Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
nicht übersehen, es ist die
einzige innerhalb einer Quadratmeile.«
    »Ich bin pünktlich dort«,
versprach ich.
    Er grunzte. »Darüber hegte Paul
auch nicht die geringsten Zweifel.«
    »Da wir schon so faszinierend
plaudern«, sagte ich, »hätte ich Sie gern noch um Ihre sachkundige Meinung in
einem gewissen Punkt befragt.«
    »Wie zum Beispiel, ob Ihre
unerträgliche Eitelkeit paranoiden Ursprungs ist?« erkundigte er sich. »In dem
Fall lautet die Antwort ja.«
    »Zwei Frauen, die beide
lesbisch veranlagt sind«, fuhr ich ungerührt fort, »erhalten beide dieselbe
Behandlung in einer Sexklinik. Die eine wird geheilt, aber die andere bleibt
dasselbe, was sie eh und je war. Warum?«
    »Das ist die Art von Frage, auf
die es mehrfache Antworten gibt«, sagte er langsam. »Jede sexuelle Abweichung
von der Norm wird durch verschiedene Faktoren in der Persönlichkeit des
Patienten bedingt. In Ihrem Falle würde ich sagen, daß die eine Patientin einen
viel tieferen emotionalen Grund für ihre Veranlagung hatte — und damit ein viel
tiefer verwurzeltes Persönlichkeitsproblem — als die andere.«
    »Und ich hätte gedacht, daß es
darauf eine viel einfachere Antwort gibt«, wunderte ich mich. »Wie zum Beispiel
zwei verschiedene männliche Substituten.«
    Er antwortete erst nach einer
kurzen Pause. »Selbst in einem so hypothetischen Fall wie diesem würde ein
Unterschied in den Substituten keinen entscheidenden Effekt auf den Ausgang der
Behandlung haben«, sagte er schließlich von oben herab.
    »Kommen Sie mir nur nicht arrogant,
Chuck«, tadelte ich, »selbst wenn Sie wirklich den Doktortitel haben sollten.
Vergessen Sie nur nicht, daß Sie lediglich eines Erpressers Antwortdienst
sind.«
    Am anderen Ende konnte ich
gerade noch ein ersticktes Atemholen hören, bevor er den Hörer hinknallte. Ich
suchte mir die nächste Nummer im Telefonbuch heraus und begann, langsam zu
wählen.
    »Hier Ellen Drury«, sagte eine
kühle Stimme wenige Sekunden später.
    »Danny Boyd«, informierte ich
sie. »Ich dachte, wir könnten vielleicht miteinander zu Mittag essen.«
    »Und was bringt Sie auf diese
Idee?« Ihr Ton war ausgesprochen frigide.
    »Unsere gemeinsamen
Interessen«, meinte ich leichthin. »Wir haben so viele Dinge gemeinsam, zum
Beispiel Ihre Schwester und diese Sexklinik.«
     
     
     

10
     
    Sie trug eine züchtige weiße
Hemdbluse zu ihrer braun-weiß gemusterten Plisseehose. Ihr Haar war sorgsam so
gebürstet, daß es die Konturen ihres Kopfes wie eine glatte glänzende Kappe
umschloß, was sie sehr elegant und sehr gespannt aussehen ließ. Nach einem
beachtlichen Trinkgeld hatte uns der Oberkellner an einen Tisch in einer
Ecknische gesetzt, in sicherer Entfernung von dem mittäglichen Hauptbetrieb,
und wir hatten unser Menü aus einer Speisekarte zusammengestellt, die groß
genug war, um die Memoiren jedes Generals aus dem Zweiten Weltkrieg aufnehmen
zu können.
    Ich beobachtete, wie Ellen
Drury ihren Daiquiri schlürfte; ganz offensichtlich war sie nicht bei der
Sache.
    »Haben Sie von Baker gehört?«
erkundigte ich mich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber
das macht nun auch keinen Unterschied mehr. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß
ich nicht beabsichtige, auch nur einen Cent Erpressungsgeld zu bezahlen. Mit
meiner Krankenakte aus der Klinik kann er anfangen, was er will.« Ihre kalten
blauen Augen musterten mich über den Rand ihres Glases hinweg. »Aber Sie haben
mich doch nicht nur aus diesem Grund hierher bestellt?«
    »Wohl nicht«, räumte ich ein.
»Haben Sie sich schon jemals überlegt, welche Sorgen ein Mann meines Berufes
hat?«
    »Reden wir doch nicht um den
heißen Brei herum, Mr. Boyd«, seufzte sie.
    »Und ich hatte gehofft, es
könnte Sie interessieren«, meinte ich. »Jeder, der mich zu Hilfe ruft, hat sich
vorher mit einem Problem herumgeschlagen. Wenn es Erpressung ist, dann hat er
ganz offensichtlich etwas zu verbergen. Wenn man es aber wie in diesem Fall mit
einer ganzen Gruppe von Leuten zu tun hat, die etwas verbergen wollen, ist die
Situation für mich ausgesprochen unmöglich. Man setzt ja voraus, daß der eine
oder andere hie oder da mal lügt, aber wenn es soweit kommt, daß ungefähr alle
ohne Ausnahme die ganze Zeit lügen...« Vielsagend zuckte ich die Schultern.
»Sie verstehen doch, was ich meine?«
    »Ich nehme an, Sie sagen mir
durch die Blume, daß ich eine Lügnerin bin?« erkundigte sie sich eisig.
    »Aber Sie befinden sich dabei
in guter Gesellschaft«, tröstete ich

Weitere Kostenlose Bücher