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Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Aber das war der Preis, den sie für den Erfolg zahlen mußte, auf den sie zielstrebig hingearbeitet, den sie sich mit allen Fasern ihres Herzens gewünscht hatte.
    Als ihre Aufmerksamkeit sich wieder dem Streifenführer zuwandte, hörte sie ihn sagen, er habe sich schon immer gewünscht, einen Raumfährenflug mitzumachen, aber er habe außer dem Bachelor of Science keinen akademischen Grad vorzuweisen und sei zudem nur Unteroffizier…
    »Wenn Sie ein Technikstudium absolviert haben, spielt Ihr Dienstgrad keine Rolle. Überhaupt keine! Nehmen Sie zum Beispiel mich – ich bin Zivilistin ohne irgendeinen Dienstgrad. Im Augenblick werden Techniker und Freiwillige gebraucht, die sich für das Programm engagieren wollen.
    In den siebziger und achtziger Jahren sind erfahrene Piloten und Wissenschaftler gesucht worden; heutzutage werden Besatzungsmitglieder für alle möglichen Aufgaben gebraucht…«
    Ann merkte, daß sie wie ein NASA-Anwerber redete. War sie wirklich so überzeugt, wie das klang? War die Sache wirklich so einfach? Im Augenblick brauchte sie für sich selbst die Überzeugung, daß dieser Raumflug eine Routinesache sei und zugleich eine einmalige Chance. Nur mit dieser positiven Einstellung konnte sie das Unternehmen durchstehen.
    Als der Jeep sie vor einem niedrigen Gebäude aus Glas und Stahlbeton – dem Vandenburg Shuttle Flight Center – absetzte, sah sie erneut zum Himmel auf. Das nächtliche Dunkel war einem klaren Azurblau gewichen, in dessen unendliche Weiten sie nun bald vorstoßen würde.
Space Shuttle Enterprise
    Drei Stunden später trat die Besatzung der Raumfähre Enterprise in den Aufzug des Bedienungsturms und fuhr damit zur Einstiegsebene des Orbiters hinauf. Sie ging über die Turmplattform und betrat den »weißen Raum«, in dem weißgekleidete Techniker mit weißen Gesichtsmasken sie von Kopf bis Fuß mit Staubsaugern reinigten, um Schmutz und Steinchen zu entfernen, die in der Schwerelosigkeit auf dem Flug- und Mitteldeck stören konnten. Danach gingen die Besatzungsmitglieder einzeln zu der in den Orbiter führenden runden Seitenluke.
    Als Ann an der Reihe war, blieb sie stehen und schüttelte dem Techniker an der Luke die Hand.
    »Danke«, sagte sie leise. Sie kannten einander kaum, aber ihre Gefühle waren die gleichen. Mehr brauchte nicht gesagt zu werden.
    Die Enterprise war ursprünglich für Landeversuche gebaut worden. Im Jahre 1977 war sie von einer zum Trägerflugzeug umgebauten Boeing 747 in großen Höhen freigesetzt worden, um zu beweisen, daß Raumfähren antriebslos landen konnten. Aber ein Raumflug der Enterprise war nie geplant gewesen.
    Durch das Challenger -Unglück im Jahre 1986 war jedoch eine neue Lage entstanden. Da es weit billiger war, die Enterprise raumtüchtig zu machen, statt einen neuen Orbiter zu bauen, hatte 1987 ihre Neuausrüstung begonnen, wobei die Enterprise von den in den achtziger Jahren gemachten Fortschritten der Raumfahrttechnik profitiert hatte.
    Der erste Unterschied zeigte sich, als Ann jetzt vor der Einstiegsluke stand: der früher aus Kacheln bestehende Hitzeschild fehlte. Statt dessen war die Raumfähre mit einer Schutzschicht aus Kohlenstoffasern überzogen, die leichter, wirksamer und billiger als die Siliziumkarbidkacheln der Columbia und Atlantis waren. Während früher nur Rumpfspitze und Flügelvorderkanten einer Raumfähre durch extrem hitzebeständige Kohlenstoffasern geschützt gewesen waren, erstreckte dieser Schutz sich jetzt auf die gesamte Außenhaut. Und im Gegensatz zur alten Beplankung, die schuppig und uneben ausgesehen hatte, glänzte die neue Beschichtung reinweiß und spiegelglatt.
    Durch die Luke gelangte Ann aufs Mitteldeck der Enterprise, wo sie die Lagerabteile, die Hygienestation und die Luftschleuse unter sich sah.
    »Unheimlich«, stellte sie fest. »Ich klebe an der Wand wie eine Spinnenfrau.«
    Hauptmann Marty Schultz, der Nutzlastspezialist der Enterprise, stieg eben die Leiter zum oberen Flugdeck hinauf. »Warten Sie nur ab, bis Sie im Orbit sind«, sagte er. »Wände, Decken, oben, unten – alles verschwunden. Silver Tower ist eine neue, fremdartige Welt.«
    Ann folgte Schultz die Leiter hinauf und blieb hinter den drei freien Sitzen auf dem Flugdeck stehen. Hoch »über« sich sah sie Luftwaffenoberst Jerrod Will, den Kommandanten der Raumfähre, und Marine-Corps-Oberst Richard Sontag, den Piloten der Enterprise, in ihren Sitzen. Die beiden blickten nach »unten«, als sie aufs Flugdeck gekrochen kam

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