Die Sexklinik
Unterlippe. »Und was genau hätte ich zu tun?«
»Hast du Ellen jemals in der
Klinik besucht?«
»Aber ganz gewiß nicht«, sagte
sie verächtlich. »Außerdem hat sie mir gesagt, es sei so eine Art
Schönheitsfarm. So, wie unsere Beziehungen standen, war ich froh, sie vom Hals
zu haben.«
»Und du hast auch Dr. Landel
niemals kennengelernt?«
»Von ihm habe ich nicht einmal
gehört, ehe du in unserer Wohnung aufgetaucht bist.«
»Und wie ist das mit Beverly
Hamilton?«
Sie errötete leicht. »Diesen Aspekt
ihres Privatlebens hat Ellen niemals mit nach Hause gebracht,
glücklicherweise.«
»Und Nigel Morgan?«
»Auch nicht!« Sie funkelte mich
an. »Was soll denn das? Veranstaltest du eine Art Quiz?«
»Hast du ein wie immer
geartetes sexuelles Problem?«
Sie erstickte ein Lachen. »Nach
der letzten Nacht solltest du selbst eine Antwort darauf wissen.«
»Dann, glaube ich, müssen wir
eines für dich erfinden«, überlegte ich.
Sie stand auf — die reinste
Augenweide in meinem blauen Hemd, das ihr gerade bis zu den Oberschenkeln
reichte — , schlüpfte in den selbstgemachten Minirock und schloß ihn um die
Taille. Er war nicht gerade New Yorks Antwort auf die französische Haute
Couture, aber sie konnte darin nach Hause fahren, ohne die polizeiliche
Aufmerksamkeit zu erregen.
»Eines erfinden?« fragte sie
verständnislos.
»Schließlich kannst du Dr.
Landel nicht um eine Kur bitten, wenn du ihm nicht auch ein Sexproblem zu
bieten hast«, folgerte ich logisch.
»Nun bist du völlig
übergeschnappt«, sagte sie im Brustton der Überzeugung.
»In dieser Klinik geht eine
Menge vor, von der ich keine Ahnung habe«, stellte ich fest. »Aber wenn ich
einen Insider dort plazieren könnte — jemanden wie dich, dem ich vertrauen kann
—, dann wäre das schon ein großer Fortschritt.«
»Was für einen Substituten
würden sie mir wohl geben?« Die schweren Lider schlossen sich halb, als sie
über die verschiedenen Möglichkeiten nachdachte.
»Seit Bakers Verschwinden haben
sie gar keinen«, sagte ich, und die Enttäuschung auf ihrem Gesicht war nicht zu
übersehen. »Aber du könntest Dr. Landel damit beschäftigt halten, deine
Krankengeschichte zusammenzustellen, wenn du nur deiner Phantasie freien
Spielraum läßt.«
»Mag sein.« Es klang skeptisch.
»Aber wie soll ich überhaupt in die Klinik kommen? Ich kann nicht einfach einen
Koffer packen und damit an der Türschwelle aufkreuzen.«
»Meiner Schätzung nach ist das
genau die richtige Methode«, sagte ich. »Im Augenblick ist Dr. Landel mit
Patienten nicht gerade gesegnet. Du brauchst nur eine gute Coverstory.«
»Zum Beispiel?« erkundigte sie
sich viel zu eifrig.
»Zum Beispiel, du seist völlig
verzweifelt«, sagte ich nach einer Pause. »Wenn du nicht sofort Hilfe findest,
machst du deinem Leben ein Ende.«
Wieder kaute sie an ihrer
Unterlippe herum. »Und woher soll ich von der Klinik erfahren haben? Ich meine,
ich kann doch nicht einfach zufällig darauf gestoßen sein, stimmt’s?«
»Stimmt«, nickte ich. »Es wäre
zu riskant, sich auf deine Schwester oder auch auf Beverly Hamilton zu berufen.
Am besten nehmen wir die Freundin einer Freundin. Eine Freundin von Avril
Pascal hat dir gegenüber auf einer Party zufällig die Klinik erwähnt. Du kannst
dich da ganz vage ausdrücken und Landel nicht die Chance geben, zu viele Fragen
darüber zu stellen. Falls er es doch versucht, spielst du einfach hysterisch.«
»Also gut.« Aber sie schien
immer noch skeptisch. »Und worum geht es nun genau bei meinem
lebensgefährlichen Sexproblem?«
»Ich habe eigentlich gehofft,
das könntest du dir selbst ausdenken«, sagte ich.
»Wenn du damit andeuten willst,
daß ich so eine Art Nymphomanin bin«, sagte sie eisig, »dann könntest du sogar
recht haben. He! Das haut genau hin.«
»Prima«, sagte ich. »Also
fährst du jetzt nach Hause, packst einen kleinen Koffer und brichst sobald wie
möglich zur Klinik auf.«
»Angenommen, alles klappt, und
ich werde dort Patientin?« überlegte sie. »Wie geht’s dann weiter?«
»Du versuchst, herauszubringen,
was dort vorgeht«, informierte ich sie. »Versuche, mit Avril Pascal Kontakt
aufzunehmen und festzustellen, was bei ihr gespielt wird. Sie haben dort auch
eine Art Psychologen, einen kleinen kahlköpfigen Kerl namens Charles Voight.
Behalte ihn im Auge, falls du irgend kannst.«
»Und du nimmst mich damit
bestimmt nicht auf den Arm, Danny Boyd?«
»Es ist mein tödlicher Ernst«, versicherte
ich
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