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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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aus, sodass die Brandlöcher deutlich zu sehen waren. »Seht ihr das ?« Sie hielt die bis zu den Knien verbrannte Pyjamahose hoch, dann ließ sie sie fallen. »Ich habe im Bett gelegen, feige Mörderbande! Habe tief und fest geschlafen, bis das Dach zusammenbrach und ich von einem Flammenmeer umgeben war!«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Augen sprühten Feuer.
    »Ihr seid elende Brandstifter und Mörder, und das nur, weil ihr so gottverdammt hirnlos seid, an uraltem Aberglauben festzuhalten! Wir leben im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, ihr Dummköpfe, nicht mehr im 12. Jahrhundert!«
    Sie stampfte zornentbrannt mit dem Fuß auf. Diese Tirade hatte sich lange in ihr angestaut, und jetzt öffneten sich sozusagen ihre inneren Schleusen und ließen ihre Wut auf all die Spießer niederprasseln, die ihre Freunde bedrohten.
    »Paganismus nennt man bestimmte Elemente des christlichen Glaubens, ihr Idiotenpack, und die Ausübung dieser Religion ist vollkommen legal. Von der Verfassung abgesegnet, ihr Schießeisen schwingenden Schwachköpfe! Derselben gottverfluchten Verfassung, die euch das Recht gibt, diese Waffen zu tragen – und was hattet ihr denn heute damit vor?«, fragte sie herausfordernd. Dabei trat sie furchtlos auf die drei mit Gewehren bewaffneten Männer in der vordersten Reihe zu. »Wen wolltet ihr denn heute damit umbringen? Heh? Mord ist das Einzige, was ich im Zusammenhang mit meinen Freunden und euch je
gesehen habe. Ihr elenden Ratten habt nicht nur versucht, mich zu ermorden, sondern ihr wolltet heute einen zweiten Versuch starten!«
    Der Mann, den sie bei ihrer flammenden Anklage ins Auge gefasst hatte, besaß den Anstand, den Blick zu senken und sein Gewehr schuldbewusst hinter seinem Rücken zu verstecken. Aber Kelly war noch nicht fertig.
    »Diese Leute sind Historiker. Ihr hegt keinerlei Vorurteile gegen Geschichtswissenschaftler, die die Ardennenschlacht, Gettysburg und den Zweiten Weltkrieg wieder aufleben lassen – nun, diese Leute befassen sich eben mit der Schlacht von Agincourt, den Tagen Wilhelms des Eroberers und den Rosenkriegen.
    Beschuldigt ihr vielleicht hier und heute einen Mann, der eine nachempfundene graue Konföderiertenuniform trägt, ein Sklavenhalter zu sein? Nun?«, hakte sie in einem Ton nach, der noch um einiges gebieterischer klang als ihr »Königinnen«-Ton. Sie fuhr herum und deutete auf einige Leute, die sie kannte. » Er zum Beispiel ist Computerprogrammierer. Sie ist eine Kellnerin. Er hier ist Arzt – ein Orthopäde, der sich auf Knochenverletzungen spezialisiert hat! Keiner von ihnen kann Hexenkünste ausüben – Hexen gibt es in dieser Welt nicht!«
    »Und wie bist du dann hierher gekommen, und er dort , und wie hast du das Feuer überleben können, wenn nicht durch Hexerei?«, bellte ein anderer mit einem Gewehr bewaffneter Mann, während seine Kameraden erschrocken nach Atem rangen. Er hielt seine Waffe in der einen Hand und deutete mit einem Finger der anderen auf einen Punkt hinter ihr. Sie blickte sich um und sah Saber zwischen den beiden Fronten stehen. Er musterte die aufgebrachten Stadtbewohner finster und tat sein Bestes, um sich seine Verwirrung ob der Eigenarten der Welt seiner Frau nicht anmerken zu lassen. Er trug seine aquamarinfarbene ärmellose Tunika, und die Muskeln seiner vor der Brust verschränkten
Arme traten deutlich hervor. Saber wusste, dass er einen beeindruckenden Anblick bot, denn einige der Bedränger seiner Frau sowie ein paar ihrer Freunde zuckten zusammen, als er diese Muskeln spielen ließ. Ausgezeichnet, dachte er bei sich. Je eher diese Barbaren begriffen, dass er hier war, um seine Frau zu schützen, desto besser.
    Die Worte kamen nur stockend über seine Lippen, doch der Vielsprachenzauber bewirkte, dass er verstanden wurde. » Sie ist keine Hexe … aber ich bin ein Magier. Einige von euch haben versucht, meine Frau zu töten«, fügte er grollend hinzu. »Und ich glaube, diese Leute befinden sich hier unter uns.« Er streckte die Arme vor und intonierte mit weithin vernehmlicher Stimme: » Coshak medakh valsa erodeh, inswat meerdah tekla var-deh! Pensith comri verita-meh, veritagis sumol des-reh! «
    Die Luft ringsum knisterte von der Energie, die er freisetzte. Seine Hand schoss vor, woraufhin sich die Leute vor ihm instinktiv duckten. Dem Energiefeld konnten sie allerdings dadurch nicht entkommen, denn sein Bruder ließ ihm von seiner eigenen Welt aus unaufhörlich Macht zufließen.

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