Die seidene Madonna - Roman
bin ich fest überzeugt! Nebenbei sollten wir auch Eure momentanen Auftraggeber erwähnen. Schließlich ist Euer König von Frankreich eine bedeutende Persönlichkeit, und die Mutter von diesem kleinen, unbesonnenen, aber mutigen Bengel, der einmal die französische Krone tragen soll, ist auch nicht irgendjemand. Darauf sollten wir auch setzen.«
Alix nickte schwach.
»Wenn meine Arbeit abgelehnt wird, ist alles verloren, Alessandro«, sagte sie leise. »Nachdem die Aufträge fertig gestellt sind, für die mein Mann die Verträge unterzeichnet hat, müsste ich die Arbeit einstellen.«
Er stand auf und trat hinter sie, dann legte er seine Arme um ihren zierlichen Oberkörper und murmelte:
»Florenz wird Eure Schöpfungen feiern, da bin ich ganz sicher. Florenz und die Florentiner.«
Sie spürte den warmen Druck seiner Hände auf ihren Schultern.
»Und die Florentinerinnen! Ihr habt doch eine Frau, Alessandro!«
Er drehte sie langsam zu sich, fand ihre halbgeöffneten Lippen und drückte seinen Mund zum zweiten Mal auf ihren. Sie entzog sich nicht, ihre Gefühle gerieten wieder in Aufruhr, und sie ließ sich sehnsuchtsvoll gehen und genoss den langen heißen Kuss, jede Sekunde der sinnlichen Regung auskostend.
Dann löste er sich von ihr, aber nicht etwa, um sie freizugeben, sondern um sie am Arm zu nehmen und zu dem Sofa zu führen, das nur auf ihre Liebesspiele wartete. Dabei versuchte Alix noch immer standhaft zu bleiben und sich zu erinnern, dass sie noch nicht bereit war.
Sie ließ sich in die weichen Kissen sinken und fing an zu lachen wie ein kleiner munterer Wasserfall, dessen Geplätscher man kaum hört, wenn man zu weit entfernt ist.
»Ihr habt doch eine Frau, Alessandro!«, wiederholte sie und machte sich von ihm frei.
»Meine erste Frau starb bei der Geburt meines zweiten Sohnes. Und meine zweite Frau, die mir nie ein Kind geboren hat, lebt ziemlich zurückgezogen in ihrer Heimatprovinz. Sie liebt nur ihr Süditalien, und ich sehe sie sehr selten.«
»Aha«, sagte Alix ein wenig enttäuscht und seufzte, weil sie nicht recht wusste, was sie von dieser Offenbarung halten sollte. Dieser noch junge, aber einflussreiche, verführerische Mann, dem es gerade gelungen war, Jacquous Bild zu verdrängen, hätte ja auch verwitwet sein können. Stattdessen hielt er irgendwo im tiefsten Süden Italiens eine Ehefrau versteckt.
»Mätressen habt Ihr wahrscheinlich auch?«, hörte sie sich plötzlich fragen und war erstaunt über ihren Mut.
»Ja, ein paar«, sagte er lächelnd, »aber sie spielen keine Rolle.«
»Warum nicht? Bestimmt sind sie sehr schön.«
»Das schon, aber auch ein wenig einfältig.«
Sie befreite sich endgültig aus seiner Umarmung und kuschelte sich ans andere Ende des Sofas.
»Was ist Euch wirklich wichtig, Alessandro?«
Der Bankier antwortete nicht. Er stand auf, ging ein paar Schritte auf und ab, um dann vor dem reich gedeckten Tisch stehen zu bleiben, von dem sie sich kaum bedient hatten, nahm seinen Weinkelch und leerte ihn auf einen Zug.
Dann kam er zu ihr zurück und nahm sie in die Arme.
»Seit ich Euch kenne, seid Ihr alles, was mich interessiert. Ihr allein bedeutet mir alles.«
Plötzlich war er wie toll und presste sein Gesicht an ihren Busen. Er erdrückte sie beinahe. Seine geschickten, ungeduldigen und ebenso flinken wie zärtlichen Finger nahmen von ihrem Körper Besitz, aber als er sie unter ihr Kleid schieben wollte, richtete sie sich auf und berührte sanft sein Gesicht.
»Nein, Alessandro, bitte nicht! Ich bin noch nicht bereit. Ihr müsst mir Zeit lassen.«
Er kam zu sich, als wäre er aus einem Traum erwacht, und murmelte irgendetwas Unverständliches. Sein Verlangen war kaum noch zu bändigen, trotzdem beherrschte er sich, als er hörte, dass sie sich verabschieden wollte, und wurde mit einem Schlag wieder sachlich.
»Bitte lasst mich in mein Gasthaus zurückbringen, Alessandro.«
»Werdet Ihr mich morgen wieder besuchen?«
»Das geht leider nicht! Ich habe Euch doch gesagt, dass ich nach Lille reise.«
»Aber die Gilde kommt doch erst in einigen Tagen zusammen.«
»Ich brauche einen klaren Kopf, und ich möchte vor den anderen da sein. Für mich ist das sehr wichtig. Das versteht Ihr wahrscheinlich nicht.«
»Da täuscht Ihr Euch, Alix.«
Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie noch einmal, zwang sie dabei, seinen leidenschaftlichen Kuss zu erwidern, und drückte sie ganz eng an sich. Dann ließ er sie widerstrebend los und sah ihr nach,
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