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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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spöttischen Lächeln. »Aber nicht
     Shakespeare.«
    Monsignor Armstrong lachte in
     sich hinein. »War mein Verdacht so offensichtlich? Sie glauben gar
     nicht, was für schräge, beharrliche Fragen wir hier bekommen
     … Haben Sie auch den Nachnamen?«
    »Nein«, sagte
     ich.
    »Ein Datum?«
    »Kein genaues. Doch er
     muss gegen 1621 hier gewesen sein. Wir glauben, dass er nicht nach England
     zurückgekehrt ist.«
    »Gottes Werk kann an
     vielen Orten vollbracht werden.«
    »Vielleicht ging er in
     die Neue Welt. Nach Neuspanien«, sagte Ben.
    »Das wäre ungewöhnlich
     für einen Engländer.« Er sah sich die Miniatur noch einmal
     an. »Vor allem für einen Jesuiten, worauf das Motto deutet
     … Doch das alte Kollegregister könnte uns weiterhelfen. Kommen
     Sie mit mir.«
    Er führte uns aus der
     Kirche hinaus, zurück durch das Labyrinth der gefliesten Korridore,
     vorbei an einem Hof mit Olivenbäumen, der in der Sonne briet.
     Irgendwann blieb er vor einer verriegelten Tür stehen. Der Rektor
     schloss auf, und ich blickte in eine blassgrüne Bibliothek mit in
     Leder gebundenen und vergoldeten Büchern, die die gesamte Wand vor
     uns einnahmen.
    Aus einem der Regalfächer
     nahm der Rektor ein schweres blaues Buch. Eine Druckausgabe, kein
     Original. Es schien in Latein zu sein. Er überflog die Seiten, bis er
     bei 1621 war, dann ging er mit seinem dicken Finger langsam die Einträge
     durch. Einmal hielt er inne, dann suchte er weiter. »Dachte ich mir.
     Es gibt nur einen Mann, der auf Ihre Beschreibung passt. Sein Name war
     William Shelton.«
    Der Name kam mir bekannt vor.
     »Es war ein Shelton, der ›Don Quixote‹ zum ersten Mal
     ins Englische übertrug«, sagte ich.
    »Sie haben Ihre
     Hausaufgaben gemacht«, lobte der Rektor. »Das wäre
     Williams Bruder Thomas. Auch wenn seit Langem gemunkelt wird, William hätte
     die Übersetzung selbst angefertigt und sie nur deshalb seinem Bruder
     zugeschrieben, damit sie veröffentlicht werden konnte. Als Jesuit war
     William in England Persona non grata, wie Sie wissen. Auf jeden Fall hatte
     William Zugang zum ›Quixote‹, und er sprach Spanisch.«
    »Stand er irgendwie mit
     den Howards in Verbindung?«, fragte Ben.
    »Der Graf von
     Northampton half ihm, hierherzukommen, und er verbürgte sich für
     ihn. Das war damals nötig, bei all den Spionen.«
    »Ein Howard half ihm,
     hierherzukommen?«
    »Ist das wichtig?«
    »Vielleicht. Hat er
     irgendwelche Papiere oder Briefe hinterlassen?«
    Monsignor Armstrong schüttelte
     den Kopf. »Ich fürchte, die Priester durften ihre Briefe
     behalten. Wir haben jedenfalls nichts in unserem Archiv.« Er sah
     mich bohrend an. »Ein wenig Kompetenz können Sie uns zugestehen. Hätten wir
     hier eine schriftliche Nachricht von Shakespeare, dann wüssten wir
     es, glaube ich.«
    »Falls die Nachricht
     eindeutig von ihm war«, entgegnete ich. »Aber sicher benutzten
     auch die Korrespondenten Decknamen, wie Ihre Priester. Wohin ging Shelton
     von hier?«
    »Er hatte die
     Erlaubnis, sein Jesuitengelübde zurückzunehmen und sich den
     Franziskanern anzuschließen. 1626 wurde er nach Neuspanien geschickt
     - nach Santa Fe - mit Fray Alonso de Benavides. Er verschwand.
     Wahrscheinlich ist er bei einer Reise durch die Wildnis im Südwesten
     von Santa Fe Indianern in die Hände gefallen und starb den Märtyrertod.«
    Mir lief ein Schauer über
     den Rücken.
    »Aber wir haben ein
     Buch, das Pater Shelton gehört hat«, sagte der Rektor. »Nicht
     viele wissen davon, aber ich glaube, Sie sollten es sich ansehen.«
     Er ging in die hinterste Ecke der Bibliothek und zog ein großes, in
     rotes Kalbsleder gebundenes Buch aus dem Regal. Dann schlug er es auf und
     reichte es mir.   
    »Mr William
     Shakespeares Comödien, Historien und Tragödien«., las ich.
     »Publicirtgetreu den wahren originalen Copien.« Darunter
     schwebte Shakespeares blasser Eierkopf über dem Teller seiner
     Halskrause. Ich hielt eine First Folio Edition in der Hand.
    »Das jakobäische
     Magnum opus«, sagte Ben und pfiff durch die Zähne.
    Der Rektor nahm mir das Buch
     wieder aus der Hand und klappte es zu. Ich sah ihn irritiert an. War das
     alles, was er mir zeigen wollte?
    »Ich dachte, der
     Einband interessiert Sie«, sagte er.
    Sir Henry und Ben drängten
     sich hinter mich. In das Leder war ein goldenes Wappen geprägt, ein
     Adler, der ein Kind in den Krallen trug. Plötzlich schien das Buch in
     meinen Händen zum Leben

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