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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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den Kopf gegangen sein mochte.

    Aber es spielte eigentlich keine Rolle.
    Bisher war bei ihrer Reise alles gut gegangen. Mehr als drei Viertel der Streitmacht hatten die Neunte erreicht, und in der Achten waren genug Soldaten zurückgeblieben, um mit einer möglichen Verzweiflungsaktion der Deldeyn fertig zu werden.
    Wahrscheinlich verfügten sie noch immer über den Vorteil der Überraschung. Ein kleiner Vorposten aus Lyge-Spähern – sie sollten den Turm im Auge behalten und sofort Bericht erstatten, wenn feindliche Truppen ihn verließen – war bei der ersten Aktion dieses letzten Kriegsakts schnell überwältigt worden. Ein Kontingent der neuen Regentengarde, bestehend aus der Elite der besten Heereseinheiten, hatte den Auftrag erhalten und ihn bestens erledigt. Die Deldeyn verfügten nicht über Telegrafen; ihre Kommunikation erfolgte über Heliografen, Lichtsignale, Nachrichtenvögel oder fliegende Kuriere. Die Elitesoldaten, die den Vorposten ausgeschaltet hatten, waren sicher, dass keine Nachricht das kleine Fort verlassen hatte.
    Dennoch: Auch die Deldeyn mussten bei ihrem Vorstoß aus dem Xiliskischen Turm zuversichtlich gewesen sein. Wie schnell war ihnen klar geworden, dass sie es nicht mit Pech zu tun hatten, sondern mit Betrug? Wann hatten sie begriffen, dass sie nicht kurz vor einem triumphalen Sieg standen, sondern vor einer verheerenden Niederlage, dass der Krieg nicht an jenem Morgen gewonnen, sondern verloren wurde?
    Wie sehr werden wir getäuscht?, dachte tyl Loesp. Wie oft benutzt man uns? Er erinnerte sich an den Fremden namens Xide Hyrlis, der vor fast einem Dutzend Langjahren mit düsteren Prognosen über die Zukunft des Krieges auf ihrer Ebene zu ihnen gekommen war.

    Er hatte gewarnt: Sie würden dem ersten Herrscher unterliegen, der erkannte, dass die neuen Entdeckungen bei Destillation, Metallurgie und Sprengstoffen das Ende der alten, ritterlichen Art bedeuteten. Die nahe Zukunft, so hatte Hyrlis erklärt, verlangte von ihnen, die Luft Spähern, Meldern und schnell zuschlagenden Stoßtrupps zu überlassen. Es gab eine Erfindung namens Telegraf, die Informationen schneller übermitteln konnte als der schnellste Lyge und zuverlässiger war als ein Heliograf. Er würde noch größere Dinge ermöglichen.
    Später gab es Meinungsverschiedenheiten darüber, ob Hyrlis auf einen Erfinder hingewiesen hatte, von dem bereits ein solches Gerät entwickelt worden war, oder ob er dem Erfinder einen Tipp gegeben hatte.
    Gebt die große, ehrwürdige Tradition von guten Männern auf, die auf guten Caude und Lyge reiten, sagte Hyrlis. Baut größere Kanonen, mehr Kanonen und bessere Kanonen, gebt mehr Männern mehr Kanonen, bildet die Soldaten aus und bewaffnet sie richtig, gebt ihnen Reittiere und dampfbetriebene Fahrzeuge mit Rädern und Ketten und erntet den Lohn. Oder zahlt die Strafe, wenn jemand anders vor euch merkt, dass ein frischer Wind weht.
    Hausk, noch jung und ein unerfahrener, gerade erst gekrönter König eines kleinen, sich abmühenden Königreichs, fiel zu tyl Loesps großer Überraschung so über diese neuen Ideen her wie ein Verhungernder über ein Bankett. Tyl Loesp hatte zusammen mit den anderen Adligen versucht, ihn von dieser Verblendung zu befreien, doch Hausk ließ sich nicht davon abbringen.
    Mit der Zeit hörte tyl Loesp erste Stimmen unter den anderen
Adligen, die über reine Unzufriedenheit hinausgingen, und ihm wurde klar, dass er eine Wahl treffen musste. Es war der Wendepunkt seines Lebens. Er traf die Wahl und warnte den König. Die Rädelsführer der Verschwörung wurden hingerichtet; die anderen verloren ihr Land und fielen in Ungnade. Tyl Loesp wurde die Verachtung einiger, das Lob anderer und das unbegrenzte Vertrauen des Königs zuteil. Die streitlustigen Adligen hatten das wichtigste Hindernis auf dem Weg des Fortschritts beseitigt – sich selbst -, und Hausks Reformen kamen schnell voran.
    Ein Sieg führte zum nächsten, und bald schien es nur noch Siege zu geben. Hausk, tyl Loesp und die von ihnen befehligten Heere zogen von einem Triumph zum nächsten. Xide Hyrlis hatte die Achte längst wieder verlassen, noch bevor sich die Reformen auswirkten, und er schien in Vergessenheit geraten zu sein. Es hatten ihn ohnehin nur wenige Leute gekannt, und für die Betreffenden gab es gute Gründe, seine Rolle beim Anbruch dieses Neuen Zeitalters der Innovation, des Fortschritts und unentwegter militärischer Erfolge herunterzuspielen. Hausk zollte ihm noch immer Tribut,

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