Die Silberne Festung
Bodenstationen wird es schwerfallen, uns zu verfolgen, solange sie keine Informationen über Startort und Bahndaten haben, so daß sie ihre Raumstation nicht im voraus warnen können…
Der Angriff erfolgt wieder durch bewaffnete Raumflugzeuge vom Typ Elektron, aber dieses Mal setzen wir nicht nur zwei, sondern drei dieser Maschinen ein. Meine beiden Rottenflieger haben jeweils zehn modifizierte Sichel-Raketen an Bord, deren panzerbrechender Gefechtskopf aus einer Uran-Molybdän-Legierung durch einen mit vierzig Kilogramm Sprengstoff ersetzt worden ist. Die beiden haben den Auftrag, den Weltraumradar der Armstrong-Raumstation, die Lagekontrolltriebwerke der Station und eine etwa vorhandene Abwehrbewaffnung zu zerstören.
Mein Raumflugzeug befördert eine weit wichtigere Fracht, Genosse Generalsekretär. Die Sichel-Raketen reichen nicht zur Zerstörung einer so großen Station aus, und unsere Raumflugzeuge können sie nicht in die Atmosphäre hinunterziehen. Deshalb nehme ich eine zweitausend Kilo schwere weltraumreaktive Bombe mit hinauf. Die Bombe benützt eine chemische Reaktion, um in einer Druckkammer große Mengen von Sauerstoff und Wasserstoff zu mischen, deren Sprengkraft im Vakuum des Weltalls über zwei Tonnen TNT entspricht. Sobald die Stationsverteidigung lahmgelegt ist, bringe ich die Bombe an der Raumstation an und zünde sie dann aus sicherer Entfernung…
Beim ersten Einsatz habe ich die Angriffe bewußt verlangsamt, um der Besatzung Zeit zu geben, die Station zu räumen. Daß ich das getan habe, bedaure ich keineswegs. Aber mir ist jetzt auch klar, daß ich den Amerikanern dadurch Zeit gelassen habe, eine Abwehr zu organisieren, die Oberst Woloschin das Leben gekostet hat. Durch ihre Rückkehr zur Station und die Reaktivierung ihrer offensiven Überwachungs- und Warnsysteme haben die Amerikaner bewiesen, daß sie unsere Raumflugzeuge für nicht gefährlich halten. Deshalb werden wir sofort angreifen. Und dieses Mal werde ich die Raumstation zerstören!«
Obwohl der Generalsekretär keine Reaktion erkennen ließ, war er sehr zufrieden. Goworow war wenigstens ein Mann mit Ideen! Wenn die anderen auch nur halb so kreativ wären…
»Das scheint mir ein brauchbarer Plan zu sein. Finden Sie nicht auch, Csilikow?« Der Verteidigungsminister nickte zustimmend. »Kommentare?« Es gab keine. »Gut, dann ist der Angriff genehmigt.«
»Danke, Genosse Generalsekretär«, sagte Goworow. »Die endgültige Starterlaubnis fordere ich in acht Stunden an. Unser Angriff beginnt etwa drei Stunden später.«
»Einverstanden, Marschall. Sie können jetzt gehen.« Goworow stand auf, erwies dem Generalsekretär eine Ehrenbezeigung und trat ab.
Nachdem er gegangen war, wandte der Generalsekretär sich erneut an Tschertscherowin. »Noch weitere Sündenböcke, Admiral?« Tschertscherowin hielt wohlweislich den Mund.
»Nehmen wir einmal an, Marschall Goworow gelänge es, die amerikanische Station zu zerstören, woran ich nicht zweifle«, fuhr der Generalsekretär fort. »Würde das bedeuten, daß die Kampfgruppe Archangelsk den Verband um die Nimitz zum Rückzug zwingen könnte – oder gibt es irgendwelche Informationen, die Sie bisher für sich behalten haben, irgendeine Ausrede, mit der Sie erst nach der nächsten Niederlage rausrücken wollen?«
»Die Flugzeugverluste der Archangelsk müssen ersetzt werden«, stellte Tschertscherowin fest. »Über die Verluste der Amerikaner liegen uns keine genauen Angaben vor, aber…«
»Woraus ich schließe, daß sie keine Flugzeuge verloren haben«, unterbrach der Generalsekretär ihn. »Ich befürchte wieder einmal das Schlimmste. Solange aus Ihnen nicht die ganze Wahrheit rauszukriegen ist, muß ich das Schlimmste annehmen: Ich setze also voraus, daß die Amerikaner keinen einzigen Jäger verloren haben, während auf der Archangelsk achtzehn Jäger fehlen. Wie bald können wir diese achtzehn Maschinen ersetzen?«
»Das dürfte schwierig werden«, antwortete der Flottenadmiral, der einen weiteren Ausbruch befürchtete. »Für den Einsatz auf der Archangelsk geeignete Su-27 Jäger sind nur in Wladiwostok – dem Heimathafen des Flugzeugträgers – stationiert. Die Überführung von achtzehn Jägern dieses Musters erfordert mindestens einen Tag Planungsarbeit und einen halben Tag Flugzeit.«
»Also eineinhalb Tage«, stellte der Generalsekretär fest. »Und das ist bestimmt eine sehr optimistische Schätzung. Und damit haben wir erst wieder den Stand vor dem Verlust dieser
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