Die Silberne Festung
Genosse Generalsekretär«, antwortete der Flottenadmiral. »Die Verteidiger an Land befinden sich allerdings leicht im Vorteil. Sie können beliebig viele Fla-Raketenkomplexe aufstellen, während die Zahl der Jagdbomber an Bord der Breschnew sich nicht unbegrenzt steigern läßt.«
»Jagdbomber des Südlichen Militärbezirks haben mit gutem Erfolg vorgeschobene iranische Stellungen angegriffen«, berichtete Marschall Rhomerdunow. »Bei der Zerschlagung feindlicher Vorstöße haben sich vor allem unsere Bomber Tu-26 bewährt. Im zentralen iranischen Bergland sind die Tu-26 praktisch nicht zu bekämpfen, weil…
»Trotzdem sind diese Angriffe strategisch wertlos«, stellte der Generalsekretär fest. »Sie sind keine Offensivoperationen, bewirken keinerlei Geländegewinne und tragen nichts zum Erfolg des Unternehmens Feder bei. Sie sind lediglich Reaktionen auf amerikanische Vorstöße. Sollte dieser Abnützungskrieg weitergehen, befindet sich die offensivere Seite irgendwann im Vorteil. Das sollten wir sein. Das müssen wir sein. Aber im Augenblick sind wir’s eindeutig nicht.«
Der Generalsekretär wandte sich an Csilikow. »Die Lösung liegt auf der Hand. Unsere Achillesferse im Persischen Golf ist offenbar die Kampfgruppe Breschnew mit ihrer beschränkten Anzahl von Schiffen, die wir nicht verstärken können. Wir haben nur zwei Möglichkeiten, diese Schiffe zu betanken, und müssen ständig Überfälle iranischer Guerillas auf die Insel Kharg und den Ölhafen Abadan befürchten. Die Breschnew muß einen so großen Teil ihrer Flugzeuge zum Schutz der Kampfgruppe einsetzen, daß sie Angriffsoperationen an Land praktisch nicht mehr unterstützen kann…
Was haben Sie dazu zu sagen, Genosse Admiral? Ihre Bemühungen zur Sicherung der iranischen Häfen im Anfangsstadium des Unternehmens Feder sind lobenswert gewesen, aber jetzt liegt diese große, teure, verwundbare Flotte machtlos im Norden des Persischen Golfs fest. Wie ich in einem Bericht gelesen habe, haben vier mit Bazookas bewaffnete iranische Verrückte in einem schnellen Schlauchboot unseren Kreuzer Dserschinski schwer beschädigt, bevor sie getötet werden konnten. Soll unsere ruhmreiche sowjetische Kriegsmarine von fanatischen Moslems in Schlauchbooten versenkt werden?«
»Nein, nein, Genosse Generalsekretär…«
»Es wird Zeit, daß wir einen Entschluß fassen, wie dieses Unternehmen fortgeführt werden soll, Genossen. Der Westen hat uns mit seiner Forderung nach einem Rückzug aus dem Iran beträchtlich unter Druck gesetzt.
Das gegen unser Land verhängte Wirtschaftsembargo beginnt, sich spürbar auszuwirken. Wir setzen wertvolle Reserven ein, um eine labile Pattsituation zu erhalten, die in eine Niederlage umzuschlagen droht, während andererseits die Importe von Nahrungsmitteln und kriegswichtigen Rohstoffen zum Erliegen gekommen sind.« Er ließ seinen Blick über die Versammelten gleiten. »Vielleicht sollten wir uns aus der Golfregion zurückziehen…«
Als einziger der Anwesenden ließ Goworow eine Reaktion auf diesen Vorschlag erkennen. Er legte beide Hände flach auf den Tisch, als sei er kurz davor, aufzuspringen und erregt zu protestieren.
Auf dem Gesicht des Generalsekretärs, der zu Goworow hinübergesehen hatte, als er mit ruhiger Stimme seinen Vorschlag gemacht hatte, erschien ein wissendes Lächeln. »Oder vielleicht sollte ich Sie alle – Marschall Goworow natürlich ausgenommen – entlassen und durch einen Führungsstab ersetzen, der mehr Führungswillen, mehr Initiative, der einfach etwas Rückgrat beweist!«
Csilikow lief dunkelrot an. Der Generalsekretär ignorierte ihn. »Ich habe Ihnen gegenüber schon einmal erklärt, daß ich nicht daran denke, vor unterlegenen Kräften zurückzuweichen, und ich werde dieses Versprechen halten. Ich habe nicht die Absicht, jemals zurückzuweichen!«
Der Generalsekretär erhob sich und zeigte auf Goworow, während er weitersprach. »Wie können Sie schweigend dasitzen, nachdem wir eben einen Soldaten wie Marschall Goworow geehrt haben – einen Mann, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, um dieser Nation einen dringend benötigten Vorteil zu verschaffen –, und durch ihr Schweigen einen Rückzugsplan billigen?«
»Was schlagen Sie vor, Genosse Generalsekretär?« fragte Verteidigungsminister Csilikow scharf. »Einen Atomschlag gegen die Trägerkampfgruppe Nimitz ? Den Einsatz von Marschflugkörpern mit Atomsprengköpfen gegen Bandar-Abbas? Einen Raketenüberfall auf die amerikanische
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