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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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als sie sich erhob.
    »Ich rufe meinen Kutscher. Bis bald, Alix, und gute Reise. Möge der Beste gewinnen!«

23
    Seit ihrer Abreise aus Romorantin waren über acht Monate vergangen, und Louis XII. beaufsichtigte unter den ungehaltenen Blicken seiner Frau die fröhliche Gesellschaft, die er François zur Seite gestellt hatte. Fast noch Kinder, waren sie doch schon stramme Kerle und konnten es kaum erwarten, als tapfere Ritter die Klingen zu kreuzen, ohne Sattel zu reiten, das Lanzenbrechen zu üben und auf die Jagd nach Bären und Wildschweinen zu gehen. Und während sie voller Leidenschaft die Geschichten und das Verhalten berühmter Ritter nachahmten, kämpften ihre Väter in Italien. Wahrscheinlich würde es nicht mehr lange dauern, bis François d’Angoulême und seine Freunde von ihrer ersten Rüstung und dem ersten Kampf träumten.
    François ritt in einer Staubwolke dahin und stellte sich vor, er sei unterwegs zu fernen Horizonten. Er preschte durch Städte und Dörfer und belagerte Burgen, das Schwert an der Seite und den Helm mit dem Federbuschen auf dem Kopf, in vollem Kriegsharnisch, mit Brustpanzer und von den vielen Siegen mit Schleifen geschmücktem Schild. Wohin er auch kam, jubelte ihm die Menge unter dem ohrenbetäubenden Lärm von Hörnern und Trompeten aus einem Meer von bunten Fahnen und Wimpeln zu.
    Während die Jungen ihr Leben in vollen Zügen genossen, versuchte Anne de Bretagne, die nun im Schloss von Blois residierte, ihre Sorgen über die neue Schwangerschaft einigermaßen zu beruhigen.
    Louise d’Angoulême saß auf einem der Sessel vor dem großen
Kamin und dachte wieder einmal über die mögliche Geburt eines Thronfolgers und die entsprechenden Folgen nach, was nur dazu führte, dass sie erneut in Angst und Kummer versank.
    Ihr Page René, der sie nur allein ließ, wenn sie ihr Schlafzimmer betrat, reichte ihr einen Brief.
    »Ja, gib ihn mir, René. Ich bin so traurig, vielleicht kann mich ein Brief ein wenig aufheitern. Lass sehen, von wem er ist.«
    »Ein Bote hat ihn aus dem Norden gebracht.«
    »Sollte Alix schon nach Flandern gereist sein, um dort ihr Meisterstück vorzustellen?«, sagte sie mehr zu sich selbst und entrollte das Pergament sofort, um mehr zu erfahren.
    Liebe Louise,
     
    hoffentlich bereitet Euch die Tatsache, dass Königin Anne wieder schwanger ist, nicht allzu große Sorgen.
    Ich habe zufällig davon gehört; sogar hier in der Provinz wird darüber gemunkelt. Man sagt, sie wird wieder eine Tochter bekommen. Also kann Euer Cäsar den Thron besteigen.
    Was mich betrifft, so bin ich jetzt im Norden, den ich ja schon kenne, seit ich dort einmal meinen Jacquou gesucht habe. Nach Amiens und Arras, wo ich einen ersten Bankier getroffen habe, mit dem ich aber nicht ins Geschäft gekommen bin, halte ich mich zurzeit in Brügge auf. Hier habe ich Sire Van de Veere kennengelernt, einen Finanzmann aus Florenz, der mir von Monseigneur Jean de Villiers empfohlen wurde und der wohl jeweils eine Hälfte des Jahres in Florenz, die andere in Brügge zubringt.
    Ich hoffe sehr, dass wir uns einig werden, weil ich dieses Geld unbedingt brauche, damit ich meine Werkstätten wieder aufbauen und weiterarbeiten kann.

    Ach, Louise! Wenn ich nur wüsste, ob dieser Bankier seriös ist. Kann ich ihm vertrauen? Die Ungewissheit macht mich ganz krank, weil er mich verführen will und ich für die Reize dieses Mannes nicht unempfänglich bin. Was wird aus mir, wenn er mich nur zum Besten hält? Er findet mein Meisterstück großartig und will vor den Mitgliedern der Gilde, die dieses Mal in Lille zusammenkommen, dafür sprechen. Er hat mir zugesagt, dass er deshalb extra nach Lille reist. Wenn er sich zusammen mit Kardinal Jean de Villiers für mich einsetzt, bin ich gerettet. Spielt er aber nur ein böses Spiel mit mir, bin ich verloren. Natürlich habe ich ihm auch von den Wandteppichen für den König und für Euch erzählt, die ja bereits begonnen wurden, was ihn wohl doch sehr beeindruckt hat. Er meint, ich sollte ein Kontor in Brügge aufmachen, um von dort aus meine zukünftigen Erzeugnisse verkaufen zu können. Damit wäre ich vor der Feindseligkeit der Weber von Tours sicher. Ob er wohl wirklich sein Wort hält? Irgendwie erscheint es mir mehr als unwahrscheinlich, aber ich versuche einfach daran zu glauben. Das gibt mir Trost und Zuversicht, die ich beides dringend brauche. Sollte sich eines Tages doch herausstellen, dass er mir nur schöntun wollte, kann ich mir immer noch etwas

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