Die Sonnwendherrin
Raben neben ihm sitzen, von den ersten Sonnenstrahlen überflutet, so dass sein Gefieder im Kontrast dazu noch schwärzer wirkte. Seine Miene konnte ich überhaupt nicht erkennen.
»Vater!«, rief ich ihm schüchtern zu.
»Werde glücklich, Marja«, antwortete er mit weicher Stimme.
Und dann blickte ich Iwan an, neben mir, und er war mir so nahe, dass ich uns nicht mehr zu unterscheiden vermochte. Es war ein Gefühl, als käme ich nach Hause, als |236| habe ein Teil von mir, der mir so lange, lange gefehlt hatte, zu mir zurückgefunden, an seinen rechtmäßigen Platz, und ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben erfüllt und vollständig. Wie die gelben Blüten jener kleinen Waldblume, die sich in die Geborgenheit der purpurnen Blätter zurückgezogen hatten, die erst zusammen ein vollständiges Lebewesen ausmachten und gemeinsam erstrahlten.
Iwan-und-Marja.
ENDE
Informationen zum Buch
»Wir hörten, wie die Menschen auf der großen Lichtung sangen. Bald würden sie damit beginnen, über das Sonnwendfeuer zu springen.
Dies war die Nacht, in welcher jeder Geist von der Liebe verschleiert wurde. Außer meinem. Die Liebe besaß keine Macht über
mich. Mein Geist war frei.« Marja, die Tochter des gefürchteten Zaren Kaschtschej, ist die Sonnwendherrin – und damit steht
sie über der Liebe. Eine uralte Prophezeiung besagt, dass, sollte die Sonnwendherrin sich jemals verlieben, die Welt ins Chaos
stürzen werde. Marja fühlt sich sicher – bis Iwan auftaucht, eigentlich ein durchschnittlicher junger Bursche, jedoch mit
kornblumenblauen Augen, die ihr nicht mehr aus dem Sinn gehen …
Informationen zur Autorin
Anna Kashina wurde in Russland geboren, ist Molekularbiologin und lebt in den USA, wo sie an der University of Pennsylvania eine Professur
für Biochemie innehat.
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