Die Skelettbande
grummelte
Klößchen. »Wenn ich krankgeschrieben wäre, würde ich erst einmal richtig lang
ausschlafen, dann ein ausgiebiges Frühstück zu mir nehmen, dann ein köstliches
Mittagessen und dann ab in die Eisdiele.« Er geriet ins Schwärmen, wurde aber
von seinen Freunden jäh unterbrochen.
»Klößchen!«
»Schon gut, schon gut. Man darf
ja wohl mal darüber nachdenken«, antwortete er beleidigt.
Karl war in Gedanken schon
wieder bei der Skelettbande. »Was wir nun ganz sicher wissen, ist, dass
es eine Beziehung zwischen Hedonis und der Bande geben muss.«
Die anderen nickten. »Zu den
Einbrüchen und der Geiselnahme der Familie Harkenthal kommt jetzt auch noch
eine echte Entführung hinzu«, meinte Gaby.
Kommissar Glockner runzelte
nachdenklich die Stirn und spann den Gedanken seiner Tochter weiter: »Das
bestätigt den Verdacht, dass die Bande eine Art Masterplan hat, den wir jetzt
noch nicht kennen. Es gibt übrigens gewisse Zusammenhänge zwischen Hedonis und
den Einbrüchen.«
»Ja, welche?«, fragte Karl.
Auch die anderen schauten Kommissar Glockner gespannt an.
»Unsere Recherchen haben
ergeben, dass die Besitzer aller Häuser, in die eingebrochen wurde, zur
›Fangemeinde‹ von Henry Hedonis gehören und bei mindestens einer seiner
Lesungen waren. Vielleicht hat sich Herr Hedonis bei solchen Lesungen ein Bild
über die Einkommensverhältnisse seiner Leser machen...«
»Wie sollte das gehen?«,
unterbrach ihn Klößchen.
»Er könnte bei Gesprächen mit
seinen Fans durch geschicktes Fragen etwas aus ihnen herausgelockt oder ihnen
hinterherspioniert haben, um zu sehen, wo und wie sie wohnen.«
»Das wäre auch eine Erklärung
für den Einbruch in die Vierstein-Villa«, schloss Tim. Kommissar Glockner nickte.
»Das würde bedeuten, dass
Hedonis der Kopf der Skelettbande ist?«, führte Gaby folgerichtig den
Gedanken weiter.
»Die Indizien sprachen anfangs
dafür, bis heute. Seine Entführung stellt meine Theorie wieder auf den Kopf«,
sagte Kommissar Glockner resigniert.
»Vielleicht ist seine
Entführung nur ein Ablenkungsmanöver, weil er spürt, wie sich die Schlinge um
seinen Hals langsam zuzieht.« Gabys Vermutung klang etwas abenteuerlich.
Klößchen hatte noch eine ganz
andere Erklärung für die Ereignisse: »Oder er will durch seine Entführung die
Aufmerksamkeit der Medien auf sich lenken, damit sein Buch wegen des ganzen
Rummels um seine Person auf Platz eins der Bestsellerlisten landet.«
Seine Freunde und auch
Kommissar Glockner fanden Klößchens Gedanken gar nicht so abwegig.
»Aber warum wurde diese ganze
Nummer im Haus der Harkenthals abgezogen? Das passt irgendwie nicht ins Bild.
Ich glaube, wir müssen neu ansetzen. Es könnte auch ein Rachemotiv sein.« Karl
spielte alle Möglichkeiten durch.
»Wie das?«, stutzte Gaby.
»Weil jemand Henry Hedonis die
Einbrüche in die Schuhe schieben möchte«, meinte Karl.
»Dann hätte man ihn nicht
entführt«, widersprach Klößchen.
»Das stimmt nun auch wieder«,
gab Karl zu. Er schaute etwas erschöpft drein, weil ihm nichts mehr einfiel.
Plötzlich hatte Gaby eine Idee.
»Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um Rache handelt, dann passen die
Einbrüche ja nicht wirklich ins Bild, oder?«
Die anderen nickten.
»Aber was ist, wenn die
Einbrüche nur von dem wahren Motiv ablenken sollen?«
Kommissar Glockner klopfte
seiner Tochter anerkennend auf die Schulter. »Ein interessanter Gedanke, den
wir weiterverfolgen sollten. Wir werden diesen Harkenthal noch einmal in die
Mangel nehmen. Ich bin mir sicher, er verschweigt uns etwas.«
»Sie haben doch sicherlich auch
schon diese Frau interviewt, die Henry Hedonis als seine Assistentin
vorgestellt hat?«, fragte Karl.
Glockner nickte. »Du meinst
Helga Becker?«
»Ja, so hieß sie wohl«,
erinnerte sich Karl.
»Sie ist völlig verstört und
hat keine Ahnung, wer hinter der Entführung stecken könnte. Als einziges Motiv
konnte sie sich Erpressung vorstellen. Henry Hedonis hat sich ein beachtliches
Vermögen mit seinen Büchern erschrieben.«
Kommissar Glockner
verabschiedete sich von den vier Freunden, weil er zurück ins Präsidium musste.
Dort fand gleich eine Pressekonferenz statt, in der er Stellung zu den
Ermittlungen im Falle der Entführung von Hedonis nehmen sollte. Gaby drückte
ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und gemeinsam mit ihren Freunden verließ
auch sie das Krankenhaus.
Wie sie das hasste! Jeden Tag
in einer anderen Stadt, jeden
Tag in einem
Weitere Kostenlose Bücher