stimmen der Dienstboten, die nacheinander an der guten Tafel von Meister Jacques Platz nahmen.
    Am größten Tisch in der Küche saßen Philibert, Bonaventure und der Schildknappe Gonfreville und freuten sich auf ihre Specksuppe und den geräucherten Schinken, die ihnen eine Küchenmagd gerade servierte. Catherine unterhielt sich mit vollem Mund mit zwei Wäschenäherinnen von Louise. René und Jean-Baptiste nahmen rechts und links neben dem Kammermädchen Platz.
    Philibert verlangte ungeduldig nach Brot, und Bonaventure brauchte noch Salz und groben Senf, während sich Gonfreville bereits mit so großem Appetit über den Schinken hermachte, dass René schmunzeln musste.
    »Du wirst auch noch größer, Kleiner«, sagte der Schildknappe und wischte sich mit

Weitere Kostenlose Bücher