Die Siedler von Catan.
gegen seinen Rücken presste. Mit der freien Rechten stützte Candamir sich am Stamm der Buche ab. Dann blickte er kurz über die Schulter, und als er in Olafs strahlende Augen sah, fand er die Sprache wieder. »Was ist? Ich nehme ihm die Hälfte ab, das ist nicht verboten, oder? Also, worauf wartest du?«
Olaf überwand seine Verblüffung und lachte. Es war ein rauer, grummelnder Laut der Befriedigung, der tief aus seinem Bauch zu kommen schien. »Habe ich dir nicht gesagt, dass mir kein Mann je etwas schuldig bleibt?«, fragte er.
Ich schulde dir gar nichts, dachte Candamir, aber er sparte seinen Atem.
Als die Riemen zum ersten Mal mit diesem widerwärtigen pfeifenden Klatschen auf seinen Rücken trafen, bereute er seinen Entschluss bitter. Es war furchtbar – viel schlimmer, als er gedacht hatte. Das mörderische Brennen verschlug ihm den Atem, sodass er sich fragte, woher Hacon die Luft für seine beachtlichen Schreie genommen hatte. Ehe der Schmerz noch verebbte, landete die Peitsche wieder auf seinem Rücken, und die beschwerten Riemen drangen so tief ins Fleisch ein, dass er glaubte, sie müssten sein Rückgrat freilegen. Das war genug. Das war alles, was er aus freien Stücken auf sich nehmen konnte für seinen treulosen, hinterhältigen, verräterischen Bruder, den er im Moment so sehr hasste, dass er nur zu gern selbst sein Blut vergossen hätte. Doch Candamir blieb, wo er war. Er zuckte unter jedem der wohl platzierten Hiebe zusammen, und Schweiß rann in wahren Strömen seinen Körper hinab. Aber er stand so fest, als sei er wie die Buche in dieser Erde verwurzelt. Er biss die Zähne zusammen, dass sie knirschten, und zählte die Schläge. Seine Augen waren fest geschlossen, seine Halsmuskeln traten in dicken Strängen hervor, und ihm war vage bewusst, dass er seinen Bruder viel zu fest umklammerte, sich mehr an ihm festhielt, als ihn zu stützen. Aber er konnte nichts dagegen tun. Die Finger seiner rechten Hand krallten sich in die sonnenwarme, raue Borke des Baumstamms, die ihm Trost spendete. Und so wartete er darauf, dass es ein Ende nahm.
Als schließlich die Buße für alle sechs Schafe geleistet war, ließ Olaf die Peitsche sinken. Er keuchte.
Candamir verharrte reglos.
Dann trat Osmund hinzu, den Sax in der Hand, streifte seinen Onkel mit einem Blick unverhohlenen Abscheus und durchschnitt Hacons Fesseln. Wie ein Kornsack ging der Junge zu Boden und riss seinen Bruder mit. Candamir ließ ihn nicht los. Halb lag, halb saß er auf der Erde, das linke Bein schmerzhaft verdreht, aber daran war im Augenblick nichts zu ändern. Das lange Haar hing ihm ins Gesicht und bedeckte auch Hacons. Das war gut. Es war beinah, als wären sie allein.
Doch eine Traube von Menschen bildete sich um sie – Candamir sah ihre Füße. Er hörte eine Frau weinen. Asta, erkannte er.
»Geht weg«, sagte er. »Verschwindet.«
Osmund nickte den anderen auffordernd zu. Harald legte Asta einen Arm um die Schultern und führte sie weg. Auch Austin zog sich zurück, aber nur einige Schritte. Argwöhnisch beäugte er Olaf, der immer noch im Schatten der Buche stand und sein Werk betrachtete, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Erst als Osmund unwirsch knurrte: »Wenn du so gut sein willst, Onkel …«:, erwachte er aus seiner Versunkenheit, nickte ungehalten und ging davon.
Osmund hockte sich neben seinen Freund und nahm Hacon behutsam bei den Armen. »Du musst ihn mir geben, Candamir.«
Ohne zu zögern gab Candamir seinen Bruder frei, der erstickt aufschluchzte, als Osmund einen Arm um ihn legte.
Bei dem Laut fuhr Candamir zusammen. »Pass doch auf!«
Osmund nickte zerknirscht. »Komm her, Sachse.« Und als Austin hinzueilte, sagte er: »Bring Hacon zu eurer Hütte und tu für ihn, was du kannst.«
Der Mönch beugte sich über den Jungen und legte ihm die Hand auf die Stirn. Hacon hatte zu zittern begonnen, und sein Gesicht war schneeweiß. »Hacon, mach die Augen auf«, sagte Austin nicht unfreundlich, aber bestimmt.
Flatternd öffnete der Junge die Lider.
»Ja, so ist gut.« Der Sachse lächelte ihm anerkennend zu. Niemand hätte ahnen können, wie erschüttert er war. »Ich werde dich jetzt tragen. Aber es ist nicht weit. Und wenn wir dort sind, verschaffe ich dir Linderung. Hast du mich verstanden?«
»Ja«, murmelte Hacon, aber sein Blick war verwirrt, die Pupillen geweitet.
Austin und Osmund verständigten sich mit einem Nicken. Dann nahm der Mönch Hacons Hände, zog ihn auf die Füße und beugte sich
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