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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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langsamen Trab, besonders früh morgens, wenn die Sonne die breiten Wege in diffuses Licht tauchte und er mit bebenden Nüstern die morgendlichen Gerüche schnuppern konnte.
    Die Luft war noch angenehm kühl von der vergangenen Nacht, und sie trabten durch die Auffahrtsallee zum Waldrand - Pferd und Reiterin bei bester Laune.
    Zwei Reihen Birken, die dicht nebeneinanderstanden, trennten den Weg vom Wald, und Farne, die sich mit goldenem Ginster abwechselten, bildeten zusammen mit Gräsern in allen Farben ein dichtes Buschwerk.
    Das milde Morgenlicht drang durch die Bäume. Orion schüttelte die Mähne und wurde langsamer, als Louise die Zügel kürzer nahm und ihn in eine dunkle, dicht belaubte, üppig grüne Allee zu einem nahen Teich führte.

    Das klare Teichwasser funkelte silbern, der Anblick war eine wahre Wohltat.
    Louise war rundum glücklich und zufrieden. All ihre Ängste schienen auf einmal wie weggewischt. Zierliche Schilfhalme und Teichlilien wiegten sich im Morgenwind, während sich das leise Geschnatter von Enten und Wasserhühnern mit dem Gesang der Amseln im Geäst der Bäume mischte.
    Das Geräusch von galoppierenden Pferdehufen unterbrach ihre Betrachtung einer Ente, die ihre Bahnen auf dem Teich zog, und sie ahnte instinktiv, dass das der König sein musste. Einen Moment lang befürchtete sie, Marschall de Gié könnte ihn begleiten, beruhigte sich aber schnell wieder, als sie erkannte, dass es nur ein Pferd war.
    Den gleichmäßigen langsamen Trab konnte sie deutlich hören. Dann sah sie den König auf dem Waldweg, der linkerhand von der Allee abbog, näherkommen. Er trug ein karmesinrotes Wams und beigefarbene Kniehosen, aber keinen Hut, und sein glattes blondes Haar fiel ihm aus der Stirn bis auf die Schultern.
    »Es freut mich sehr, Euch hier zu treffen, Madame. Wie ich sehe, macht es uns beiden die gleiche Freude, früh am Morgen auszureiten.«
    »Der Nebel, der sich nur ganz allmählich auflöst, und die zaghaften Laute um einen herum sind so zauberhaft, dass man sie einfach bewundern muss. Findet Ihr nicht auch?«
    Der König musterte sie wohlwollend.
    »Offen gestanden habe ich Euch vom Waffensaal aus beobachtet, Madame, und hatte den Wunsch, Euch zu treffen.«
    Die Comtesse dachte an den leeren Stall und wusste, dass das nicht stimmen konnte. Der König wollte ihr wohl damit deutlich machen, dass auch er sie sprechen wollte.
    »Ich war gerade dabei umzukehren«, antwortete Louise und
streichelte Orion mit der Peitsche. »Wenn man von der Hauptallee abbiegt, gibt es einen Weg, der tiefer in den Wald führt.«
    »Seid Ihr einverstanden, wenn wir ein wenig Seite an Seite in diese Richtung reiten?«
    »Mit dem größten Vergnügen, Sire«, sagte Louise und schenkte ihm einen betörenden Blick.
    Schnell passte sich das Pferd des Königs der ruhigen Gangart Orions an, und die beiden trabten einträchtig bis zu einem Weg, der von wildem Ginster gesäumt war und den Blick auf eine eindrucksvolle Heide voller Erika und Stechginster freigab.
    »Die Sologne ist einfach wunderschön. Seht nur, welch farbenprächtigen Anblick sie uns bietet, Louise.«
    Seine wenig förmliche Anrede löste die etwas steife Stimmung zwischen ihnen sofort.
    »Ich hatte schon befürchtet, Ihr hättet vielleicht beinahe unser schönes Frankreich vergessen, weil Ihr so lange im Königreich Neapel unterwegs wart«, sagte Louise.
    »Nicht doch, aber die neapolitanische Landschaft mit ihrem azurblauen Himmel verführt mich tatsächlich immer wieder aufs Neue. Ich vermisse dort allerdings allmählich die Vielfalt an Farben und Düften, die wir hier im Val de Loire haben. Ich liebe die Sologne. Nur dieses Schloss hier ist leider mehr als unkomfortabel.«
    »Ich finde es bezaubernd. Es ist so ganz anders als die übrigen Residenzen an der Loire, allein schon, weil wir hier den Wald vor der Tür haben. Meine Kinder, und ganz besonders François, fühlen sich hier wohler als auf Eurem Schloss in Amboise.«
    »Lernt er denn hier auch fleißig die Kunst der Reiterei?«
    »Oh ja, Marschall de Gié bringt ihm alles bei, was er wissen muss. Er kann bereits ohne Sattel reiten, vom Pferd aus mit dem
Bogen schießen und über Hindernisse springen. Er benötigt nur noch etwas mehr Übung.«
    Ein weiterer Teich tauchte spiegelglatt rechts neben ihnen auf, dicht gesäumt von gelben Schwertlilien und purpurrotem Weiderich. Am leisen Geplätscher, das ihre Bewegungen verursachten, erkannten sie, dass mehrere Nager im Wasser unterwegs

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