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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mir die Frage erlauben, was Ihr in meinem Zimmer verloren habt, Monsieur? Wer hat Euch erlaubt es zu betreten?«
    Er ignorierte ihre Frage und wirkte nach wie vor äußerst verärgert.
    »Ein zukünftiger Herrscher soll sich an Kriegsberichten erfreuen, Madame, nicht an den Kinderstreichen, mit denen Ihr ihn jeden Abend füttert.«
    Wie so oft waren seine Bewegungen ruckartig und unerwartet, als er jetzt ans Bett trat. Louise zog nie die Bettvorhänge zu, wenn sie noch mit ihren Kindern in dem großen Himmelbett saß und redete, das direkt vor dem mächtigen Kamin in ihrem Zimmer stand.
    Eine kleine Tür, die hinter der italienischen Tapete versteckt war, erlaubte ihr ohne Umwege über die langen Flure die anderen Zimmer ihrer Wohnung zu erreichen. So konnte Louise ungesehen vom Vorzimmer in ihr Arbeitszimmer oder von ihrer Bibliothek in den eigenen Salon gehen.
    Wenn das schlechte Wetter keinen Ausritt durch die umliegenden Wälder erlaubte oder sie Königin Anne nicht über den Weg
laufen wollte, kam es vor, dass Louise ihre Gemächer nur zu den Mahlzeiten verließ.
    Marschall de Gié stand nun also vor dem großen offenen Bett und betrachtete ungeniert das Spektakel, das sich ihm bot. Dann griff er mit einer zornigen Handbewegung nach der blauen Seidendecke und zog sie vom Bett.
    Louise machte eine erschrockene Bewegung, die eine ihrer runden, weißen Brüste bloßlegte. Der Marschall ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, betrachtete weiter ziemlich unverfroren die halbnackte Comtesse, und sein Blick blieb nun an ihren wunderschön geschwungenen Schenkeln hängen, von denen das Nachthemd nur einen bedeckte. Der andere präsentierte sich ihm in seiner ganzen Anmut und mit vollkommenen Rundungen.
    Prunelle war erschrocken vom Bett gesprungen und versteckte sich dahinter. Ohne einen Mucks verzog sie sich in den Spalt zwischen Bett und Wand und wartete ab.
    Die beiden Kinder waren wie versteinert, und auch Hapaguai rührte sich nicht, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er wohl auf die Knie seines jungen Herrn springen durfte.
    Wie scharfe Klauen bohrten sich de Giés Blicke in den wunderschönen Körper von Louise. In dieser eben noch ungezwungenen, intimen Situation offenbarten ihr nackter Schenkel und ihre entblößte Brust nichts als Anmut und Schönheit.
    Als Hapaguai merkte, wie verstört sein junger Herr war, sprang er doch auf seinen Schoß, und der Marschall blickte endlich nicht mehr so streng, sondern verzog den Mund zu einem gezwungenen Lächeln.
    Dieser Moment des Friedens währte aber nicht lange, weil de Gié seinen prüfenden Blick gleich wieder auf die Comtesse richtete und sie mit einer Verachtung musterte, die keine Entgegnung duldete. Dann bückte er sich und nahm François auf den Arm.

    »Ihr kommt jetzt mit mir, Herzog von Valois, und ich werde Euch die spannendsten Rittergeschichten erzählen, die Ihr euch nur vorstellen könnt. Wenn Ihr erst König von Frankreich seid, werdet Ihr mir noch dafür danken.«
    Er erhob sich zu seiner vollen Größe, drückte den kleinen Jungen an seine starke Brust und sagte mit schneidender Stimme:
    »Ich werde den König von Eurem Fehlverhalten unterrichten, Madame. Inzwischen lasse ich Euch mit Eurer Tochter allein.«
    Scheinbar mühelos trug er den Jungen an seinen Hellebardieren vorbei und befahl ihnen, ihm zu folgen.
    Als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, entspannte sich Louise endlich ein wenig, atmete wieder normal und flüsterte ihrer Tochter ins Ohr:
    »Ich kann ihn nicht leiden, aber ich glaube, er ist unser Verbündeter. Er nimmt uns François nur weg, weil er einen König aus ihm machen will.«
     
    Ein derartiger Vorfall wiederholte sich nicht, weil Louise Catherine darum gebeten hatte, die Tür zu ihrem Zimmer in Zukunft abzuschließen, wenn sie ging.
    Trotzdem beschloss sie, sich mit Ludwig zu treffen, der aus Italien zurück war, um ihm einige Informationen zu entlocken, die sie für ihre zahlreichen Pläne benötigte.
    Es war noch sehr früh, ein warmer, sonniger Tag kündigte sich an, und der König wollte gern ausreiten. Eben hatte er das Zimmer der Königin verlassen, war durch eine niedrige Tür in den Waffensaal getreten und gelangte über das Labyrinth an Gängen aus dem Schloss ins Freie.
    Der König war groß und schlank, und sein Gesicht erinnerte noch an den schönen Mann, der er einmal gewesen war - auch wenn ihn seine ausschweifende Jugend reichlich mitgenommen
hatte, war er noch immer recht ansehnlich. Seine

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