Die Sherbrooke Braut
Contra meines Handelns. Eines weiß ich mit Sicherheit - Douglas wird eines Tages erkennen, daß ich ihm einen Gefallen getan habe, als ich dich von der Szene entfernte. Der Tag wird kommen, da wird er mir dankbar sein. Du hättest ihn verrückt gemacht, vollkommen verrückt.«
Tony wandte sich seiner Frau zu. Er sah sehr ernst aus. »Er ist sehr viel mehr ein Gentleman als ich es bin. Egal, wie sehr du ihn provozierst, er würde dich nie schlagen, sondern sich zurückziehen.«
Sie erwiderte zögernd: »Ich glaube dir nicht. Douglas Sherbrooke liebt mich. Er liebte mich damals, er liebte mich die vergangenen drei Jahre, und er liebt mich noch immer. Er wird den Rest seines Lebens um seine verlorene Liebe trauern. O, ich habe sein Herz gebrochen, indem ich dich heiratete. Für das, was du ihm angetan hast, wird er dich immer hassen. Er wird dir nie verzeihen.«
Ruhig antwortete Tony: »Ich hoffe, es wird nicht so sein. Douglas’ Stolz wird etwas angeschlagen sein, aber er wird sich sehr schnell erholen, wenn er sieht, was ich tun muß, um dich zu bändigen. Voll Dankbarkeit wird er mir die Hände schütteln. Er wird mich mit Danksagungen überhäufen.«
Melissande sah hinunter auf ihre behandschuhten Hände. »Du sprichst, als ob du mich nicht achtest, als wäre ich eine Person, die man nicht bewundern oder lieben könnte. Du sprichst, als hättest du mich nur genommen, um deinen Cousin zu retten. Ich dachte, du betest mich an, du wolltest mich unbedingt haben.«
»O, ganz recht. Doch daß ich dich anbete und verehre heißt nicht, daß ich blind für deinen Charakter bin. Wie auch immer, das ist nicht der Punkt. Weißt du, was ich getan habe, verlangt Vergeltung. Ich schulde Douglas eine Entschädigung, die ihm erspart, wieder auf die Suche nach einer Frau zu gehen. Etwas in der Art habe ich in dem Brief an deinen Vater schon erwähnt.«
»Was meinst du?«
»Ich glaube nicht, daß ich es dir jetzt schon erzählen sollte,
Melissande. Noch ist nicht sicher, ob mein Vorhaben richtig ist.« Er lächelte schief. »Weißt du, ich dachte in letzter Zeit zu viel an dich und daran, dich nackt in meinen Armen zu fühlen, um mich zu vergewissern, daß ich das, was ich wollte, auch bekommen habe. Bis wir in Claybourn Hall angekommen sind, wird dein Vater sicher von der Richtigkeit dieser neuen Situation überzeugt sein. Nun, mein Liebes, dein Hut sieht etwas derangiert aus. Ich schlage vor, du richtest dich etwas her, denn wir nähern uns Claybourn.«
Sie vergaß ihre Fragen, da er an ihre Eitelkeit appellierte. Er beobachtete, wie sie einen Spiegel aus ihrem Beutel zog. Dank ihrer geschickten Finger und einer langjährigen Erfahrung waren ihre Bemühungen erfolgreich. Ihre Schönheit ließ ihn erschauern. Ihr Körper war ohne Zweifel wundervoll - wenigstens die Stellen, die er enthüllt gesehen und berührt hatte. Zu gerne hätte er ihr Gesicht letzte Nacht gesehen, als er ihr die Jungfräulichkeit nahm, aber sie war so verängstigt, so verlegen, daß er es nicht übers Herz gebracht hatte, auf Licht zu beharren. Was ihn am meisten bewegte und überraschte, war, daß keine Frau ihn bisher so berührt hatte wie sie. Er hatte sofort gewußt, daß sie vollkommen unmöglich, verwöhnt, eitel und arrogant war, so wie er. Es war ihm gleichgültig. Er wollte sie. Ungeachtet Douglas, ungeachtet aller anderen, er wollte sie, und hatte sie genommen.
Nun galt es, mit ihr zu leben.
Ein weiteres Kunststück war, sie zu befriedigen. Der Gedanke, eine frigide Frau zu haben, war unerträglich. Er war geradezu widerlich.
Doch das wichtigste Kunststück war, Douglas zu entschädigen. Seltsam, dachte Tony, als die Kutsche in die lange, enge Auffahrt von Claybourn Hall bog, er hatte nicht einmal an Teresa, seine treulose ehemalige Verlobte gedacht, seit er Melissande getroffen hatte. Er sah seine Frau an, sah, daß sie erbleichte und ihre Hände rang.
Beinahe hoffte er, daß ihr Vater sie anschreien würde. Dann würde er, Tony, eingreifen. Ihr Beschützer, ihr Meister, ihr Ehemann. Und dann, so betete Tony, würden der Herzog und er zu einer weiteren Vereinbarung kommen.
Boulogne, Frankreich
Douglas gewann das Kartenspiel. Er mußte noch nicht einmal falsch spielen. Belesain war zum Schluß so betrunken, daß er gegen sein Verlieren nichts einzuwenden hatte. Denn als Gewinner hätte er sexuell aktiv werden müssen, eine Leistung, die er nicht mehr zu vollbringen imstande war. Er gab Douglas den Schlüssel und sagte ihm, daß er der
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