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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Unterwäsche, die Wagner ihr süffisant unter die Augen gehalten hatte.
    Im nächsten waren einige wenige Bücher sowohl auf Tschechisch wie auf Deutsch: Franz Werfel, Oskar Baum, Franz Kafka, Arno Dvořák.
    »Hier«, hörte sie Katja neben sich rufen »Da ist er!«
    Die Beamtin hielt ein großes Billiggerät in die Luft, wie es alle paar Monate von einem der großen Discounter angeboten wurde.
    »Ist eine CD drin?«
    »Moment.« Katja drückte auf den Deckel des Players, der sich langsam öffnete. Vorsichtig fischte sie die CD heraus. Myriam nahm sie ihr ab.
    »Sie tragen keine Handschuhe«, bemerkte die Beamtin entsetzt, doch Myriam ignorierte sie und betrachtete das Cover. »Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps. Nie gehört. Sie?«
    »Ich steh nicht auf Klassik, sondern Punkrock.«
    »Ich nehme sie mit«, erwiderte Myriam und steckte die CD ohne Hülle in die Handtasche.
    »Das geht nicht«, protestierte Katja Weiss. »Die muss ins Labor für die Ermittlungen.«
    »Die Ermittlungen«, erwiderte Myriam entschieden, »leite immer noch ich.«
    Sie trat hinaus ins Treppenhaus. Die Gestalt fiel ihr erst nicht auf, bis sie etwas vor sich hin murmelte. Der Mann stand im Türrahmen zur Nachbarwohnung und beobachtete sie misstrauisch aus schmalen Augen. Ein unrasiertes, vernarbtes Gesicht. Ein verlebter Blick, scheinbar voller Gleichgültigkeit, wären nicht die zusammengekniffenen Augen gewesen.
    »Haben Sie sie gekannt?«, fragte Myriam.
    Er antwortete nicht, sondern machte einige Schritte rückwärts, drehte ihr den Rücken zu und humpelte die Treppe hinauf.
    Für einen Moment überlegte sie, ob sie die Beamten benachrichtigen sollte, doch dann dachte sie, dass Wagner und seine Kollegen bereits dabei waren, die Nachbarn zu befragen. Sie sollte sich nicht überall einmischen.
     
    Da sie immer noch nicht nachhause wollte, schlug Myriam den Weg Richtung Bahnhof ein, wo sie direkt in eine Herde Fußballfans rannte, die ihr laut singend entgegenkamen, den Frust bereits mit Alkohol betäubt. Man musste keine Sportnachrichten schauen, um zu wissen, wie die Eintracht gespielt hatte.
    Myriam fühlte sich plötzlich schwach vor Hunger, bis sie feststellte, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen hatte.
    Welches Frühstück? Ein Schluck abgestandener Tee vom Vortag, mehr nicht. Vorräte im Kühlschrank konnte sie allerdings vergessen. Sie war definitiv der Typ für Fastfood und für Ladenöffnungszeiten rund um die Uhr. Getränke kaufte sie am Kiosk um die Ecke, Fertigsalat beim Türken, die Wäsche lieferte sie in der Reinigung ab.
    Ihr Leben war endlich reibungslos organisiert, perfekt und störungsfrei. Was verlangte Henri von ihr? Sie konnte nicht kochen, ihr fehlte die Begabung zum Putzen wie auch der Hang, eine Wohnung zu dekorieren. Allein das Wort Krabbelgruppe rief Panikattacken hervor.
    Henri täuschte sich nicht, wenn er meinte, sie liebe Kinder. Aber das entsprang nur einer Laune der Natur, die zwar den Wunsch in ihren Hormonen verankert, aber vergessen hatte, ihr die nötigen Fähigkeiten mitzugeben. Das war offensichtlich, sonst hätte sie vor Jahren eine andere Entscheidung getroffen, oder?
    Ihr Herz hämmerte.
    Jetzt am späten Nachmittag hellte sich der Himmel auf, wie der Wetterbericht es versprochen hatte. Immer wieder zeichnete sich die helle Scheibe der Sonne unter der grauen Wolkenschicht ab, die zunehmend durchscheinender wurde. Myriam begann bereits in ihrem dicken Pullover zu schwitzen.
    Im Bahnhofsgebäude drängte sich laut grölend eine Horde Schalkefans aus einem der Züge. Einer von ihnen rempelte Myriam von hinten an. Wütend wandte sie sich um, doch er entschuldigte sich kleinlaut, wobei sie sich schon von seiner Fahne alkoholisiert fühlte. Er war beneidenswert betrunken.
    Es war daher kein Wunder, dass Myriam einen Whiskey bestellte, sobald sie sich auf den erstbesten Barhocker im Bahnhofsmarkt geschoben hatte. Nicht gerade das richtige Getränk auf leeren Magen, aber was soll’s. Dies war einer der Augenblicke, wenn man alles vergessen will. Wenn man von einem Mann auf dem Barhocker rechts angequatscht wird mit dem Spruch: »Scheißtag gehabt?« Und man nur noch nickt.
    Zu seinen Füßen stand ein anthrazitfarbener Samsonite-Koffer mit einem Zahlenschloss, daneben die passende Laptoptasche. Vielleicht war auch der Anzug von Samsonite, die Krawatte, die Schuhe, die Armbanduhr, die Krawattennadel, der Siegelring …
    »Darf ich Ihnen etwas bestellen?«
    Verwundert starrte

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