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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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unverzüglich ansprach.

    »Falls mir aber doch das Glück beschieden sein sollte, einen Sohn zu bekommen, bleibt Euer Sohn nach wie vor ein Valois und damit einer der ranghöchsten Männer im Königreich.«
    Wieder betrachtete er ihre schlanke Fessel, die Louise nicht verhüllt hatte. Warum nur hatte sie nie mit ihm kokettiert, als er sie in Cognac besuchte? Warum setzte sie ihm ausgerechnet an diesem Morgen derart mit strahlenden, einschmeichelnden Blicken zu?
    »Und falls ich sterben sollte, ehe ein Thronfolger volljährig ist, gibt es Dokumente, die belegen, dass Euer Sohn die Regentschaft übernehmen soll.«
    »Ich danke Euch, mein Cousin, nichts anderes habe ich von Euch erwartet.«
    Ludwig lächelte sie herausfordernd an.
    »Erwartet Ihr vielleicht noch mehr von mir?«
    Und als Louise schwieg, fuhr er mit einer ausladenden Handbewegung fort:
    »Ich will Euch Château de Romorantin zum Geschenk machen, weil Ihr es so zu lieben scheint, und Amboise schenke ich Eurem Sohn, wenn die Königin und ich wieder in Blois sind. So könnt Ihr die Grafschaft Angoulême Eurer Tochter vermachen.«
    »Ihr seid überaus großzügig, Sire, und meine Dankbarkeit ist Euch sicher.«
    Der König versuchte sie zu durchschauen, aber ihre Miene verriet nichts.
    »Ihr wisst genauso gut wie ich, dass Romorantin früher zum Patrimonium des Herzogs von Angoulême gehört hat. Es ist also nur gerecht, wenn es in Euren Besitz zurückkehrt.«
    Louise gab ihrem Pferd die Sporen, so dass es einen Satz nach vorn machte, bändigte es aber sofort und kam wieder neben dem König zu stehen.

    »Was, wenn Ihr keinen Thronfolger bekommt?«, fragte sie ihn vorsichtig.
    Der König winkte ungeduldig ab.
    »Natürlich weiß ich, dass alle Kinder der Königin bei der Geburt oder sehr jung gestorben sind. Ob ich wohl mehr Glück habe als mein Vorgänger?«
    Entmutigt ließ er die Hand sinken.
    »Gott, der mich vor nicht allzu langer Zeit mit Jeanne de France vereint hat, hat mich nicht begünstigt, weil sie kein Kind bekommen konnte. Ihre Missbildungen standen einem Erben im Weg.«
    »Aber Anne ist gesund und kräftig«, wandte Louise ein und bemühte sich, ihre Stimme nicht bitter klingen zu lassen.
    »Schon, schon - wir werden sehen! Inzwischen habe ich ein wachsames Auge auf die Erziehung Eures Sohnes und werde ihm, sobald Ihr wieder in Amboise seid, ein paar junge Herren aus dem Hochadel zur Gesellschaft geben.«
    Aber richtig beruhigt war Louise nach dem Gespräch nicht. Deshalb setzte sie sich am Abend nachdenklich an ihren Schreibtisch und machte sich daran, ihrer Freundin Alix einen Brief zu schreiben.
    »Meine liebe Alix,
     
    auf Befehl des Königs mussten wir Amboise in aller Eile verlassen und uns nach Schloss Romorantin, im Wald von Sologne, zurückziehen, das scheinbar von der Pest verschont bleibt. Auch wenn die Räume hier groß und behaglich sind und wir ein angenehmes Leben auf Romorantin führen, zittert hier doch jeder um einen Lieben, den er an der Loire zurücklassen musste,
wo die Pest weiter unbarmherzig wütet. Ich muss immer an Euch denken, Alix, weil meine Kinder zum Glück hier bei mir sind - Gott sei Dank. Ich flehe Euch an, seid nur vernünftig und vorsichtig und verbarrikadiert Euch in Eurer Werkstatt, wo ich Euch vermute.
    Ich weiß nicht einmal, ob Ihr diesen Brief erhalten werdet, weil es in diesen schwierigen Zeiten kaum Boten gibt. Schon in wenigen Tagen finden wir vielleicht keinen mehr, der sein Leben dafür aufs Spiel setzen will - nicht einmal für gutes Gold.
    Weil das Schloss hier reichlich beengt ist, laufe ich der Königin ständig über den Weg. Wir begegnen uns zwar höflich, ich spüre aber, wie entzückt sie ist, wenn sie merkt, dass ich ihren immer runder werdenden Bauch sehe. Oh Gott, könnt Ihr euch meine Angst vorstellen, sie könnte einen Sohn bekommen? Mein Cousin, der König, macht aber einen sehr entmutigten und verbitterten Eindruck - er scheint nicht an die Geburt eines Thronfolgers zu glauben. Bei einem Ausritt im Wald von Sologne, den ich allein mit ihm unternommen habe, erklärte er mir, dass er weiterhin ein wachsames Auge auf die Erziehung von François habe und vier oder fünf junge adelige Herren für ihn aussuchen möchte, die mit ihm zu pflichtbewussten und ehrenhaften, tapferen Rittern erzogen werden sollen.
    Ich muss noch einmal auf diese schreckliche Epidemie zu sprechen kommen, die den gesamten Westen von Frankreich überrollt und Tours, Blois und Orléans erreicht hat. Hört auf meinen

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