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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick deWitt
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stand für sich und blickte trübselig in den Sand. Doch Warm hatte eine Idee. »Beim letzten Mal war das Leuchten nur an der Stelle zu sehen, wo wir das Mittel ins Wasser gekippt haben. Wenn du auf den Damm gehst und die Lösung mit einem Ast besser verteilst, sehen wir vielleicht eine größere Fläche.«
    Morris war hochzufrieden, und wir suchten ihm einen langen Ast, mit dem er arbeiten konnte. Von Warm gestützt, nahm er auf dem Damm Aufstellung, der Biberhäuptling wurde vertrieben. Warm selber ging weiter auf die andere Seite, wo sein Abschnitt lag. Dann rief er Charlie und mir zu, das erste Fass in den Fluss zu geben, wobei wir, wie er sagte, jeden Hautkontakt vermeiden sollten. »Das Zeug brennt schon in verdünnter Form wie Feuer, unverdünnt frisst es sich glatt durch euch hindurch.« Er deutete auf das zweite Fass, das zwanzig Meter weiter am Ufer stand. »Sobald das erste Fass leer ist, kippt das zweite direkt hinterher.«
    »Und was ist mit dem dritten?«, fragte Charlie. »Sollen wir das dritte Fass nicht gleich dazugeben.«
    »Nein, das lassen wir besser. Zwei Fässer sind schon gefährlich genug.«
    »Aber wenn wir in dieser Nacht fertig werden, können wir Morris morgen zum Arzt bringen.«
    »Richtig. Dann bräuchten wir allerdings alle einen Arzt. Wir arbeiten stur nach Plan, Charlie. Wenn das zweite Fass ausgeschüttet ist, soll Morris die Formel im Wasser verteilen. Sobald ihr etwas seht, geht mit euren Eimern los und sammelt es ein. Tempo ist alles.«
    Charlie und ich gingen leicht in die Knie, um das Fass anzuheben. Meine Hände zitterten fürchterlich, so nervös war ich. Das Zittern war bis in die Schultern spürbar, und ich dachte: So etwas habe ich nicht mehr erlebt, seit ich zum ersten Mal mit einer Frau ins Bett ging. Wirklich, es war dieselbe Art Erregung. Mir wurde ganz schwindlig bei dem Gedanken, was der Fluss gleich an Geheimnissen preisgeben würde. Charlie bemerkte natürlich, wie es mir ging, und fragte: »Alles in Ordnung?« Ich sagte ja, fasste unter den Rand des Fasses, spürte den harten Sand unter den Fingern. Wir zählten bis drei, hoben das schwere Fass an und transportierten es mit kleinen Seitenschritten ins Wasser. Das Wasser war so kalt, dass Charlie die Luft einsog. Doch dann lachte er, worüber wiederum ich lachen musste. Schließlich unterbrachen wir unsere Arbeit, um gemeinsam zu lachen, was sehr schön war. Über uns leuchteten der Mond und die Sterne, und die Geheimformel schwappte im Fass hin und her, ihre schwarze sirupartige Oberfläche glitzerte silbern. Wir neigten das Fass, und die dunkle Suppe lief in den Fluss. Ich hatte mich noch nie so verwegen gefühlt.
    Sobald sich die ersten Schwaden der Formel im Wasser verteilten, zogen wir uns schrittweise ans Ufer zurück, denn auch die ätzenden Dämpfe verbreiteten sich sofort bis in die feinsten Verästelungen meiner Lunge. Ich würgte und hätte beinahe gekotzt. Schon ein Hauch der Formel war so ätzend, dass mir die Augen tränten.
    Zurück auf dem Trockenen, warfen wir das Fass weg und rannten zu Fass Nummer zwei. Auch dieses leerten wir in den Fluss, und ich trat zurück, um zu sehen, was jetzt geschah. Warm rief Morris von der anderen Seite her zu, er solle anfangen zu rühren. Doch Morris war offenbar schon so geschwächt, dass er dazu nicht mehr in der Lage war. Deswegen schnappte sich Warm einen Ast vom Damm und drosch damit auf die Wasseroberfläche ein. Dann hörte ich hinter mir ein Geräusch. Ich fuhr herum und sah, dass Charlie den Deckel des dritten Fasses mit einer Axt bearbeitete.
    »Was machst du da?«, rief ich.
    »Komm, wir kippen den Rest auch noch rein«, sagte er und brach, keuchend vor Anstrengung, den Deckel auf.
    Dies bemerkte auch Warm, der rief: »He, lass das!«
    »Unsinn«, sagte Charlie. »Wenn wir schon dabei sind, machen wir es richtig.«
    Warm schrie: »Lass das bleiben, verdammt. Eli, sorge dafür, dass er damit aufhört!«
    Ich lief auf Charlie zu, aber der hatte das Fass schon angehoben – allein! Er kam jedoch nicht weit. Nach ein, zwei Schritten verlor er das Gleichgewicht, stolperte, und die zähflüssige Brühe rann außen an der Wand des Fasses entlang über Charlies rechte Hand. Die aggressive Eigenschaft der Formel machte sich binnen Sekunden durch ein starkes Brennen bemerkbar. Charlie ließ das Fass fallen, und die Flüssigkeit versickerte nutzlos im Sand.
    Jetzt krümmte sich Charlie vor Schmerz, doch er biss die Zähne zusammen. Ich nahm sein Handgelenk, um den

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