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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick deWitt
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Angst, dass sich meine grandiose Idee mit jedem Tag ein bisschen mehr verflüchtigte. Schließlich fasste ich mir ein Herz und fragte den Mann, der mich überhaupt erst zu den Soldaten gebracht hatte, Jeremiah. Ich sagte: ›Jeremiah, ich will von hier weg. Was muss ich tun, dass ich gehen kann?‹ Worauf er mir die Hand auf die Schulter legte und sagte: ›Wenn du gehen willst, bitte, es steht dir frei. Geh, Hermann. Denn offiziell hast du dich nie bei der Armee verpflichtet.‹ Das stimmte, ich hatte nie irgendetwas unterschrieben. Am Abend gaben sie mir zu Ehren noch eine Abschiedsfeier, und am nächsten Morgen war ich weg. Ganz in der Nähe richtete ich mir ein bescheidenes Labor ein und brauchte fast ein ganzes Jahr, bis ich im Experiment die ersten brauchbaren Ergebnisse erzielte. Allerdings war das Goldleuchten zunächst nur sehr kurz. Irgendeine Substanz in der Formel ließ es schnell verblassen, wodurch es wieder unsichtbar wurde. Einmal brannte mir sogar mein Labor ab. Du siehst, es war nicht einfach. Als ich dann eine halbwegs stabile Verbindung hatte, machten gerade die ersten Nachrichten vom kalifornischen Goldrausch die Runde. Auch ich zog auf dem Oregon Trail nach Westen und traf in Oregon City schließlich auf euren Boss, den Kommodore. Den Rest kennt ihr.«
    »Mehr oder weniger.«
    Warm kratzte sich an Händen und Beinen und musterte den Abendhimmel. »Was meinst du, Morris, ist es dunkel genug?«
    »Noch eine Minute, Hermann«, rief Morris zurück. »Dieser Anfänger hat sich schön in die Bredouille gebracht, gleich kriegt er den Gnadenstoß.«
    »Abwarten. Noch ist nicht aller Tage Abend«, sagte Charlie.
    Sie spielten im Zelt Karten.

Mit Einbruch der Nacht zogen vier Männer an einem Flussgleichzeitig die Hosen aus. Das Feuer hinter uns brannte hell, und jeder hatte genau drei Whiskey getrunken, was wir für die bevorstehende Aufgabe für angemessen hielten, denn das Wasser war eiskalt. Andererseits durfte der Alkohol unsere Konzentration nicht beeinträchtigen – oder später die Erinnerung an den großen Tag. Der Biberhäuptling saß träge auf seinem Damm, musterte uns und kratzte sich mit den Hinterlauf wie ein Hund. Die Formel griff seinen Pelz auf ähnliche Weise an wie unsere Haut. Aber wo waren seine Freunde? Wahrscheinlich unten in der Burg, oder sie hatten sich sonstwo verkrochen. Als meine Füße erstmals das Wasser berührten, hätte ich vor lauter Nervosität beinahe laut gelacht, riss mich aber zusammen, denn das kam mir respektlos vor. Wem gegenüber, war unklar, doch ich hatte den Eindruck, wir alle hielten in diesem Moment aus demselben vagen Grund den Atem an.
    Eines der Fässer stand schon geöffnet am Ufer bereit. Ich roch daran, und sogleich erfüllte ein heftiges Brennen meine Brust. Morris stand etwas abseits und sah mit Grauen auf das fließende Wasser.
    »Was machen die Beine, Morris?«, fragte ich.
    Er blickte auf die stark gerötete Haut. »Machen sich nicht gut«, lautete seine Antwort.
    Warm sagte: »Ich habe hinten Wasser aufgesetzt und Seife hingelegt. Damit können wir das Zeug später abwaschen. Das haben wir beim letzten Mal vergessen, daher die Hautreizung.« An Morris gewandt, sagte er: »Hältst du es noch einmal aus?«
    »Bringen wir es hinter uns«, brummte er. Der Ausschlag zog sich mittlerweile bis zu den Oberschenkeln hoch, an vielen Stellen war die Haut offen. Wo nicht, hatten sich die weichen Quaddeln mit einer bräunlichen Flüssigkeit gefüllt. Da er sich kaum noch aufrecht halten konnte, dachte ich: Warum tun wir ihm das eigentlich an? An Morris gewandt, sagte ich: »Morris, ich glaube, du solltest heute nicht mehr arbeiten.«
    »Und dann? Dann sackt ihr meinen Anteil ein!«, erwiderte er scheinbar forsch, doch seine Stimme verriet ihn. Er hatte Angst. Warm sprang mir bei: »Eli hat recht, ruh dich aus, dir entgeht nichts, ich teile meinen Anteil mit dir.«
    »Ich auch«, sagte ich.
    Warm und ich blickten zu Charlie hinüber, dessen Mitmenschlichkeit etwas Bedenkzeit benötigte, ehe er sagen konnte: »Na gut, von mir aus.«
    »Da siehst du es«, sagte Warm.
    Morris zögerte. Er fühlte sich in seinem Stolz herausgefordert und wollte nicht kneifen. »Was, wenn ich bloß im Flachen arbeite?«
    »Das ist gut gemeint«, sagte Warm. »Aber wenn es mit deinem Bein noch schlimmer wird, fällst du womöglich ganz aus. Es ist besser, du schonst dich und lässt uns die Arbeit machen. Du kannst es beim nächsten Mal ja nachholen.« Morris antwortete nicht. Er

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