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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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bis in die Nackte Region hinabreichte, bis zu den Knochen der Welt -, Wolken aus Staub und giftigen Gasen und Jahre mit langen Wintern, schrecklichem Regen, heulenden Stürmen und katastrophalen Missernten. Doch eine Ebene tiefer, direkt unter dem Himmel eines Bodens, der von einem fallenden Stern getroffen wurde, würde man kaum etwas bemerken – so stabil war eine Schalenwelt. Aber Maschinen auf den verschiedenen Ebenen, vom Kern bis zur Oberfläche, nahmen den Impakt zur Kenntnis und hörten, wie die Welt noch Tage später einer Glocke gleich nachhallte. Der WeltGott, so hieß es, vernahm den Sternenfall und trauerte.
    Zum Glück waren solche Katastrophen selten – in Sursamen hatte die letzte vor Dezieonen stattgefunden. Außerdem schienen sie zum Leben einer modifizierten Schalenwelt zu gehören. Das behaupteten jedenfalls die Oct, Aultridia und anderen Schalenwelt-Fördererspezies. Die großen Zerstörungen führten zu neuer Schöpfung, sagten sie, ließen neues Felsgestein, neue Landschaften und neue Mineralien entstehen. Und Sterne konnten ersetzt werden, auch wenn eine derartige Technik über die Möglichkeiten der Oct und Aultridia hinausging, die dafür die Hilfe der Optimae in Anspruch nahmen.
    Dieses Schicksal erwartete Kiesestraal und den Teil der Neunten, auf den der Rollstern fallen würde. Doch derzeit, als wollte er sich die Kraft für ein grandioses Finale bewahren, ging nur ein mattes Leuchten von ihm aus, und am ganzen Lauf des Sulpitin – und weit darüber hinaus, auch bei den großen Binnenmeeren an Anfang und Ende des Flusses –
begann der Winter. Erst kühlte die Luft ab, dann auch Land und Wasser; sie verloren ihre Wärme in der heranrückenden Dunkelheit. Bald würde der Sulpitin zufrieren, und dann kam selbst das donnernde Chaos des Katarakts zur Ruhe, auch wenn sich Oramen das kaum vorstellen konnte, als er den gewaltigen Wasserfall beobachtete, die enormen herabstürzenden Wassermassen und die vor und über ihnen wogenden und wallenden Gischtwolken. Und doch: In den vergangenen Jahrhunderten war es geschehen, und es würde sich jetzt wiederholen.
    Der Waggon wurde langsamer und rumpelte über einen erhöhten Teil der Strecke: Die Schienen führten hier über Pfeiler, die in einer Sandbank steckten. Donnernde, brodelnde, schäumende Fluten umgaben die Sandbank und erweckten den Eindruck, jederzeit die Richtung wechseln und sowohl den Sand als auch die Pfeiler wegspülen zu können. Ein Windstoß schüttelte den kleinen Waggon und hielt für kurze Zeit Dunst und Gischt fern.
    Das Fontänengebäude ragte jetzt vor ihnen empor und spie bogenförmige Kaskaden, die sich in Sprühwasser und Regen verwandelten und um sie herum niedergingen, in einem unaufhörlichen Strom, der auch aufs Dach des Waggons zu trommeln begann und erhebliche Erschütterungen verursachte. Ein frostiger Wind stöhnte durch Ritzen in den Wänden, und Oramen fühlte den kalten Zug im Gesicht. Er fragte sich, ob das Trommelfeuer aus Wasser, dem der Waggon ausgesetzt war, sich mit dem Winter in Schnee verwandeln würde, bevor der ganze Wasserfall zu Eis erstarrte. Vor dem inneren Auge ließ er ein entsprechendes Bild entstehen – wie wundervoll das aussehen musste!

    Diese partiellen Winter gab es auf der Achten so gut wie nicht. Dort war die Decke fast überall glatt, sodass sich das Licht der Fix- und Rollsterne ungehindert verteilte, in alle Richtungen, bis zum Horizont. Hier auf der Neunten, aus Gründen, die nur die Veil kannten, ragten gewaltige Platten aus der Decke und an einigen Stellen auch aus dem Boden – angeblich formten sie Kanäle, die dem geheimnisvollen ursprünglichen Zweck der Schalenwelten dienten.
    Meistens reichten sie einige oder gar Dutzende von Kilometern weit aus dem Boden oder der Decke, oft auch über den Horizont hinweg. Von einigen Kanalelementen an der Decke hieß es, dass sie fast um die halbe Welt reichten.
    Demzufolge war das Licht eines Sterns hier auf der Neunten mehr auf einzelne Bereiche konzentriert als in der Achten: Ein Landschaftsteil empfing hellen Sonnenschein, während der daneben im Schatten lag und nur das Licht bekam, das der Himmel ganz allgemein reflektierte. Manche Regionen, meistens solche zwischen hohen Bodenplatten, erhielten nie direktes Sonnenlicht und waren wahrhaft karg und öde.
    Der kleine Waggon kam zitternd und mit quietschenden Bremsen zum Stehen, nur wenige Meter vor einem beschädigt aussehenden Prellbock. Das Wasser hämmerte aufs Dach und strömte

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