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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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ich Euch, was mein Begehr war.«
    Trug der Dieb eine Klinge bei sich? Ludger tastete ihn mitder freien Hand ab. Er war kräftig um die Brust, obwohl das Gesicht und die Hände es nicht vermuten ließen. Eine Waffe war nicht an ihm zu finden. Ein gewöhnlicher Räuber war das nicht. »Also gut.« Er nahm den Dolch herunter, hielt ihn stoßbereit. »Was sucht Ihr hier?«
    »Die Geschichte des Bauern hat mich interessiert. Ich hatte vor, ihn zu belauschen, um den Verbleib der Tochter und des Fremden herauszufinden. Gute Geschichten sind Schätze. Es lassen sich vortreffliche Lieder daraus machen.«
    »Ihr spielt und singt?«
    »Ein wenig.«
    Ludger schnaubte. »Schöne Mär. Habt Ihr sie ersonnen, als Ihr so nachdenklich am Gasthaustisch saßt? Wärt Ihr wirklich ein Dichter, dann wäre Euch etwas Besseres eingefallen. Ihr hättet den Bauern ganz einfach bitten können, mehr zu erzählen. Wer sich in der Finsternis an ein Haus heranpirscht, hat anderes im Sinn als Geschichten.«
    »Ihr glaubt mir nicht?«
    »Ein gemeiner Dieb seid Ihr, und Ihr werdet Eure Strafe finden.«
    »Was ist mit Euch? Ihr habt im Gasthaus vorgetäuscht zu schlafen. Ist es nicht auch verwunderlich, daß Ihr Euch hier zu schaffen macht? Erzählt mir nicht, Ihr seid ein Gehilfe des dörflichen Schultheiß. Euch fehlt der Stallgeruch.«
    Ludger wies gen Hügel. »Seht Ihr die Burg dort oben? Ihr fürchtet den Schultheiß? Ihr solltet den Namen Repgow fürchten.«
    Im Haus knarrte eine Tür. Feuerschein fingerte in die Nacht und streifte Ludgers Gesicht. Er tauchte unter die Fensteröffnung, riß Konrad mit hinab. Kniete, die Faust in Konrads Genick gepreßt, die kühlen Gräser um die Knöchel. Langsam kam er zur Besinnung. Die Frechheit des jungen Diebs hatte ihn zur Unachtsamkeit verleitet. Er durfte nicht vergessen,daß sein eigener Kopf in der Schlinge steckte. Was nützte ihm ein Aufruhr? Er beugte sich zu Konrad hinab. »Hör zu, Spitzbube, ich will dich hier nie wieder sehen, hast du mich verstanden? Nimm die Beine in die Hand und verschwinde! Und sollte ich hören, daß ein junger Mann das Wort ›Cathay‹ in den Mund genommen hat, gleich ob in Rietzmeck oder Wulfen oder sonst irgendwo, dann spüre ich dich auf und verpasse dir den verdienten Strick. Ich hoffe, das geht in deinen Kopf hinein.«
    Stumm nickte Konrad. Kaum entließ ihn die Faust, sprang er auf und verschwand zwischen den Häusern. Irgendwo in der Dunkelheit raschelten seine Schritte im Gras.
    Ludger wartete, bis es still geworden war. Dann schlich er um das Haus herum. Vor der Tür blieb er stehen, blickte über den Dreschplatz, die Scheunen und den Verhau hinweg, der das Dorf umgab, und spähte zu Gut Repgow auf dem Hügel. Die Umfassungsmauer zerschnitt den schimmernden Nachthimmel mit ihren schwarzen Kanten. Im Turm glühte ein Fenster. Dort saß Onkel Eike; sicher kratzte er gerade mit dem Federkiel über das Pergament und schrieb bei flackerndem Lichtschein deutsche Worte – die Übersetzung des lateinischen Sachsenspiegel . Wenn er wüßte, was sein Neffe hier tat! Und Onkel Hartmann – er würde diesen Bauern packen und schütteln und ihn anschreien. Doch sie durften nichts erfahren. Thaddäus brauchte nur wenige Sätze in das passende Ohr zu flüstern, und es war um Ludger geschehen. In dieser Sache zu versagen bedeutete das Ende.
    Er hob einen Stein auf und schlug ihn dreimal gegen die Tür. Dann ließ er ihn zu Boden fallen. Der Bauer mochte ruhig denken, daß er hart zuschlagen konnte. Als keine Antwort kam, drückte er die Tür auf.
    Zwielicht. Glühende Asche, wo einmal ein Herdfeuer gebrannt hatte. Ein wuchtiger Eichentisch, an der Wand einesteinerne Werkplatte, darüber irdene Krüge auf dem Wandbord. Hunderte hauchdünner Schatten, von den Fäden eines Webstuhls an die Wand geworfen. Zwei Türen: eine fest geschlossen und finster, die andere um einen Spalt geöffnet. Lichtschein dahinter.
    Die Tür schwang auf, krachte gegen einen Schemel. Über den fleischigen Hals des Bauern ragte die Kinnlade kampfbereit vor. Er bleckte die Zähne, knurrte: »Was hast du in meinem Haus zu suchen?« Die Brauen verdichteten sich zu schwarzen Raupen. Er löste die Knoten der Hemdsärmel, schob sie sich über die Ellenbogen.
    Ludger verzog keine Miene. »Deine Tochter«, erwiderte er knapp, wie man einem Gegner den Handschuh vor die Füße warf.
    Von hinten klapperten Holzpantinen. Die Frau, die in die Stube trat, war jung, aber sie bewegte sich mit der Sicherheit derjenigen,

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