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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Bibliothekars auf die Idee, zu Debrett’s zu eilen und mir die
     Peerage anzusehen, wo ich erfuhr, daß es zu Zeiten König Jakobs
     I. einen Grafenstand von Somerset gab. Die Familie des Grafen von Somerset
     hieß Carr - ein Name, der zwangsläufig meine Neugierde weckte.
     
    »Carr«, flüsterte
     Athenaide. »Cardenio.« Sie sah mich vielsagend an. »Interessant,
     in der Tat.«
    Ich las weiter. Die willkürlichen
     Unterstreichungen gaben der Prosa eine kindliche Note.
     
    Und weiter - was denkst
     Du? Seine Gräfin war eine geborene Howard!! Taufname der armen Lady
     war Frances - sie war die Schwester des letzten, wenn auch nicht
     unbedeutenden Glieds der Kette, nämlich von Theophilus, Lord Howard
     de Waiden, dem die erste englische Übersetzung von Quixote gewidmet
     war.
     
    »Quixote«, flüsterte
     Ben. »Stimmt das?«
    Ich nickte. Dann überflog
     ich den Brief und fasste ihn zusammen. Die Geschichte der Frances Howard
     und des Grafen von Somerset war tatsächlich so anstößig,
     wie Jems Korrespondentin versprochen hatte, und im Großen und Ganzen
     hatte sie die historischen Fakten richtig wiedergegeben.
    Zu Beginn des 17.
     Jahrhunderts war Frances Howard eine blonde Schönheit gewesen, der
     ganze Stolz einer der stolzesten und habgierigsten Sippen der englischen
     Geschichte. Als Robert Carr ihr den Hof zu machen begann, war sie Gräfin
     von Essex, seit sechs Jahren mit dem Grafen von Essex verheiratet. Auch
     Robert Carr war blond und schön, doch er war nicht mehr als ein
     verarmter schottischer Landjunker, bis er das Interesse des Königs
     erregte, als er vom Pferd fiel und sich das Bein brach. Der König
     verliebte sich in Carr, überschüttete ihn mit Titeln und Reichtümern
     und verhätschelte ihn wie ein Schoßhündchen.
    »Was ist passiert, als
     der König das Interesse seines Geliebten für die Gräfin
     bemerkte?«, fragte Ben.
    »Auf Frauen war er
     nicht eifersüchtig«, erklärte ich. »Jakob I.
     ermutigte seine Lieblinge sogar zu heiraten. Als er von Carrs Vorliebe für
     Frances hörte, beschloss er, dass sein geliebter Carr haben sollte,
     was er begehrte - koste es, was es wolle. Und es kostete einiges: zum
     Beispiel die Annullierung von Frances’ erster Ehe, auf der Frances
     und ihre Familie beharrten. Obwohl der König Einfluss auf die
     Untersuchungskommission hatte, musste er sich mächtig ins Zeug legen.
     Sobald die Annullierung durch war, erhob er Carr vom Viscount zum Grafen
     von Somerset, damit er Frances im Rang ebenbürtig war.
    Die bald folgende Hochzeit
     war beinahe königlich. Und der König«, fuhr ich fort -
     dieses Detail hatte die Schreiberin ausgelassen -, »hat sich
     angeblich am nächsten Morgen zu den Frischvermählten ins Bett
     gelegt.«
    »Geschichte, auf die
     man stolz sein kann«, sagte Ben. »Denken Sie nur, wie viel
     Ärger Heinrich VIII. sich gespart hätte, wenn er Anne Boleyn
     einfach verheiratet hätte und seine Mätresse und ihren Mann,
     wann immer es ihm gefiel, mit einer Ménage à trois beglückt
     hätte.«
    »Heinrich brauchte
     einen Erben«, wandte Athenaide ein. »Jakob nicht.«
    »Der König hatte
     Glück, dass er Frances nicht in die Quere kam«, bemerkte ich.
     »Und Essex auch. Carr - inzwischen Graf von Somerset - hatte noch
     einen anderen Liebhaber, der es tat, oder zumindest versuchte. Frances
     spann eine Intrige und beförderte ihren Rivalen in den Tower von
     London, wohin sie ihm als Zeichen ihres Mitgefühls einen Korb
     Marmeladenplätzchen schicken ließ.«
    »Die Königin der
     Herzen, stets aufgelegt zu Scherzen«, sagte Ben trocken.
    »Die sie vergiftet
     hatte«, ergänzte ich. »Der arme Mann starb unter
     Schmerzen. Frances bekannte sich vor dem House of Lords des Mordes
     schuldig. Somerset erklärte sich für unschuldig, beide wurden
     verurteilt. Über beide wurde die Todesstrafe verhängt, doch der
     König wandelte die Urteile in lebenslänglich um. Es war der größte
     Justizskandal des jakobäischen Zeitalters.«
    »Lustiges altes England«,
     sagte Ben. »Und Granville wollte, dass seine Brieffreundin sich
     über diese Leute erkundigt? Gab es denn eine Verbindung zu
     Shakespeare?«
    »Nicht dass ich wüsste.
     Aber es gibt eine Verbindung zu ›Don Quixote‹ und damit zu
     ›Cardenio‹.«
    »Lesen Sie weiter«,
     sagte Athenaide.
     
    Was vielversprechend für
     unsere Arbeit aussieht - ich hoffe, da bist Du der gleichen Meinung-, ist die
     interessante Geometrie ihres

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