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Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seidenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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ihm feindlich gesinnt. Schon beim zweiten Schritt, den seine tapsigen Pfoten auf die Gasse hinaus machten, versank er in einem tiefen Schlammloch. Verzweifelt ruderte der kleine Kerl mit den Pfoten im weichen Unrat herum. Doch der Schlamm klebte wie Pech an seinem Fell, drohte, ihn hinabzuziehen. Auf sein jämmerliches Jaulen hin geschah jedoch gar nichts. Niemand hatte sein Verschwinden bemerkt, niemand sah die verzweifelte Lage, in der sich der Welpe befand. Weiter und immer schneller pflügte er durch den Schlamm, auf dessen Oberfläche sich bereits erste Schaumbläschen bildeten.
    Dann endlich stieß seine Pfote an etwas Festes, und es gelang ihm, Halt am glitschigen Rand des Loches zu finden. Mit aller Anstrengung, die er aufzubringen vermochte, schaffte er es schließlich, seinen kleinen Körper aus dem Dreck zu schieben. Doch dieser Unfall hatte ihm die Freude an weiteren Abenteuern gründlich verleidet, so dass er sich beeilte, schnell zurück in den Hof und auf vertrauten Boden zu gelangen. Sofort machte er sich auf die Suche nach Fygen, die es noch immer vermocht hatte, allen Kummer seines kleinen Hundedaseins mit einem Zipfel Wurst zu vertreiben. Munter tapste der völlig verdreckte Hund auf die Gästeschar zu. Doch die festlich gewandete Gesellschaft war nicht erfreut über sein Herannahen. Fluchtartig wichen die Gäste vor ihm zurück, liefen auseinander und bildeten eine Gasse, die ihn ungehindert bis zu Agnes vordringen ließ, die mit glühenden Wangen von einer Umarmung in die nächste gereicht wurde. Die Braut in ihrem weißseidenen Kleid war sich der Gefahr, die sich langsam auf ihr kostbares Gewand zubewegte, nicht bewusst, wohl aber ein gut Teil der Gäste, die ihren Befürchtungen mit spitzen Schreien Luft machten. Langsam begann der Schlamm auf dem Fell des Hundes zu trocknen und fing an zu jucken, so dass ihn der unwiderstehliche Drang überkam, sich zu schütteln. Gerade als er sich auf allen vier Pfoten einen stabilen Stand verschafft hatte, schnappte ihn der Bräutigam geistesgegenwärtig mit sicherem Griff am Nackenfell und trug ihn am ausgestreckten Arm über die Wiese durch die Apfelbäume hin zu den Stallungen, wo er den schmutzigen kleinen Kerl einem verdutzten Pferdeknecht in die Hände drückte.
    Nachdem der Störenfried entfernt worden war, entrang sich der Brautmutter ein recht undamenhaftes Glucksen, weil sie es beim besten Willen nicht schaffte, ihr Lachen hinter einem vornehmen Hüsteln zu verbergen. Auch im Gesicht des Brautvaters zuckte es verdächtig, und von da ab dauerte es nur wenige Momente, bis sich die gesamte illustre Hochzeitsgesellschaft, Ratsherren, Fernhändler, Seidmacherinnen und Kaufleute, vor Lachen die Bäuche hielt. Auf einen Wink des Brautvaters hin begannen die Mägde, köstlichen, ochsenblutfarbenen Wein auszuschenken, und unter ausgelassenen Hochrufen trank man dem jungen Brautpaar ausgiebig zu.
    Es war dieser Vorfall, der aus der ein wenig steifen Hochzeit der Tochter eines ehemaligen Ratsherrn und angesehenen Seidenhändlers ein ungezwungenes Fest werden ließ, das die Gäste sichtlich genossen. Musikanten spielten auf, und die Mägde schleppten Platte um Platte, Topf um Topf, Schüssel um Schüssel in den Hof, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Bier und Wein flossen reichlich, und der frischgebackene Ehemann hatte es sich nicht nehmen lassen, ein paar besondere Leckerbissen aus seiner oberdeutschen Heimat beizusteuern.
    Einzig Herman schien das Fest nicht so recht zu genießen, was mit seinem Besuch im Annenkonvent zusammenhängen mochte, mutmaßte Fygen, als sie sah, wie der Junge schwermütigen Blickes in seinen Becher starrte. Am Vorabend der Hochzeit hatte sie Herman mit einem Korb voller Lebensmittel, frischer Milch, einer Handvoll Eier, dottergelber Butter und den letzten eingekellerten Äpfeln des Vorjahres zu den frommen Schwestern geschickt. Der Korb sei für die kranke Frau vorgesehen, und er solle ihn ihr, wenn möglich, persönlich überreichen und ihren Gruß ausrichten, hatte sie ihm aufgetragen. Herman hatte sich ein wenig erstaunt über diesen Auftrag gezeigt, doch er hatte seiner Mutter diesen Wunsch nicht abschlagen können. Was die beiden aus ihrem Wiedersehen machen würden, war ihre Sache, hatte Fygen entschieden.
    Erst spät war der Junge nach Hause zurückgekehrt, und Fygen hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen. Doch jetzt war dafür sicher nicht der rechte Zeitpunkt. Das Beste war wohl, Herman erst einmal

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