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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Alexandra. Sie ließ ihre Schwester auf dem oberen Treppenabsatz stehen und spähte über das Geländer. Schnell ging sie den langen Flur zur Ostseite hinunter. An den Wänden hingen die Porträts verblichener Sherbrookes, deren Gesichter und Gewänder dringend einer Restauration bedurften. Nachdem sie das angrenzende Zimmer betreten hatte, stand sie zitternd mitten im Raum. Das Bett war sehr viel kleiner als das im Herrenschlafzimmer. Aber da auch sie kleiner war, machte das nichts aus.
    Hollis hatte sie in das Herrenschlafzimmer geführt. Sie erinnerte sich, wie sie dastand und auf das riesige Bett starrte. Zum ersten Mal wurde es ihr bewußt, daß Ehemänner mit ihren
    Frauen manchmal zusammen schliefen, wenn sie Kinder haben wollten. Das war also ein Bett, in dem Kinder gezeugt wurden. Sie wußte nicht, wie es vor sich ging, aber der Gedanke, keine Kleider in Gegenwart eines Mannes zu tragen, ließ ihren Verstand stillstehen. Hollis, gepriesen sei sein scharfsinniges Wesen, hatte ruhig gesagt: »Ich glaube, es ist klüger, wenn man Seiner Lordschaft etwas Zeit gönnt, bis er sich eingewöhnt hat. Sie müssen als seine Frau bestätigt werden, bevor Sie als Sherbrooke-Braut anerkannt werden.«
    Der Raum, in dem sie stand, war kalt und leer, und seit Douglas heimgekehrt war, wirkte er noch leerer.
    Sie blies die Kerze aus und kletterte ins Bett. Heftig zitternd lag sie zwischen den kalten Bettlaken. Ob sie wohl für den Rest ihres Lebens hier in diesem Zimmer tristen würde? Für einen Moment verlor sie ihren gesunden Optimismus, was ihre Ehe betraf. Hatte Melissande recht? Würde Douglas sie weiterhin ignorieren oder schlecht behandeln?
    Diese Heirat hatte Douglas keine Annehmlichkeiten gebracht. Der Preis, den er für sie bezahlt hatte, war hoch und galt eigentlich Melissande. Statt dessen war nun Alexandra seine Frau.
    Stunden hatte Tony damit verbracht, ihr von Douglas zu erzählen. Die besten Anekdoten wurden ausgegraben. Mit endlosen Fragen hatte er sie traktiert. Sie wußte, er wollte prüfen, ob sie seines hochgeschätzten Cousins würdig sei. Zu guter letzt hatte sie Tonys Prüfung bestanden. Er wollte sie als seine angeheiratete Cousine, sagte er, und als sie antwortete, daß sie bereits seine Schwägerin sei, kam dieses Leuchten in seine Augen, das Melissande anscheinend so bewunderte und sagte: »Ah, dann werde ich dich noch enger in meine Familie einbinden, damit du nie mehr entfliehen kannst.« Wiederholt versicherte er, daß Douglas Melissande nicht liebte, daß sie nur eine begehrenswerte Erinnerung für ihn wäre, daß er sie gar nicht kannte. Wie entsetzt würde er sein, wäre er mit ihr verheiratet und sähe, wie sie wirklich war. Zögernd hatte er hinzugefügt, daß er, Tony, sie zweifellos kannte, aber es mache ihm nichts aus, denn es handelte sich um ihn und nicht um Douglas. Alles recht verwirrend, in der Tat.
    So, Douglas Sherbrooke liebte also Melissande nicht. Ha! Doch nun war er mit einer Notlüge verheiratet, die er auch nicht liebte..
    Alexandra vergrub sich tiefer in die Decken. Vor ihrem geistigen Auge sah sie noch einmal, wie ihr Ehemann in ihr Zimmer eingebrochen war. Sie hatte ihn drei lange Jahre nicht gesehen.
    Während der vergangenen zwei Tage hatte sie sich gefragt, ob er sich verändert hatte, vielleicht war er fett geworden, hatte seine Haare oder Zähne verloren. Dann war er erschienen. Sie konnte nur dastehen und mit offenem Mund staunen. Er sieht älter aus, dachte sie, während sie ihn anstarrte. Ein hartes Gesicht, mit dunklem Haar, und noch dunkleren Augen. Sein hoher Nasenrücken ließ ihn überheblich erscheinen und arrogant. Mutter Natur hatte ihn mit einem Grübchen am Kinn ausgestattet. Dieser Mann, der nun ihr Ehemann war, sah wundervoll aus. Sein Körper, schlank und sehnig, sein Gesichtsausdruck entschlossen. Er war der hinreißendste Mann, den sie sich je erträumt hatte.
    Sofort hatte Alexandra gewußt, daß sie ihn mit jeder Faser ihres Herzens liebte. Bis er seinen Kopf zurückwarf und sich wie eine Bestie auf seinen Cousin gestürzt hatte.
    Nichtsdestotrotz war er der Mann, den sie wollte. Ihr natürlicher Optimismus kehrte zurück. Es wird gut werden, wiederholte sie sich immer wieder. Sie war noch wach, als sie ihn Stunden später im Zimmer nebenan rumoren hörte.

Kapitel 7
    »Was zur Hölle machen Sie hier?«
    Es war sieben Uhr morgens, viel zu früh für ihn, um hier, an diesem Ort im großen Sherbrooke-Stall zu sein. Es war neblig, feucht und

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