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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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anderen ins Bett zu gehen. Wenn Sie schon Petra Bauer nicht davon abhalten konnten, dann sollte wenigstens Ihr Rivale Ihren Zorn zu spüren bekommen. Sie hielten sich in einer dunklen Ecke der Bar auf und machten Fotos, die ihn die Karriere kosteten.»
    «Unsinn.»
    «Nachdem Petra Bauer Schwerdts Zimmer verlassen hatte, lockten Sie sie ins Auto und fuhren mit ihr zur Waldhütte, wo Sie sie dann töteten.»
    «Sind Sie verrückt? Ich hätte Petra nie etwas antun können.»
    «Was hatten Sie sonst in der Bar verloren? Bereitete es Ihnen Vergnügen, die beiden zu beobachten und darauf zu warten, was sich wenig später im Zimmer abspielen würde?»
    Bender sprang auf.
    «Halten Sie den Mund. Ich habe alles getan, um das zu verhindern. Aber Petra wollte einfach nicht auf mich hören.»
    «Wieso gingen Sie nicht dazwischen?»
    «Was hätte ich denn tun können? Petra war wild entschlossen, Schwerdt zu verführen, und der Hurenbock war derLetzte, der sich das hätte entgehen lassen. Es war ausgemachte Sache.»
    Kilian hielt die Notiz, für die Bender in die Waldhütte eingebrochen war, noch immer in der Hand.
    «Wie kam Petra an die Notiz?»
    «Ich habe sie ihr zukommen lassen.»
    «Wie?»
    «Ich habe sie jemandem vom Personal der Bar gegeben. Sie sollte die Notiz Petra heimlich zustecken.»
    «Sie? Eine Frau?»
    «Ja.»
    «Genauer. Wer war diese Frau?»
    «Mehr ein Mädchen als eine Frau. Jemand aus dem Service, der die Tische sauber gemacht hat.»
    «Wie hieß sie?»
    «Keine Ahnung.»

25
    Bettwäsche und Handtücher stapelten sich entlang des engen und muffigen Korridors. Der Geruch von Schweiß und Alkohol hing in der Luft, eingetaucht in das dämmrige Licht der Deckenbeleuchtung.
    Kilian hatte diesmal keine Schwierigkeiten, das Zimmermädchen Vroni zu finden. Er hielt sich an die lange Prozession der Wäschewagen, die ihn durch das Labyrinth der Gänge zu ihrer einsamen Kammer führte.
    Vroni stand auf einer Leiter und hangelte nach einem frischen Satz Bettzeug. Obwohl der Raum niedrig war, wirkte Vroni darin wie ein hilfloses Kind, das im Begriff war, sich alle Knochen zu brechen. Er eilte ihr zu Hilfe.
    «Himmel, haben Sie mich erschreckt!» Vroni fasste sich an die Stirn.
    «Entschuldigen Sie», antwortete Kilian, «fürs Anklopfen war keine Zeit.»
    Er nahm das Bettzeug und reichte ihr die Hand, damit sie sicher von der klapprigen Leiter heruntersteigen konnte.
    «Haben Sie mich vermisst», fragte sie, «oder wie komme ich zu diesem überraschenden Besuch?»
    Die Scheu ihres ersten Aufeinandertreffens hatte sie abgelegt. Sie schien sogar ein wenig geschmeichelt.
    «Es geht noch einmal um jene Nacht in der Bar», sagte Kilian. «Ein Mann will Ihnen eine Notiz gegeben haben, die Sie Petra Bauer zugesteckt haben sollen. Können Sie das bestätigen?»
    «Welche Notiz?»
    «Ein kleiner Zettel mit einem Hinweis auf ein Rendezvous.»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    Vroni nahm das frische Bettzeug unter den Arm und forderte Kilian auf, ihr zu folgen.
    «Können wir auf dem Weg nach oben darüber sprechen? Ein Gast wartet auf mich.»
    «Sicher», antwortete Kilian.
    Sie traten in den schummrigen Gang.
    «Wissen Sie», sagte Vroni, «je später der Abend, desto dreister die Anmache. Was am Anfang noch ein Augenzwinkern ist, entwickelt sich spätestens ab dreiundzwanzig Uhr zu Handgreiflichkeiten. Hin und wieder bekomme ich auch etwas zugesteckt. Meistens ist es Geld, das mich gefügig machen soll. Es ist am besten, nicht darauf einzugehen und weiterzumachen, als sei nichts gewesen.»
    «An diese Notiz können Sie sich also nicht erinnern?»
    «Nein.»
    «Der Zeuge hat Sie aber genau beschrieben.»
    «Schon möglich. So wie es viele andere Hotelgäste auch tun, wenn ich Ihnen aufgefallen bin.»
    Obwohl klein von Statur, hatte Vroni einen schnellen Schritt. Kilian hatte Mühe, ihr zu folgen, ohne sich an den Wäschewagen zu stoßen. Vroni hingegen schien für die Welt im Untergrund wie geschaffen. Sie nahm die Hindernisse wie ein Slalomläufer.
    «Ich habe ein Bild», sagte Kilian und zückte einen Wahlkampfprospekt, auf dem das Konterfei Benders abgebildet war. «Schauen Sie es sich mal an. Vielleicht können Sie sich dann erinnern.»
    Vroni nahm den Prospekt und betrachtete ihn im Gehen. Das Licht war schummrig, und erst im Obergeschoss konnte sie das Bild richtig erkennen.
    «Ja», sagte sie schließlich, «der Mann kommt mir bekannt vor.»
    «Ist es der mit der Notiz?»
    «Könnte sein, was aber nicht heißt, dass ich mich

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