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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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folgte dem Verlauf einer damals verschlammten
Passage. Flackernde elektrische Glühbirnen gaben sich alle Mühe, den Weg zu erhellen, und hinzu kamen die Gitterlaternen, die zwei Männer des Vorarbeiters trugen, und nicht nur des Lichts wegen: Sie warnten auch vor giftigen Gasen. Auf dem Weg durch den Tunnel wurde die kalte Luft allmählich wärmer.
    Oramen und Vorarbeiter Broft gingen voran, flankiert von den beiden Laternenträgern. Es folgten Droffo und eine kleine Schar von Arbeitern auf dem Weg zu ihren Arbeitsplätzen; den Abschluss bildeten Vollird und Baerth – dann und wann hörte Oramen Vollirds gedämpftes Husten. Bis auf die kniehohen Lamellen in Abständen von etwa fünfzehn Schritten war der Tunnel glatt. Die rippenartigen Objekte hatten zu den Passagenwänden gehört; das Gebäude war auf den Rücken gefallen, und sie gingen durch einen einstigen vertikalen Schacht. Dicke Bretter waren ausgelegt, um einen ebenen Boden zu schaffen, und an einer Seite verliefen Kabel und Rohre.
    »Diese hier ist die tiefste; sie befand sich ursprünglich auf dem Niveau des Platzes, Sir«, sagte Broft. »Wir untersuchen alle von der stratigrafischen Ordnung abweichenden anomalen Strukturen und achten dabei weniger auf Integrität und Sequenz der entdeckten Objekte. Mr. Poatas ist normalerweise sehr streng, wenn es um die Objektintegrität geht, aber hier macht er eine Ausnahme.« Sie näherten sich der Grube, in der das Artefakt entdeckt worden war. Hier bedeckte Feuchtigkeit die Wände, und die Luft fühlte sich warm an. Wasser gurgelte unter den Brettern zu ihren Füßen. Weiter vorn brummten Pumpen, Kollegen der anderen am Eingang des Stollens. Oramen verglich sie mit den Arbeitern an beiden
Enden einer Zwei-Mann-Säge, die einen dicken Baumstamm zersägten.
    »Sie können sich bestimmt denken, Prinz, Sir, dass es in Hinsicht auf die Objekte viele Theorien gibt, insbesondere in Bezug auf das große. Meine eigenen Vermutungen …«
    Oramen hörte nur mit halbem Ohr hin und dachte daran, was er gefühlt hatte, als der Caude nach dem Sprung von der Klippe unter ihm in die Tiefe gestürzt war. Er war entsetzt gewesen. Zuerst hatte er befürchtet, vergessen zu haben, wie man flog, und dann hatte er angenommen, dass das Tier aus irgendeinem Grund noch nicht richtig wach oder vielleicht krank war. Caude konnten ebenso wie Menschen erkranken, und an Krankheit mangelte es der Siedlung derzeit nicht. Für einen Augenblick hatte sich Oramen sogar gefragt, ob das Tier betäubt worden war.
    Ging er zu weit mit seinen Hypothesen? Er wusste es nicht. Seit dem Gespräch mit Fanthile am Tag nach Toves Ermordung und nachdem er die beiden Mörder erschossen hatte, war er sehr nachdenklich gewesen. Es gab natürlich Leute, die sich seinen Tod wünschten – er war der Prinz, der Prinzregent, der zukünftige Souverän des Volkes, das die Deldeyn besiegt hatte. Sein Tod wäre gewissen Personen von Nutzen gewesen, und zu ihnen zählte sogar tyl Loesp. Für wen hätte sich daraus ein Vorteil ergeben?, erinnerte sich Oramen an Fanthiles Frage. Er konnte noch immer nicht glauben, dass tyl Loesp ihn töten wollte; er war viel zu lange ein viel zu guter Freund seines Vaters gewesen. Doch ein Mann mit solcher Macht befand sich oft in der Gesellschaft von Personen, die in seinem Namen handelten und Dinge in die Wege leiteten, von denen sie glaubten, dass sie seinen Wünschen
entsprachen, ohne dass er diese Wünsche laut aussprechen konnte.
    Auch die wenigen Momente auf dem Hof der Taverne beunruhigten ihn umso mehr, je öfter er darüber nachdachte. Die Schlägerei hatte ganz plötzlich begonnen; Tove war sehr schnell nüchtern geworden und hatte verhindert, dass er, Oramen, darin verwickelt wurde. (Nun, Betrunkene konnten sich von einem Augenblick zum anderen um irgendwelche Lappalien streiten, und der Ausbruch von Gewalt wirkte manchmal sehr ernüchternd.) Aber Tove hatte versucht, ihn vor ihm durch die Tür zu schieben, und er war überrascht und sogar alarmiert gewesen, als Oramen ihn nach draußen gestoßen hatte. (Natürlich hatte Tove zuerst seinen Freund in Sicherheit bringen wollen, in der Annahme, dass die Gefahr hinter ihnen drohte, im Schankraum.) Und dann seine Worte: »Nein, nicht ich«, oder so ähnlich.
    Warum? Weshalb ausgerechnet diese Worte? Sie deuteten an, dass Tove von dem Hinterhalt gewusst hatte und nicht er Ziel des Angriffs sein sollte, sondern die Person in seiner Begleitung. (Zu jenem Zeitpunkt hatte man ihm gerade ein

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