Die Silberne Festung
drei Radarbeobachter über Funk sagen: »Unidentifizierte Flugzeuge hundertfünfzig Kilometer nördlich von Robat, Kurs eins-sechs-null, Höhe zwo-null-tausend, bestätigen Sie Delta Sierra. Kommen.« Danach wollte er ein Tonband einschalten, auf dem eine Computerstimme auf Russisch und Arabisch zum Abdrehen aufforderte, aber Ledbetter legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Sie brauchen nicht mehr als eine Chance, sich zu identifizieren, Sergeant. Wer kein IFF-Gerät einschaltet oder den Überflug vorher ankündigt, gehört zur falschen Seite.«
»Ja, Sir.«
»Sechs anfliegende Luftziele erfaßt«, meldete der Beobachter am Suchradar. »Sie scheinen fast nebeneinander zu fliegen. Leichte Höhenstaffelung… jetzt sind’s acht Flugzeuge, Sir, acht anfliegende Maschinen.«
»Entfernung?«
»Maximale Patriot-Reichweite ist in ungefähr einer Minute erreicht.“
»Patriot hat die Ziele erfaßt, Sir«, berichtet der dafür zuständige Radarbeobachter.
»I-Hawk ebenfalls.«
»Alle Batterien klar zum Schuß bei optimaler Entfernung«, befahl Ledbetter. »Wo bleibt die Meldung über…«
»Die Maschinen schwenken ein, Sir!« meldete der Mann am Suchradar.
»Die acht Flugzeuge drehen nach rechts ab… Ich habe jetzt zahlreiche neue Ziele, Höhe drei-null-tausend und steigend, Geschwindigkeit über Mach eins und zunehmend, Kurs eins-sechs-null – genau auf uns zu…«
Ledbetter trat hinter den Mann, auf dessen Schirm die ganze Szenerie deutlich abgebildet wurde. Transport, Start und Flugprofil sowjetischer Marschflugkörper waren wie bei einer Übung geradezu klassisch dargestellt: die großen, schweren Startplattformen, vermutlich strategische Bomber der Klasse Tu-16 Badger oder Tu-95 Bear; dann der Start, bevor die Bomber in Reichweite der Patriot-Lenkwaffen kamen, und das Abdrehen; danach das Steigen der überschallschnellen Abwurflenkwaffen auf ihre Reiseflughöhe… In wenigen Minuten würden sie sich ins Ziel stürzen: auf den amerikanischen Fla-Raketenkomplex.
»Funkwarnung als Blindsendung auf sämtlichen taktischen Frequenzen und über FLTSATCOM«, befahl Ledbetter. »Drei-drei-fünfte GAB wird angegriffen; Angriffsprofil deutet auf sowjetischen Lenkwaffenangriff hin.
Los, senden!«
»Ja, Sir.« Dann folgte eine einminütige Pause, in der nur die Stimme des Mannes am Suchradar mit ständig abnehmenden Entfernungsangaben zu hören war.
»Meldung über FLTSATCOM bestätigt. Ich empfange Warnungen anderer CABs.«
»Lenkwaffen übersteigen fünf-null-tausend Fuß, Geschwindigkeit rund Mach zwei, Entfernung dreißig Kilometer… Höhe abnehmend… Lenkwaffen im Sturzflug… Entfernung zwanzig Kilometer… fünfzehn…
zehn… neun… acht…«
***
Sergeant Plutarsky hatte sich eben davon überzeugt, daß der zweite Patriot-Werfer, zu dessen Bunker er gerannt war, einsatzbereit war, als die ersten Fla-Raketen starteten. Der überraschende Lichtblitz und das ohrenbetäubende Röhren ihres von der Firma Thiokol gebauten Feststofftriebwerks hätten Plutarsky beinahe umgeworfen. Danach starteten gleichzeitig mehrere Patriots aus anderen Stellungen. Die meisten dieser Lenkwaffen stiegen fast senkrecht. Die Luft füllte sich rasch mit glühendheißem, beißend scharfem Rauch.
Plutarsky war gerade stehengeblieben, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen und zu überlegen, wohin er gehen sollte, als vor ihm etwas detonierte. Dieses Mal wurde er nicht bloß umgeworfen, sondern von einer rotglühenden Hand gepackt und zehn Meter zurückgeschleudert.
Gleichzeitig wurde ihm die Luft stoßartig aus der Lunge gepreßt und durch ein erhitztes Gas ersetzt, an dem er würgte, als ertrinke er in glühender Lava.
Als er die Augen zu öffnen wagte, schien er wie durch ein Wunder unverletzt geblieben zu sein. Um ihn herum brannte es überall. Im weiten Umkreis sah der Erdboden aus, als sei er mit einer Bodenfräse bearbeitet worden. Plutarsky wollte aufstehen, aber dabei zeigte sich, daß sein rechter Knöchel anscheinend gebrochen war.
In der Nähe lag ein nicht gleich erkennbarer Gegenstand, auf den Plutarsky nun auf allen vieren zukroch. Er brauchte nicht weit zu kriechen, um ihn zu erkennen. Die Detonation war so gewaltig gewesen, daß sie den ganzen Trailer aus der Erde gerissen und dann wie einen Schuhkarton eingedrückt hatte. Dabei war der ursprünglich drei Meter hohe Trailer bis auf einen Meter zusammengestaucht worden.
Plutarsky konnte die Schreckensszenen um ihn herum kaum fassen. Bis vor einigen
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