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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Schulter schien plötzlich schwerer zu werden. Ophelia Granville hatte
     Emily Folger eine Brosche geschickt? Die hier als Reproduktion verkauft
     wurde? Ich versuchte, mir die Überraschung nicht anmerken zu lassen.
     »Ros hat sie mir geschenkt.«
    »Das überrascht
     mich nicht«, sagte Dr. Sanderson. »Es war ihre Idee, die
     Brosche reproduzieren zu lassen.« Er stand auf und schob den Stuhl
     exakt an die Stelle zurück, wo er gestanden hatte. Dann sammelte er
     die Bacon-Papiere wieder ein. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen,
     ich habe neunundsiebzig First Folios zu zählen und einen Brief aus
     dem Archiv herauszusuchen. Es kann eine Weile dauern, aber ich komme
     wieder, sobald ich fertig bin. Wenn Sie in der Zwischenzeit hier in diesem
     Raum bleiben, erfährt das FBI von mir nichts.« Er ging zu der Tür,
     durch die er gekommen war.
    »Eins noch«,
     sagte ich.
    Ungeduldig straffte er die
     Schultern. »Nebenbei haben wir hier eine wichtige Konferenz, die in
     zwanzig Minuten beginnt. Ich kann mich nicht in Stücke reißen.«
    »Der Dieb. Er ist nicht
     nur ein Dieb und Brandstifter. Er ist außerdem ein Mörder.«
    »Professor Howard«,
     sagte Dr. Sanderson leise.
    Ich nickte. »Gestern
     Nacht gab es ein zweites Opfer. Maxine Tom vom Preston Archive in Utah.
     Und er wollte auch mich umbringen.«
    Dr. Sanderson kniff die Augen
     zusammen. »Danke. Vielleicht darf ich Ihnen im Austausch auch eine
     Warnung geben. Man hat mir gesagt, dass Mrs Preston den Bacon-Katalog
     sehen wollte. Machen Sie gemeinsame Sache mit ihr?«
    »So kann man es nicht
     unbedingt nennen -«
    »Hüten Sie sich,
     Dr. Stanley.«
    »Vor Athenaide?«
    Seine Augenbrauen zogen sich
     zu einer einzigen finsteren Linie zusammen. »Der Ruf, meine Liebe,
     der Ruf. Ist er einmal dahin, hat man den unsterblichen Teil
     seiner selbst verloren. Übrig bleibt nicht mehr als die Kreatur.«
     Dann verließ er abrupt das Zimmer. Die Tür in der Nische
     klappte zu, und ich hörte, wie das Schloss einschnappte.
    Einen Augenblick später
     klopfte es an der anderen Tür. »Ich bin’s, Athenaide.
     Machen Sie auf.«
    Ben winkte mich hinter sich
     und zog den Revolver. Mit der anderen Hand schloss er die Tür auf.
    »Kein Glück mit
     den Howards«, sagte Athenaide, als sie mit einem Stapel Bücher
     unter dem Arm durch die Tür trat. »Und der Lesesaal ist
     geschlossen.«
    Ben wollte gerade die Tür
     hinter ihr schließen, als jemand von draußen rief: »Athenaide,
     warten Sie!«, und sich hinter ihr durch die Tür drängte.
    Es war Matthew Morris.
    »Ich dachte, ich hätte
     klar gesagt, dass ich nicht gestört werden will«, sagte
     Athenaide eisig.
    »Wieso sollte ich den
     Botenjungen für Sie machen?«, gab Matthew zurück. »Alle
     schlottern vor Ihren - Kate!« Dann fiel sein Blick auf Bens
     Revolver. »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Alles in Ordnung.«
    Ben schloss die Tür.
    »Natürlich ist
     alles in Ordnung«, sagte Athenaide.
    »Und wer ist der
     Cowboy?«, fragte Matthew.
    »Sicherheit«,
     erklärte Athenaide knapp. »Also, was wollten Sie mir so
     dringend sagen?« 
    Matthew musterte Bens Waffe
     misstrauisch, dann sah er Athenaide an. »Es scheint, als hätte
     ich heute Abend bei der Debatte keinen Gegner. Ihr Protégé
     ist nicht aufgetaucht.«
    Athenaide ließ die Bücher
     auf den Tisch fallen und zog ihr Telefon aus der Tasche. »Warten Sie
     bitte«, sagte sie kurz, dann tippte sie eine Nummer und ging ans
     andere Ende des Zimmers.
    »Protégé?«,
     fragte ich.
    »Wesley North«,
     erklärte Matthew grinsend.
    Ich stutzte. »Der
     Wesley North? Der Autor von ›Wahrer als die Wahrheit?« Es war
     das erste große Buch, in dem die Meinung vertreten wurde, der Graf
     von Oxford sei Shakespeare, und sein Autor argumentierte gut, in hieb- und
     stichfester Akademiker-Prosa, nicht mit dem populistischen Geschwafel
     eines Laien.
    »Der und kein anderer«,
     sagte Matthew. »Zur Eröffnung dieser durchgeknallten Konferenz
     war eine Podiumsdiskussion mit ihm geplant. Dr. Sanderson hat mich
     gebeten, die Fahnen der Orthodoxen hochzuhalten, und ich habe vor allem
     deswegen zugestimmt, weil ich die Chance nicht verpassen wollte, Mister
     Unbekannt zu Gesicht zu bekommen.«
    »Du hast ihn nie
     kennengelernt?«
    »Hab ihn nie gesehen.
     Und auch sonst keiner. Nicht einmal Athenaide, wette ich. Er lehrt an
     einem Online-Kolleg, und er ist noch nie bei einer Konferenz erschienen.
     Leider sieht es so aus, als ob er die

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