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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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besorgt ihre Mutter war, und sagte:
    »Kommt, Mutter, gehen wir ein Stück die Allee entlang. Vielleicht begegnen wir ihnen ja.«
    Antoinette, Jeanne und Souveraine kamen ihnen aus der anderen Richtung entgegen und beschlossen, die beiden zu begleiten, als ihnen Louise von ihren Befürchtungen erzählt hatte.
    Es war Anfang Winter, und nach einem kalten, aber sonnigen Tag würde es bald dunkel werden. Antoinette suchte den Horizont hinter den Bäumen ab, die allmählich ihr Laub verloren.
    »Diese Verspätung passt so gar nicht zu de Gié. Wo er doch sonst immer peinlich genau auf die Einhaltung des Stundenplans achtet«, sagte sie zu Louise.
    »Nehmen wir die Hauptallee zum Wald, bestimmt begegnen wir ihnen dort bald«, beruhigte sie Jeanne und nahm die Hand ihrer Tochter.
    »Hoffentlich verspäten sie sich nicht, weil sie hinter einem Hasen her sind, den sie aus den Augen verloren haben«, meinte das junge Mädchen.
    »Was redest du denn da, Souveraine?«, widersprach ihr die
Comtesse. »In dem Wald hier gibt es mehr als genug Kleinwild. Wenn ihnen ein Hase entkommen sollte, können sie einfach einen anderen jagen.«
    »Vielleicht sind die Hasen hier aber schlauer als anderswo«, versuchte Jeanne einen Scherz.
    Der sorglose Ton ihrer Freundin beruhigte Louise kaum. Schweigend eilte sie über den moosbedeckten Weg. Hoch oben in den goldbraunen Birken sangen die Amseln, und am Himmel kündigten die ersten rosafarbenen Streifen den nahen Sonnenuntergang an.
    »Unsere Leute sollen sich auf den Weg machen!«, sagte sie schließlich. »Ich fühle, dass ein Unglück geschehen ist.«
    »Vielleicht haben sie sich nur verirrt«, meinte Souveraine.
    »Das würde mich sehr wundern. De Gié kennt sich im Wald von Sologne so gut aus, als wäre er hier zuhause. Schließlich ist er dort den ganzen Sommer in Gesellschaft des Königs unterwegs gewesen.«
    Wie um sich zu beruhigen, nahm nun auch Louise die Hand ihrer Tochter, die in den dunkler werdenden Himmel schaute.
    »Louise hat recht«, räumte Jeanne ein. »De Gié hat mit dem König sämtliche Arten von Jagden in den Wäldern um Romorantin unternommen. Sie haben nach Rehen und Hirschen und nach Wildschweinen gejagt. Das Kleinwild dürfte ihm wirklich keine Probleme bereiten.«
    »Lasst uns zum Schloss gehen und unsere Leute zusammentrommeln, oder wenigstens die, die uns noch geblieben sind«, schimpfte Jeanne, die seit einiger Zeit ohne ihre Kammerdienerin auskommen musste, weil die sie, wie so viele andere auch, beim Ausbruch der Pest verlassen hatte.
    Also kehrten sie um, und als sie endlich zum Schloss kamen, war es bereits stockdunkle Nacht.

    »Philibert!«, riefen sie laut, »holt die Lakaien und die Diener. Wir müssen den Wald durchsuchen. Und bringt so viele Fackeln wie möglich mit, damit wir etwas sehen!«
    Sofort herrschte große Aufregung im Schloss. Die Männer zogen sich wärmere Mäntel an, bewaffneten sich mit Messern und Knüppeln, falls es zu nächtlichen Raufereien kommen sollte, und jeder nahm eine Fackel mit.
    Angeführt von Philibert, dem großen Bonaventure und Jean-Baptiste marschierten die Knechte, Lakaien und Diener in einer langen Prozession in den dichten dunklen Wald; Catherine und ein paar andere Frauen hatten sich zu ihnen gesellt. Überall in der Finsternis sah man nun das schwache Licht der Fackeln, die wie Irrlichter durch den Wald tanzten.
    Louise und Marguerite verhielten sich ganz still und lauerten auf ein verdächtiges Geräusch, das ihnen den richtigen Weg weisen sollte. Ab und zu hörte man Antoinettes spitze Stimme Anweisungen erteilen, die dann von Jeanne wiederholt wurden, die weniger aufgeregt als ihre Freundin war. Beide waren aber sehr unsicher, drückten sich eng aneinander und hielten Augen und Ohren auf.
    Der Wald wurde immer undurchdringlicher, und die Amseln schwiegen längst, dafür schrien jetzt die Eulen.
    Die Männer hatten sich in zwei Reihen geteilt. Die eine suchte unter der Leitung von Philibert in der Gegend um die Teiche, die andere mit Bonaventure und Jean-Baptiste im Wald.
    Schließlich war es Souveraine, die als Erste das leise Geräusch von einem trabenden Pferd mit seinem Echo hörte.
    »Da sind sie!«, rief Marguerite.
    Wie auf ein Kommando hin wurden alle Fackeln hochgehoben und leuchteten in das dunkle Laubwerk, das in der Nacht sonderbare Formen angenommen hatte. Alle waren stehengeblieben,
und Philibert kam mit seiner kleinen Truppe dazu. Das Geräusch des trabenden Pferds kam näher, wurde lauter und

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