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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Fenster weit offen, um den Transport der Möbel zu erleichtern - Marschall de Gié, wie üblich wenig galant.
    Überrascht unterbrachen die beiden jungen Frauen ihren Diskurs. De Gié begrüßte die Königin, hielt sich aber nicht mit irgendwelchen Erklärungen über den Grund seines Kommens auf.
    »Ich nehme doch an, es steht außer Frage, dass wir die Pferde und Hunde mitnehmen«, sagte er ohne Einleitung.
    »Die Stallungen und Hundezwinger von Amboise sind bestens ausgestattet«, wollte ihn die Königin abfertigen. »Ich wüsste wirklich
nicht, weshalb wir noch Tiere aus Chinon mitnehmen sollten.«
    Marschall de Gié wandte sich jetzt an die Comtesse d’Angoulême und erklärte:
    »Eure Tochter hat sich in eine junge graue Zelterstute verguckt, Madame, von der sie sich nicht mehr trennen will.«
    »Wenn das so ist, wird es die Königin wohl kaum übers Herz bringen, ihr diesen Wunsch zu verwehren und die Stute allein und hilflos in einem leeren Stall zurückzulassen«, sagte Louise fröhlich.
    Anne musste insgeheim zugeben, dass die Antwort ziemlich geschickt war und sie dem Mädchen diesen kleinen Wunsch wohl besser durchgehen ließ.
    »Was den jungen Grafen d’Angoulême anbelangt«, fuhr Marschall de Gié ungerührt fort, »so weigert er sich die kleinen Hunde in Chinon zurückzulassen, deren Vater Hapaguai ist.«
    »Wie viele Welpen sind es denn?«, fragte Louise.
    »Sieben. Und seine Schwester ist nicht bereit, die beiden jungen Hühnerhunde aufzugeben, die ihr ans Herz gewachsen sind.«
    »Das sieht Marguerite ähnlich«, sagte Louise lachend. »Die Kinder sollen die Zelterstute, die Hunde und die Welpen ruhig mitnehmen. Ihr müsst doch zugeben, königliche Hoheit, dass dieses Pferd und die paar Hunde wohl kaum die Stallungen von Chinon repräsentieren. Es sind einfach nur die Lieblingstiere meiner Kinder.«
    Die Königin lächelte vieldeutig und signalisierte mit einer gelangweilten Handbewegung das Ende des Gesprächs.
    »Meinetwegen«, sagte sie nur.
    »Wunderbar, ich danke Euch, Hoheit. Wenn Ihr nichts dagegen habt, möchte ich mich jetzt gern im Zimmer nebenan an den Schreibtisch setzen und einen Brief an eine Freundin schreiben,
eine Weberin aus Tours. Ich wäre sehr froh, wenn dieser Brief noch vor unserer Abreise nach Amboise abgeschickt werden könnte.«
    Und Louise de Savoie verabschiedete sich mit einer graziösen Verbeugung, während sich der Marschall mit einer Strenge empfahl, die genauestens berechnet schien.
    Dann setzte sich Louise an den Schreibtisch und schrieb:
    Meine liebe Alix, seit unserem Treffen in der »Goldenen Henne« muss ich an Euch denken und hoffe, dass Ihr viele Aufträge habt. Deshalb habe ich Euch auch fünf große Pakete schicken lassen, die Euch ein Kutscher bald bringen wird. Es ist ein Geschenk, mit dem Ihr gewiss nicht gerechnet habt, das aber von Herzen kommt. Es handelt sich um feine Tuchballen, die Ihr später für die Bestellung verwenden sollt, die ich bei Euch in Auftrag geben will. Wer könnte den Stoff besser brauchen als Ihr? Bewahrt ihn also bitte für mich auf. Das Tuch war in einem entlegenen Winkel von Château Chinon vergessen worden, und der König hat es mir geschenkt. Bestimmt hat es einmal Königin Charlotte gehört, die sehr für schöne Wandbehänge zu haben war, während die französische Regentin Anne de Beaujeu der Tapisserie die Lektüre vorgezogen hat. Warum aber solch ein kostbares Geschenk, werdet Ihr fragen? Nun, zunächst bekam ich es vom König als Geschenk, jetzt gebe ich es an Euch weiter. Basta! Der Privatsekretär der Königin hat mir erklärt, dass er in den alten Rechnungsbüchern von Charlotte de Savoie den Preis für diese Tuchbahnen entdeckt hat, und mit ebendieser Charlotte bin ich über meine Mutter verwandt. ›Es ist nur gerecht, wenn der schöne Stoff an Euch zurückgeht‹, meinte der König.

    Ihr seht also, Alix, es hat mir immerhin schon etwas gebracht, die Urenkelin des verstorbenen Louis XI. zu sein, falls ich nicht Königinmutter werden sollte! Meine Rivalin ist nämlich wieder guter Hoffnung, und ich zittere vor Angst bei der Vorstellung, sie könnte einen Sohn gebären.
    Doch nun zurück zu den Stoffballen. Wie es scheint, sind sie von ausgezeichneter Qualität. Wie könnte es auch anders sein, nachdem es sich um einen alten königlichen Auftrag handelt! Doch woher sie auch immer stammen - jetzt gehören sie Euch. Ich bin überzeugt, Ihr werdet etwas Schönes daraus machen.
    Als der König und sein Heer wieder nach
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