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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sämtliche Himmelsrichtungen. Die Grenzer und Fährleute Böhmens lassen sich alle gut schmieren und sind den Malochern stets gut gesonnen, weil sie nicht schlecht von ihnen leben. Schmieren aber muss sein, sonst läuft gar nichts! Hier habt Ihr ein paar Taler, damit ihr unterwegs den richtigen Leuten was zustecken könnt. Hebt es gut auf, Ihr werdet es brauchen. So, meine Liebe, und jetzt macht Ihr Euch am besten gleich vom Acker, bloß weg aus der Frankfurter Ecke!“, rät Benno mit ernster Miene.
    „Aber alleine unterwegs zu sein, ist für das Mädchen auch nicht das Richtige. Viel zu gefährlich und zu auffällig!“, fügt er besorgt hinzu.
    „Fallen euch nicht vielleicht ein paar Leute ein, an die ihr das Kind als Reisegefährtin vermitteln könnt?“, fragt der Boskenner die Wirtsleute.
    Berthold und Felicitas überlegen angestrengt.
    „Naja, man kann das Mädel auch nicht grad mit jedem mitgehen lassen. Das sollten schon gute Leute sein, die auch nach außen hin einen harmlosen Eindruck machen“, grübelt Felicitas.
    „Doch, da fällt mir jemand ein! Hinten im Eselsstall haben sich Landgänger einquartiert, die wollen heute noch in den Vogelsberg. Das wär ja erst mal deine Richtung, Mäu, vielleicht kannst du ja mit denen mitgehn. Sind arme Hausierer mit zwei kleinen Kindern. Ich glaub, die wollen bald los, warn vorhin schon am Packen. Ich geh grad mal gucken, hoffentlich sind die noch da“, ruft Felicitas aus und eilt davon.
    „Aber einen Rat möchte ich Euch noch geben, Jungfer Mäu“, entgegnet Benno wohlmeinend. „Erzählt denen bloß nicht, was Ihr verbrochen habt und dass Ihr auf der Flucht seid. Sonst kriegen die nur den Flattermann und kommen auf dumme Gedanken.“
    „Das stimmt, Mädchen! Halt dich unterwegs immer schön zurück und erzähl nicht so viel. Schon mancher ist an den Dullmen geraten, weil er zu redselig war“, warnt auch Berthold.
    Nach einer Weile kehrt Felicitas mit einem spindeldürren jungen Mann zurück, den sie Mäu als den Herbsteiner Franz vorstellt. Der schlaksige Kerl ist höchstens ein paar Jahre älter als Mäu und hat ein freundliches, pfiffiges Gesicht.
    „Ich hab gehört, du willst nach Leipzig und mir müssen zurück in den Vogelsberg, das ist ja grob eine Richtung. Also, wenn du dir nicht zu fein bist, uns einen Rucksack abzunehmen, damit die Kleinen weniger zu tragen haben, kannst du mit uns kommen. Wir müssen aber unterwegs in der Wetterau noch ein paar Ortschaften abklappern, denn wir sind so gut wie blank und leben momentan von der Hand in den Mund. Das sind aber keine Umwege, die Käffer liegen alle auf unserer Strecke. Ich kenn mich da gut aus und weiß, wo sich’s lohnt und wo nicht. Also, wenn für dich alles klar ist, bist du dabei!“, entgegnet der Hausierer und blickt Mäu offen an.
    Mäu erklärt sich sofort mit allem einverstanden und sie verabreden, in Kürze aufzubrechen.
    „Wir warten draußen auf dem Hof. Und dann wird aufgeladen und los geht’s. Also, bis gleich“, sagt Franz und wendet sich zum Gehen.
    Felicitas packt Mäu noch schnell etwas Proviant in einen Beutel und bringt ihr ein warmes Wolltuch.
    „Damit kannst du dich richtig einmummeln. Das schützt gegen die Kälte, und man erkennt dich auch nicht so leicht. Die Vogelsberger sind in Ordnung, glaube ich. Und es ist auch gut für dich, dass die über die ganzen Käffer ziehen, denn auf dem platten Land gibt es keine Stadttore mit Torwächtern. Aber sag denen bloß nix vom Neuhaus und so. Du willst zu Verwandten nach Leipzig, fertig aus! Wenn du mit denen unterwegs bist und trägst deinen Packen auf dem Buckel wie die, guckt dich bestimmt kein Dackel * schief an. Also, bleib tapfer, mein Mädchen, und sei auf der Hut! Ich denk an dich! Wird schon alles gut gehn!“, verabschiedet sich die Wirtin von Mäu und küsst ihr die Wangen.
    Auch Berthold wünscht ihr viel Glück und steckt ihr einen Taler zu.
    „Ist nicht viel, aber reicht fürs Erste, denn du musst ja unterwegs auch übernachten können“, fügt er hinzu.
    Nachdem sie sich auch vom Boskenner verabschiedet hat, bedankt sich Mäu noch einmal bei allen für ihre Hilfe, legt das Wolltuch um, ergreift den Proviantbeutel und tritt auf den Hof hinaus, wo sie von der Hausiererfamilie bereits erwartet wird.
    Theres, die junge Frau von Franz, mustert Mäu mit skeptischem Blick und verzieht die Mundwinkel zu einem säuerlichen Begrüßungslächeln, als Franz ihr die neue Mitreisende vorstellt. Ihr stupsnasiges,

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