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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sah er zu Ryder und dann direkt zu seiner Frau. Sie sah verwirrt, ungewöhnlich gerötet und offen gestanden erschreckt aus. Er räusperte sich und flüsterte in einer Stimme, die bis in jede Ecke des Speisezimmers zu hören war: »Sollen wir uns nach dem Essen weiter unserer Nachkommenschaft widmen, Mellie?«
    »Nenn mich nicht so!«
    »Aber die anderen Namen, die ich dich nenne, sind doch wirklich nicht passend für das Speisezimmer. Aber wenn du es vorziehst, wenn du dich wohlfühlst mit all den anderen hier am Tisch, warum sollte ich mich da zurückhalten? Wie ist es, mein Zuckerschnäuzchen...«
    Melissande schlug ihre Handfläche über seinen Mund. Er griff ihr Handgelenk zwischen seine langen Finger und hielt es fest.
    »Nun, wo war ich stehengeblieben?«
    »Bitte, Tony.«
    Sein Blick ruhte auf ihr. »Habe ich tatsächlich ein >Bitte< gehört?«
    Sie nickte.
    Lange sah er sie an und sagte dann sanft: »Du hast mich froh gemacht. Iß deinen Grüne-Bohnen-Eintopf, Mellie. Er ist köstlich.«
    Alexandra, die die Szene interessiert verfolgte, sah nun ihren Ehemann an. Mit tief gerunzelter Stirn starrte Douglas auf Melissande und Tony. Währenddessen saß Ryder lächelnd über seine Schildkrötensuppe gebeugt.
    Zwei Stunden später, allein in ihrem Schlafzimmer, stand Alexandra unentschlossen vor der Verbindungstür. Ryder hatte ihr geraten, Douglas zu verführen. Ryder sagte, alle Frauen wären mit diesem Wissen geboren. Sie überlegte, ob Douglas sie auslachen würde, wenn sie es versuchte. Ryder hatte auch gesagt, daß Zeit von entscheidender Bedeutung war und sie nicht geduldig warten sollte wie die treue Penelope auf Odysseus. Nun gut. Sie würde es tun. Sie würde es jetzt tun, ehe ihre Entschlossenheit erlahmte.
    Alexandra löschte die Kerze und schritt zur Verbindungstür. Sie öffnete sie vorsichtig.

Kapitel 9
    Zögernd betrat Alexandra das gräfliche Schlafzimmer. Ihre Augen fielen sofort auf das Bett. Sie blieb reglos stehen. Es war leer, die Deeken waren glatt. Dann entdeckte sie ihn und ging leise zu ihm hinüber. Kerzen brannten auf dem Tisch neben dem Ohrensessel vor dem Kamin. Es lagen nur noch glühende Kohlen darin, deren trübes Orange wenig Licht und Wärme abgaben. Im Sessel saß Douglas. Er hatte seine langen Beine ausgestreckt und überkreuzt. Er trug einen dunkelblauen Brokatschlafrock, der sich über seinen Beinen geöffnet hatte. Ihr Blick wurde von haarigen, wohlgerundeten und kräftigen Beinen angezogen. Die nackten Füße waren lang und ungewöhnlich schmal; sie gefielen ihr sehr. Das Kinn hatte er auf seine Hand gestützt.
    Ihr schlug das Herz bis zum Halse, sie war wild entschlossen, sie mußte es tun. Möglicherweise hing ihre Zukunft mit die-sem Mann davon ab, was sie in den nächsten Minuten tat und wie erfolgreich sie damit war. »Mylord?«
    »Ja«, Douglas blieb unbeweglich und sah sie nicht an. »Ich hörte Sie in mein Zimmer kommen. Ich hätte nie gedacht, daß ich meine Tür vor einer Frau verschließen müßte. Was wollen Sie?«
    »Ich wollte... Sie denken darüber nach, was Sie mit mir tun sollen, nicht wahr?«
    »Das und andere Dinge. Ich sorge mich auch um Ryder und seine Reise nach Jamaika. Segeln war nie eine sichere Sache, doch er bestand darauf, zu reisen:« Douglas drehte sich und sah zu ihr auf. »Ryder sagte, ich solle hierbleiben, um mich und meine Ehre in den Griff zu bekommen. Er hält Sie für eine großartige Person.«
    Sie sagte nichts.
    Seine schmalen Finger strichen über sein Kinn, während er sie von oben bis unten grübelnd ansah. »Ihr Nachthemd ist das eines kleinen Mädchens, weiß, lang und hochgeschlossen.«
    »Ich habe keine anderen.«
    »Nicht auszudenken, wieviel Guineen es mich kosten würde, Sie neu einzukleiden.«
    »Was stimmt mit dem Nachthemd nicht? Es hält mich warm und liegt weich auf der Haut.«
    »Es ist das Nachthemd einer Jungfrau.«
    »Ja und? Ich bin eine.«
    »Keine Frau, die etwas auf sich hält, würde ein solches Hemd tragen.«
    Alexandra seufzte.
    »Was wollen Sie? Mich weiter beknien, mir ausführlich darlegen, wie unentbehrlich Sie sein können? Mir Ihre hausfraulichen Fertigkeiten einhämmern? Bitte, erzählen Sie mir nicht, daß Sie mir abends Vorsingen wollen und sich dabei selbst auf dem Klavier begleiten. Warum zum Teufel haben Sie Ihre Haare geflochten? Es sieht unmöglich aus. Ich mag es nicht.«
    Alexandra sah ihn nur an. Sie hatte nicht an ihre Zöpfe gedacht; sie hätte es tun sollen, denn Zöpfe sehen nicht

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