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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fort, allein. Nichts ist um mich herum; ich stürze ganz allein, niemand weiß es, keinen kümmert es. Helft mir! Holt mich zurück! Ich will nach Hause!
     Gleichzeitig sagte er sich, daß das infantile Dummheit war, denn er war ja gar nicht allein: Dieter und Vivian und das Kind, Laura, waren mitgekommen und ein gigantisches Metallschiff, das so lang war wie vier Straßenzüge, Tausende von Tonnen wog, vollgestopft war mit Turbinen, Schutzausrüstung und Vorräten und einen Wert von Milliarden Dollar darstellte. Also war alles Unsinn.
     Zitternd streckte er die Hand aus und berührte die Wand. Bei Gott, sie erschien echt. Was konnte er noch verlangen? Konnte sie noch echter werden? Wie sähe sie aus, wenn sie noch wirklicher wäre? Seine Gedanken drehten sich im Kreis, in wildem Wirbel, schneller, immer schneller.
     Er ging zur Tür, knallte sie zu, verriegelte sie, starrte durch den Schlitz und war befriedigt. Er war eingesperrt; selbst wenn er völlig überschnappte, schadete das nichts; niemand würde ihn sehen, niemand würde es wissen, er konnte keinen Schaden anrichten. Er konnte die ganze Werkstatt demolieren, ohne daß das ins Gewicht fiel. Es war nicht vergleichbar mit einem Amoklauf draußen, wo er an das empfindliche Leitinstrument herankönnte.
     Die Metallwände der Werkstatthütte wirkten grell und stählern. Sie sahen aus wie Metallfolie, waren fast noch dünner als Papier. Eine zerbrechliche Metallhaut zwischen ihm und der Leere. Er konnte sie dort draußen spüren; er legte die Hand an die Wand, litt unsäglich, aber zwang sich dazu, stand da und berührte tatsächlich die äußere Leere.
     Er konnte sie hören. Er konnte sie fühlen, praktisch riechen. Es war ein kalter, dumpfer Geruch, wie schimmelndes Papier. Ein verlassener Abfallhaufen, der nachts umhergeweht wurde; Wind, so schwach, daß er unsichtbar war, so leise, daß man keine Bewegung wahrnahm, nur das Gefühl der Gegenwart. Er war immer da, außerhalb des Raumschiffes. Er hörte nie auf.
    Empörung trat an die Stelle der Angst. Warum hatten sie keine Verbindung zwischen den beiden Schiffen geschaffen? Warum hatten sie nicht für ein Geräusch gesorgt? Es gab kein Geräusch. Die Turbinen standen still – abgesehen von gelegentlichen erschreckenden Sekundenbruchteilen, wenn sich die Steuerdüsen einschalteten, um den Kurs zu korrigieren. Woher wußte er, daß sich das Raumschiff bewegte? Er lauschte, aber er hörte nichts; er schnupperte, er schaute, er streckte die Hand aus, aber da war nichts. Nur die Metallfolienwand, anscheinend dünner als Papier, so empfindlich, daß er sie zerfetzen konnte.
     Seine Gedanken kreisten unablässig weiter. Indessen näherten sich das Raumschiff und sein unsichtbarer Begleiter immer mehr der Venus.
     Im zweiten Raumschiff beugte sich Frank im Funkraum über den Empfänger.
     »In den ersten zweiundsiebzig Stunden der Krisenregierung zeigt die Einstellung der Bevölkerung bereits einen auffälligen Wandel«, erklärte die undeutliche, von statischen Störungen überlagerte Stimme des Sprechers auf der Erde.
    Irma und Frank blickten einander ironisch an.
     »Die vorhergehende Apathie und Sinnlosigkeit die das Leben unter dem Bureg-System charakterisierte, ist verschwunden. Der Mann auf der Straße besitzt eine neue Lebensfreude, ein neues Lebensziel. Jetzt hat er Vertrauen in seine Führer. Er weiß, daß seine Führer handeln werden. Er weiß, daß seine Führer nicht von intellektueller Lähmung befallen sind.«
    »Was heißt das?« fragte Syd trocken.
     »Das heißt, daß sie zuerst handeln und dann nachdenken«, meinte Irma.
     Die Stimme sprach weiter. Das Magnetbandgerät in der Ecke zeichnete alles auf. Die vier Personen hörten aufmerksam zu, wollten kein Wort verlieren, verabscheuten alles, was die Stimme sagte.
    »Es ist so – albern«, sagte Irma. »So dumm und kitschig, wie schlechte Werbung. Aber sie glauben es. Sie nehmen es ernst.«
     »Die Räder rollen«, stotterte Garry. »Spucken es aus. Schwerter billig geschliffen, Mensch, eine neue Branche. Falls wir je zur Erde zurückkommen. Schwerter geschliffen, Harnisch poliert, Pferde beschlagen. Unser Spruch lautet: Alles an mittelalterlicher Ausrüstung. Wenn es mittelalterlich ist, haben wir es auch.«
     Niemand hörte ihm zu. Der Sprecher war verstummt, und die drei Erwachsenen hingen ihren düsteren Gedanken nach.
     »Wir haben Glück«, sagte Frank nach einer Weile. »Wenn wir noch dort wären, hätte es der Kreuzzug des

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