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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gemacht für eine Medaille. Ihre hohe weiße Stirn verlor sich im Ansatz ihrer streng nach hinten gekämmten schwarzen Haare. Sie hatte eine schmale, gerade Nase, einen schön geschwungenen Mund und einen lilienweißen Teint.
    Louise, die noch immer ihre Tochter an der Hand hielt, machte eine kleine Verbeugung und schob Marguerite damit nach vorne, wobei der Saum ihres luftigen Kleides über den Boden fegte.
    »Wir Franzosen sind wirklich schrecklich unvernünftig, dass wir das Tageslicht nicht mehr zu schätzen wissen. Hier blenden uns Tausende von Lichtern, obwohl es gerade eben erst Abend wird.«
    Johanna richtete ihre dunklen Augen auf Louise und betrachtete dann Marguerite, die genauso angespannt wirkte wie sie selbst. Das junge Mädchen hatte noch an keiner Repräsentation des Hofes teilgenommen und sorgte sich um ihr Auftreten.
    Bei Marguerites unschuldigem Anblick deutete Johanna endlich den Hauch eines Lächelns an. Marguerite zögerte zunächst, fand dann aber dank der Unterstützung ihrer Mutter zu ihrer gewohnt selbstsicheren Art zurück.
    »Soy Margarita de Angoulême es mi hermano Franciso, el duque de Valois, esta alli, al lado del mariscal de Gié, nuestro preceptor.«
Ich bin Marguerite d’Angoulême, und mein Bruder François, Duc de Valois, steht dort hinten bei Marschall de Gié, unserem Lehrer.
    Die Kastilierin war erstaunt, dass eine so junge Person ihre Muttersprache beherrschte, und seufzte erleichtert. Endlich jemand, der sie aufheitern und gleichzeitig die allgemeine Stimmung erheblich verbessern konnte!
    Louise nutzte Johannas Überraschung zu ihrem Vorteil und sagte in ebenso akzentfreiem Spanisch wie ihre Tochter:
    »Mis hijos hablan varias lenguas. Eso es un trabaho que ho siempre he exigido.« Meine Kinder sprechen mehrere Sprachen. Ich habe immer darauf bestanden, dass sie dies erlernen .
    »Gentile, Margarita«, antwortete Johanna nur und lächelte das Mädchen an.
    Das Eis war gebrochen, und sogleich herrschte entspannte Stimmung unter den Hofdamen. Comtessen und Hoffräulein kamen und stellten sich der spanischen Königin in ihrer viel zu schweren Robe vor, die deren Gruß nun immerhin mit einem Kopfnicken erwiderte.
    Obwohl der übrige Abend nicht mehr so steif verlief, legte Johanna von Kastilien keinen Wert darauf, länger als unbedingt notwendig zu bleiben, und verabschiedete sich wenig später stolz und unnahbar, um sich in die Gemächer zurückzuziehen, die ihr die Königin zur Verfügung gestellt hatte.
     
    Johannas großzügige Gasträume lagen an dem großen Schlosshof, so dass sie in den folgenden Tagen vom Fenster aus beobachten konnte, wie der König in Begleitung ihres Gatten zu immer neuen Unternehmungen aufbrach.
    Als Louis XII. Philipp von Österreich am ersten Abend noch die Geschichte der Waffen erklärte, die die Wände seines Waffensaales zierten - von Chlodwigs Streitaxt bis hin zu Jeanne
d’Arcs Rüstung -, zog die Willkommensprozession in Johannas Zimmer.
    Der Etikette entsprechend wurden ihr die Mahlzeiten auf ihrem Zimmer serviert. Allerdings verweigerte sie rigoros Fleisch, Pasteten und Fisch und aß nur Obst, Milch- und Süßspeisen. Also wurde eine ganze Reihe von gehaltvollen Speisen aufgetragen, begleitet von schönen, wertvollen Geschenken, die jeder anderen Königin große Freude bereitet hätten. Johanna von Kastilien hatte aber ein für allemal beschlossen, dass dieser Aufenthalt in Frankreich ihr Wohlbefinden beeinträchtigte, und wollte die Aufmerksamkeiten nicht würdigen.
    Ihr Schlafgemach war mit Goldstoff und weißem Satin ausgeschlagen. Zwei Stufen, auf denen ein dicker Teppich lag, führten zu der Estrade, auf der das mit rotem Damast gepolsterte Bett thronte. Überall türmten sich weiche Samtkissen. Prächtige Blumen drängten sich wie große, bunte Vögel in silbernen Jardinieren. Schöne Schalen, Fayencen, Kristall und kostbare geschnitzte Holztruhen zierten die Räume - ein grandioser Luxus und Prunk.
    Aber Johanna fühlte sich wieder nicht wohl. Einzig ein Musikinstrument hätte sie jetzt wohl beruhigen und zerstreuen können. Aber in diesem ganzen raffinierten Pomp gab es keine Spur von Musik, die die Kastellanin nun so dringend gebraucht hätte.
    Als das Begrüßungssouper begann, musste Johanna an ihre glücklichen Stunden am Klavichord und mit der Mandoline denken, die sie zuhause auf ihrem Schloss jeden Abend in Gegenwart ihrer Kammerzofen spielte. Oh Gott, wie weit davon entfernt war doch dieses viel zu luxuriöse Zimmer, in

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