Die Sextherapie: Roman (German Edition)
hatte sich tief in ihre Netzhaut eingegraben: Veritys rote Wangen, die sich von Galloways Männlichkeit blähten. Shelley setzte sich auf eine Bank mit Blick auf den Teich. Ihr Herz klopfte. Ein Schwanenpärchen wühlte kaum das Wasser auf, als es lautlos von links nach rechts schwamm. Die Brise zauste ihr Haar, während sie überlegte, was sie mit dieser Information anfangen sollte. Brionys Stimme hallte ihr in den Ohren: Nimm es in den Artikel auf. Das wird eine Titelgeschichte. Stell dir vor, wie sauer Freya sein wird.
Andererseits verlangten ihre moralischen Grundsätze, dass sie sich an Dr. Jones wandte und ihr meldete, was ihre Mitarbeiter so trieben. Schließlich gehörte es sich nicht, dass zwei mit der Heilung von Sexsüchtigen betraute Therapeuten in der Arbeitszeit Oralverkehr praktizierten.
Andererseits war es doch allein Sache der beiden, was sie hinter verschlossenen Türen taten, sagte sich Shelley dann. Wenn sie, Shelley, sich nicht im Gebüsch herumgedrückt hätte, wären sie niemals aufgeflogen.
Nach einer Weile beschloss sie, Dr. Jones trotzdem Bericht zu erstatten, auch wenn sie den Verdacht hatte, dass sich da die alte, prüde Shelley in ihr durchgesetzt hatte, und nicht die neue, lockerere Version, die ihr immer sympathischer wurde.
Doch sie war verärgert und versuchte, ihre Entscheidung vor sich selbst zu rechtfertigen, als sie das Gebäude betrat und die Treppe hinaufstapfte. Es war Galloways Pflicht, seinen Patienten zur Verfügung zu stehen, wenn sie ihn brauchten. Und Verity hätte ihre nachmittägliche Sitzung vorbereiten sollen, denn heute war Larrys Beichte an der Reihe. Shelley hatte nicht vor, die Geschichte zu veröffentlichen und den beiden die Karriere zu ruinieren, aber sie wollte es ihnen auch nicht durchgehen lassen. Sie fühlte sich den anderen Gruppenmitgliedern verpflichtet und war fest entschlossen, sich für sie einzusetzen.
Die Tür zu Dr. Jones’ Büro stand einen Spalt weit offen und schwang auf, als Shelley anklopfte. Shelley trat ein und blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen.
Dr. Jones saß zusammengesackt an ihrem Schreibtisch. Ihr Kopf ruhte auf der Tischplatte, und vor ihr auf der Schreibunterlage stand eine Flasche billiger Gin. Ihre Hand umklammerte ein Glas. Shelley trat näher und betrachtete das Gesicht der Ärztin, das ziemlich verquollen wirkte. Sie roch stark nach Alkohol.
»Ach, du heiliger Strohsack«, murmelte Shelley. »Die Mitarbeiter hier treiben es entweder wie die Kaninchen oder saufen sich unter den Tisch. Vielleicht sollte ich mich doch an die Boulevardpresse wenden.«
Kopfschüttelnd verließ sie den Raum.
Eine halbe Stunde später versammelten sich die Kursteilnehmer wieder im Bergsteigerzimmer. Shelley musterte Verity eingehend. Ihre Wangen waren leicht gerötet, und ihr Dutt saß nicht ganz so ordentlich wie sonst. Aber ansonsten wies nichts darauf hin, dass sie erst vor dreißig Minuten einen halben Liter von Dr. Galloways DNA geschluckt hatte.
»Guten Tag«, eröffnete Verity die Sitzung. »Heute Nachmittag werden wir zu hören bekommen, warum Larry hier ist. Inzwischen wissen Sie ja, wie es funktioniert. Spitzen Sie die Ohren und unterbrechen Sie nicht. Larry, Sie können jetzt anfangen.«
Alle wandten sich ihm zu. Larry saß, die Beine übereinandergeschlagen, da und machte einen sehr gelassenen Eindruck. Er lächelte, breitete entschuldigend die Hände aus und begann zu sprechen.
21
Ich habe keine Geschichten über heimliche Seitensprünge, flotte Dreier oder wilde Sexorgien auf Lager. Wie ich anfangs bereits erwähnt habe, leide ich an einer anderen Form von Sexsucht. Ich bin süchtig nach Sex mit mir selbst. Mir macht es Spaß, mir einen runterzuholen, zu wichsen und dem Bruder die Hand zu geben. Ihr wisst schon, was ich meine. Wenn man sie danach fragte, würden die meisten Bewohner dieses Planeten wahrscheinlich zugeben, dass sie sich ab und zu selbst befriedigen. Wer das abstreitet, lügt vermutlich. Doch bei mir liegt die Sache ein wenig anders. Ich habe eine Weile gebraucht, um dahinterzukommen, doch inzwischen weiß ich, dass es nicht normal ist, vierundzwanzigmal am Tag zu onanieren. Es ist nicht normal, ein ganzes Zimmer nur der Aufbewahrung von Zeitschriften und DVDs vorzubehalten. Und es ist auch nicht normal, rund um die Uhr im Internet zu surfen und nach immer abartigeren Pornos zu suchen.
Entschuldigung, mir ist klar, dass ich ganz am Anfang beginnen soll. Mein Dad ist Vorstandsvorsitzender eines
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