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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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beruhigt hatte. »Ihr habt nur zwei erwähnt.«
    »Wahrscheinlich kommen noch der junge Seigneur de Fleurange und Seigneur de Brion, Philippe de Chabot.«
    Da holte François tief Luft, plusterte sich auf und verkündete so ernst, dass seine Mutter ein Lächeln nicht unterdrücken konnte:
    »Hiermit verspreche ich Euch, Monsieur, dass ich in nur wenigen Monaten perfekt reiten kann, und sei es auch nur auf einem Pony.«
    »Sehr gut, Brüderchen«, lobte ihn Marguerite begeistert. »Du musst der Beste sein!«
    »Da hat Eure Schwester recht«, bekräftigte de Gié, »versucht stets der Beste zu sein. Keiner Eurer zukünftigen Gefährten sollte Euch übertrumpfen. Denkt immer daran. Ihr müsst glänzen, François, immer besser sein als die anderen.«
    »Zumindest ein Punkt, in dem wir uns vollkommen einig sind«, musste Louise einräumen.
    De Gié sah, dass ihre Augen nicht mehr so zornig blitzten.
    »Ich glaube, es gibt noch einen weiteren, Comtesse.«
    »Nämlich?«
    »Ihr wollt Euren Sohn eines Tages auf dem Thron sehen. Nichts darf diesem Plan im Wege stehen.«
    »Da habt Ihr allerdings recht«, meinte sie und klang schon weniger streitsüchtig.
    Dann wandte sie sich an ihre Kinder.
    »Genug jetzt, ab ins Bett mit euch. Es ist schon spät, und morgen beginnt ihr sehr früh mit eurem Reitunterricht. Außerdem muss ich mich noch um meine Korrespondenz kümmern. Ich möchte Alix schreiben.«

    Wenig später saß sie an ihrem Schreibtisch und hatte den ganzen Ärger fast vergessen.
    »Meine liebe Alix,
     
    nun sind wir also in Amboise angekommen. Gott, ist das ein schönes Schloss! Und die Sonne scheint auf all die blühenden Terrassen und Gärten und auf den Fluss.
    Wir sind zwar in einem Seitenflügel untergebracht, aber unsere Gemächer sind geräumig und komfortabel, und von unseren Zimmern können wir das Tal der Amasse und die Weinberge in der Umgebung sehen. Und was die Esplanade vor der Tour Hurtault betrifft, so würde es Stunden dauern, Euch zu berichten, was ich von dort alles entdecke. Nur so viel sei gesagt, ich überblicke den Innenhof, wo François Reitunterricht von Marschall de Gié bekommt und Marguerite ihre weiße Zelterstute reitet und dabei immer wieder ihren kleinen Bruder ermuntert.
    Leider bin ich aber nicht so glücklich, meine liebe Alix, wenn ich den gerundeten Bauch der Königin vor mir sehe, der jeden Tag größer wird und mir einige Angst macht. Anne, der ich in jedem Winkel des Schlosses und an jeder Wegbiegung in den Parks begegne, tönt die ganze Zeit, dass sie einen Sohn zur Welt bringen wird. Dabei schaudert mich, und ich weiß, mein Schrecken hat nicht eher ein Ende, bis dieses Kind zur Welt gekommen ist.
    Die Anwesenheit von Marguerite und François beruhigt mich zum Glück ein wenig, auch wenn ich immer mehr über de Gié verärgert bin. Stets muss alles nach seinem Kopf gehen, und er regelt alles, als wäre ich nicht die Mutter meiner Kinder. Nein, schlimmer noch - als wäre ich gar nicht da! Das Einzige,
was uns verbindet, ist unser gemeinsamer Wunsch, François eines Tages den Thron besteigen zu sehen. Er kann Anne de Bretagne nicht besonders leiden, die ihm diese Abneigung mit gleicher Münze zurückgibt. Der Zwist zwischen ihnen ist bereits sehr alt und geht auf die Zeit zurück, als der junge Marschall de Gié für die Beaujeu und gegen die Bretagne Partei ergriffen hat - obwohl er selbst Bretone ist! Diesen Affront wird ihm die Königin niemals verzeihen. Ich gestehe, mir kommt dieser Unfrieden sehr gelegen.
    So ist es nun einmal, liebe Alix, ein königlicher Hof besteht stets aus kleinen Alltäglichkeiten, mit denen die einen beglückt und die anderen enttäuscht werden.
    Aber davon abgesehen, wünsche ich mir unbedingt, dass Ihr nach Amboise kommt und mich besucht. Ich habe nämlich gute Neuigkeiten für Euch. Der König gewährt mir einen Kredit für den Auftrag, den ich bei Euch bestellen möchte. Sollten Eure schönen Wandteppiche dann wirklich nicht die Wände in Amboise schmücken, verhelfen sie eben denen von Blois oder Chinon zu neuem Glanz. Lasst mich nicht zu lange warten, Alix, ich brenne vor Ungeduld, die Einzelheiten mit Euch zu besprechen.
     
    Bis bald.
    Eure Freundin Louise.«

5
    »Da is Sacquou! Da is Sacquou!«, rief der kleine Guillemin aus vollem Halse und wackelte auf seinen kurzen Beinchen zur Tür.
    Alix sprang auf und warf sich in Jacquous Arme. Die Beine gaben unter ihr nach, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Diesen ganzen schier endlos

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