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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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über die Seiten, ließ das ganze Gefährt immer wieder schwanken. Dampf stieg von den Rädern auf.
    Oramen blickte nach unten. Sie befanden sich über einem großen, umgestürzten Gebäude, das zumindest teilweise aus demselben Material bestand wie Dach und Wände des Waggons. Die Schienen ruhten auf Böcken, die wie Keile in der Seite des Gebäudes steckten und sicherer wirkten als die dünnen Pfeiler, die sie vor kurzer Zeit überquert hatten.

    Einige Meter hinter dem Prellbock, zwischen dem hochkant stehenden Gebäude und dem noch immer aufrechten Fontänenturm, wogten Dunst und Gischt über riesigen Wellen, gekrönt von braunem Schaum – sie waren nur dann zu sehen, wenn für kurze Zeit eine Lücke in den dichten Sprühwasserwolken entstand.
    Eine große Plattform aus Holz und Metall erstreckte sich auf der anderen Seite der Gleise und war den wie eine massive Wand erscheinenden Sturzbächen vom Fontänengebäude ausgesetzt. Mehrere Maschinenteile lagen darauf, obwohl man sich kaum vorstellen konnte, dass jemand mitten in all den Güssen arbeiten konnte. Am Rand schienen Teile der Plattform zu fehlen; vermutlich waren sie unter dem Gewicht des Wassers abgebrochen und fortgespült worden.
    »Dies war eine Gerüstplattform für Arbeiten im Gebäude unter uns«, erklärte Poatas. »Bis ein Höhlen- oder Tunneleinsturz stromaufwärts das Bauwerk vor uns in das Fontänengebäude verwandelte.«
    Poatas saß neben Oramen, hinter dem Fahrer des Waggons. Auf den Sitzen hinter ihnen hatten Droffo, Oramens Stallmeister, und sein Diener Neguste Puibive Platz genommen, dessen spitze Knie er immer dann durch die dünne Lehne im Rücken spürte, wenn Neguste die Beine bewegte. In der letzten Reihe saßen die Ritter Vollird und Baerth. Sie waren Oramens persönliche Leibwache, ausgewählt von tyl Loesp und angeblich sehr tüchtig; allerdings hatte er inzwischen festgestellt, dass sie zu Verdrießlichkeit neigten und ihre Präsenz eher unangenehm war. Er hätte sie gern zurückgelassen – dazu nutzte er jede sich bietende Gelegenheit -, aber der Waggon war groß genug gewesen, und Poatas hatte
betont, dass das zusätzliche Gewicht helfen würde, ihr Gefährt besser auf den Schienen zu halten.
    »Die Plattform scheint Gefahr zu laufen, ganz weggespült zu werden«, rief Oramen Poatas zu und war dabei vielleicht ein wenig zu laut.
    »Das ist zweifellos der Fall«, bestätigte der kleine, gebeugte Mann. »Aber ich hoffe, bis dahin dauert es noch eine Weile. Sie bietet den besten Blick auf das Fontänengebäude.« Er hob seinen Gehstock und zeigte damit auf den Kaskadenturm.
    »Ein wirklich eindrucksvoller Anblick«, sagte Oramen und nickte. Er blickte im bronzefarbenen Glühen des düsteren Sonnenuntergangs hoch. Die ganze Zeit über klatschte und prasselte Wasser auf den Waggon, und ein besonders heftiger Stoß ließ ihn so stark erbeben, dass er kurz davor zu sein schien, von den Schienen gerissen, über die Plattform hinweg in die Tiefe geschleudert und dort zerschmettert zu werden.
    »Bei den drei Eiern Gottes!«, entfuhr es Neguste Puibive. »Entschuldigung, Sir«, fügte er hinzu.
    Oramen lächelte und hob verzeihend die Hand. Ein weiterer Wasserschwall traf sie, und auf der einen Seite des Waggons knackte es laut.
    »Chire«, sagte Poatas und klopfte dem Fahrer auf die Schulter, »ich glaube, wir sollten ein wenig zurückweichen.«
    Oramen hob erneut die Hand. »Ich habe daran gedacht auszusteigen«, sagte er.
    Poatas riss die Augen auf. »Das ist nur so lange in Ordnung, wie Sie lediglich daran denken, Sir. Das Wasser würde Sie fortreißen, bevor Sie Gelegenheit zu einem Atemzug bekämen.«

    »Und Sie müssten damit rechnen, ziemlich nass zu werden, Sir«, sagte Neguste.
    Oramen lächelte und blickte hinaus in den Mahlstrom aus herabdonnerndem Wasser und wirbelndem Wind. »Es wäre nur für einen Moment oder zwei. Ich würde gern die Macht spüren, die ungeheure Kraft.« Er schauderte voller Erwartung.
    »Sir«, sagte Droffo, beugte sich vor und sprach die Worte in Oramens Ohr, »man kann auch Macht und ungeheure Kraft fühlen, wenn man den Kopf auf den Lauf eines Geschützrohrs legt, wenn die Feuerschnur gezogen wird. Ich wage zu behaupten, dass das daraus resultierende Empfinden nicht lange im Gehirn verbleibt.«
    Oramen lächelte, sah Droffo an und richtete den Blick dann wieder auf Poatas. »Mein Vater warnte seine Kinder davor, dass auch Könige manchmal zurückgewiesen werden. Ich schätze, ich muss mich auf

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