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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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rüttelte.
     Zeit zum Umziehen, sagte sie. Verblüfft stellte ich fest, dass sie
     nicht nur unsere Bücher, sondern auch unser Gepäck aus dem
     Mietwagen ins Flugzeug gezaubert hatte und es darüber hinaus ein
     Schlafzimmer an Bord gab, wo ich mich umkleiden konnte.
    Auf meinem Koffer lagen
     ordentlich gefaltet ein schwarzer Rock und eine frische weiße Schürze.
     Daneben stand ein Paar nicht allzu hoher Slingback-Pumps, in denen ich
     wahrscheinlich gehen konnte. Ich zog mich um, band mir das Haar zu einem
     Knoten im Nacken, dann steckte ich mir Ros’ Brosche ans Revers und
     kehrte in die Kabine zurück.          
    »Lorenzo erwartet heute
     Abend zwei Neue für sein Catering-Team«, sagte Athenaide,
     »die Tochter von Freunden mit ihrem Partner. Susan Quinn und Jude
     Hall.«
    Ich kicherte.
    »Was ist?«,
     fragte Ben. Er hatte sich ebenfalls umgezogen und trug eine schwarze Hose
     und ein weißes Hemd.
    »Shakespeares Töchter«,
     erklärte ich. »Susanna und Judith - Susan und Jude. Susanna
     heiratete Dr. Hall, und Judith vermählte sich mit einem Mr Quiney.
     Hall und Quinn. Wenigstens hat sie die Nachnamen vertauscht.«
    »Keine gute Idee«,
     sagte Ben grimmig.
    »Versuchen Sie es mit
     Humor, Mr Pearl«, zwitscherte Athenaide. »Ihnen ist die
     Verbindung schließlich nicht aufgefallen.«
    »Kate schon.«
    »Der Einzige, der sich
     Lorenzos Namensliste ansieht, ist der Wachmann an der Hintertür.«
    »Den wahrscheinlich das
     FBI dort abstellt«, sagte Ben.
    »In diesem Fall wären
     Ihre Gesichter das größere Problem. Vor allem Katharines.«
    »Das ist kein Spiel«,
     knurrte Ben.
    »Wie Sie meinen«,
     sagte Athenaide, »aber der Gefahr entgegenzulachen ist ein Zeichen
     von Tapferkeit.«
    »Ernst erhöht die
     Überlebensquote«, entgegnete Ben.
    Ein paar Minuten später
     waren wir in Dulles gelandet, wo bereits eine schwarze Limousine auf uns
     wartete. Nach New Mexico wirkte Washington so grün wie die
     Smaragdstadt aus dem ›Zauberer von Oz‹. Doch die Luft war
     unangenehm schwül, und der Himmel sah aus wie feuchte grauweiße
     Watte und wirkte so nah, dass er einen Anflug von Klaustrophobie in mir
     auslöste. Nur direkt über unseren Köpfen war ein kleiner
     Kreis blauen Himmels zu sehen.
    Fünfundvierzig Minuten
     später wurden wir vor der Küche der Catering-Firma abgesetzt.
     Meine Bücher musste ich Athenaide überlassen. »Ich passe
     gut darauf auf«, versprach sie. »Und jetzt seht zu, dass ihr
     heil hineinkommt.«
    Der Caterer war ein fülliger
     Mann mit grau meliertem Haar, einem prächtigen Schnurrbart und einem
     professionellen Lächeln. Er drückte uns weiße Kittel in
     die Hand, dann stellte er uns dem Rest des Teams vor, und wir bestiegen
     alle zusammen einen großen Lieferwagen. Kurze Zeit später
     erreichten wir den Artdéco-Bau der Folger Shakespeare Library,
     dessen Marmorfassade mit in Stein gehauenen Theaterszenen verziert war.
     Wir parkten hinter dem Gebäude am Lieferanteneingang.
    Als wir den Lieferwagen
     entluden, griff ich nach einem mannshohen Tablettwagen, den ich rückwärts
     durch den Lieferanteneingang zerrte. Der Wachposten sah kaum mehr von mir
     als den weißen Kittel und meinen Hinterkopf. Er blinzelte nicht
     einmal, als er den Haken hinter meinen Namen setzte - Susan Quinn. Einen
     Augenblick später hörte ich, wie er auch Jude Hall abhakte. Wir
     waren drin.

 
    25
    Der Lieferanteneingang führte
     in das Untergeschoss. Der große Lesesaal war tabu, wie mir Ben
     unmissverständlich zu verstehen gab, weil das FBI Agenten unter die
     Konferenzteilnehmer geschleust hätte. Stattdessen waren wir mit
     Athenaide im Founders’ Room verabredet, einer kleinen Oase von
     gediegenem Luxus in der äußersten Ecke des Hauptgeschosses. Sie
     würde dafür sorgen, hatte sie zuversichtlich versprechen, dass
     man ihr für den Nachmittag den Founders’ Room als privates Büro
     zur Verfügung stellte.
    In der Hektik der
     Vorbereitungen eines Galadinners für 150 Shakespeare-Spezialisten und
     -Förderer von Weltrang war es relativ leicht, unbemerkt aus der Küche
     zu entkommen. Kaum waren wir um die Ecke gebogen, knöpften wir unsere
     weißen Kittel auf und stopften sie in einen Wäschewagen. Dann
     liefen wir den Gang hinunter und eine Treppe zum Hauptflur hinauf.
     Freitagnachmittags war es hier menschenleer. Am anderen Ende des Korridors
     stand die Tür zum Founders’ Room offen.
    Auf halbem Weg befand sich
     der Vorraum des

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