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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wollen, um ihn nicht zu gefährden. Auch die Mitwisserschaft von Hexenwerk und Teufelstun wurde mit dem Tode bestraft. Doch davon konnte er natürlich nichts ahnen. Sie würde es ihm später erklären müssen.
    Heinrich fing sich wieder, schob Susannes Hand vom Knie und murmelte missmutig: «Nein, Susanne, das hätte ich wirklich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass mir was gefehlt hätte.»
    Susanne lachte, dann küsste sie Eva auf die Wange und wandte sich an die Spezereienhändlerin. «Ich bin Susanne», stellte sie sich vor. «Und das hier ist meine Schwester Eva. Unsere Mutter Sibylla Schieren – Ihr werdet sicherlich von ihr gehört haben – hat uns nach Leipzig geschickt, um neue Geschäfte zu tätigen.»
    «Aha», nickte die Händlerin und betrachtete die beiden jungen Frauen. «Wie Schwestern wirkt Ihr nicht gerade.»
    Ihr war das abgetragene Kleid der Älteren aufgefallen. «Red keinen Unsinn, Susanne», wies Heinrich sie zurecht.
    Sofort brauste Susanne auf: «Neidest mir wohl meine Stellung, was? Wir sind Schwestern, sind gleich, denn schließlich tragen wir denselben Geburtsnamen.»
    «Hört auf!», versuchte Eva die Streithähne zu bändigen. So konnte es nicht weitergehen. «Im Augenblick sind wir eine Reisegesellschaft und wollen hoffen, dass wir gesund dort ankommen, wo wir hinwollen.»
    «Recht hat die junge Frau», mischte sich die Krämerin ein. «Wir sollten freundlich miteinander sein. Wie schnell kommt doch der Tod. Und wie oft auch unerwartet.»
    Ja, sie hat Recht, dachte Eva. Der Tod ihres Vaters fiel ihr ein. Er war in der Toskana gestorben, wo sie zwei glückliche Jahre verbracht hatten. Evas Gedanken gingen zurück zu dem Abend, der seinem Begräbnis gefolgt war. Sibylla war vor Schmerz fast wahnsinnig geworden. Stundenlang hatte sie mit ihrem toten Liebsten Zwiesprache gehalten. Eva hatte dabeigesessen und die Geschichte ihrer Eltern zum ersten Mal gehört.
     
    Sibylla hatte vor einem Wandschrank gestanden und in den Schubladen gesucht. Dabei hatte sie leise vor sich hin gesprochen: «Wo sind die Lichter? Ich hatte doch Wachskerzen gesehen. Isaak, weißt du, wo unser Lichter hingekommen ist?»
    Eva zog eine andere Lade auf und zeigte ihr die Kerzen, die in Reih und Glied lagen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl in eine Ecke und beobachtete ihre Mutter.
    Sibylla nahm ein weißes Wachslicht aus der Lade, steckte es in einen Leuchter und entzündete es umständlich mit dem Feuerschwamm. Dann lief sie, den Leuchter vor sich herhaltend, mit langsamen Schritten durch die Wohnstube. «Unsere erste Begegnung, Isaak – erinnerst du dich? –, stand schon im Zeichen des Todes. Ich war schwanger von Jochen Theiler, meinem ersten Mann. Doch als ich dich sah, wusste ich, dass ich Theiler nicht liebte. Du hast mir das Leben gerettet, als der Pöbel mir das Kind im Bauch zerquetschte. Hast mein Leben gerettet, aber meine Seele hielt ich von dir fern. Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass du allein in meine Seele sehen konntest.»
    Die Mutter hatte den großen Tisch in der Mitte des Zimmers umrundet und war wieder vor der Schublade angelangt. Sie nahm ein weiteres Licht, steckte es in einen Leuchter auf dem Fenstersims und entzündete es. Die Flamme flackerte ein wenig und warf einen goldenen Schein auf Sibyllas Antlitz.
    «Als Jochen starb, wolltest du mich heiraten. Ich konnte nicht, Isaak. Wen hätte ich dir zur Frau geben sollen, Isaak? Du hast gedacht, ich sei eine Kürschnermeisterin, erfolgreich, stark und mutig. Doch das war nicht die ganze Wahrheit.
    Nein, ich habe dich nicht nur zurückgewiesen, weil ich die Werkstatt behalten wollte und dazu einen Kürschnermeister brauchte. Das war nur ein Grund. Der andere lag tiefer, viel, viel tiefer. Ich war nicht die, die ich zu sein vorgab. Aber dich wollte ich nicht belügen. Also musste ich dich meiden.
    Wäscherin bin ich gewesen, Isaak. Das hättest du nicht gedacht, nicht wahr? Durch Betrug bin ich an die Stelle der wahren und toten Sibylla geraten. Luisa hieß ich eigentlich, Isaak. Ich war die Tochter einer Wäscherin, die im Kürschnerhaushalt ihr Brot verdiente.»
    Sie entzündete eine weitere Kerze. «Sieh, Isaak, dieses Licht brennt für dich. Du hast die Schatten der Vergangenheit verjagt, ohne sie zu kennen. Ich danke dir dafür, Isaak. Du weißt gar nicht, wie sehr. Und ich habe versäumt, dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Auch ohne Worte hast du es gewusst, nicht wahr?»
    Sibylla hielt sich mit den Händen am

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