Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
Vom Netzwerk:
treu zu seinem Bischof bis zu den Tagen von Worringen. Gottfrieds Sohn Hugo wäre wohl seinem Vater nachgefolgt, aber hier hatte es der Herr selbst wohl anders vorgesehen. Hugo ist auf der Fühlinger Heide geblieben. Ein schmerzlicher Verlust für den alten Gottfried, starb doch schon seine Frau vor zwei Wintern! Die Kölner und ihre Eidgenossen haben durch Worringen vieles verloren, so auch die Ansprüche auf die Isenburg und auch wenn es mich in der Seele schmerzt, so freue ich mich für dich, dass du die Burg als Verwalter übernehmen wirst. Ja, ja, dein Vater war immer schon ein geschickter Taktiker, du kennst ihn ja.“
    Johann nickte. Er versuchte zu lächeln.
    „ Ja, Vater ist sehr geschickt.“, sagte er. Diese Aussage konnte nicht falsch sein.
    „ Die Diplomatie ist seine Welt, das Reden seine Kunst.“, sagte Otto.
    „ Nun, allzu viel habe ich nicht von ihm mitbekommen.“, grinste Johann. Eine gute Erklärung für sein Schweigen, wie er fand.
    „ Nun, wer weiß, was aus dir noch wird und was der Herr noch für dich vorgesehen hat? Aber dankbar kannst du ihm und deinem Vater sein! Gleich, als dein Vater in Worringen sah, dass der Tag nicht mehr der ihre werden konnte, hatte sich dein Vater zu denen von Berg aufgemacht und sich dem Grafen von Berg der Treue verpflichtet. Ich nehme es ihm nicht übel, wenn es auch wohl an der Grenze zum Verrat war. Aber die Aufgabe deines Vaters ist die Wahrung, Mehrung und der Schutz eurer weltlichen Güter, nicht allein die Verteidigung und Wahrung seiner persönlichen Ehre. Und war ich auch erzürnt, dass er so die Seiten gewechselt hatte, so freue ich mich nun. Auch wenn die Wege des Herrn unergründlich sind, sie sind gut so. Schließlich habe ich zwar als Abt wohl doch an Stellung durch den Niedergang des Erzbistums abgeben müssen, aber mit meinem Neffen als schützenden Patron vor der Pforte meiner Abtei, kann das Leben nur gut verlaufen. Besser zumindest, als wenn die von der Mark sich die Burg einverleibt hätten! Denn ich weiß, dass deine Familie stets im treuen christlichen Glauben gehandelt hat. Die von der Mark dagegen ...“, der Abt führte den Satz nicht zu Ende.
    Johann verstand. Das war es also. Der Abt erhoffte sich als sein Oheim handfeste Vorteile von seinem Dasein auf der Isenburg.
    Sie waren inzwischen auf der Kuppe des bewaldeten Berges angekommen und hielten kurz inne. Johann schloss die Augen und lauschte dem rauschenden Wind in den Bäumen. Er hörte einen Vogel. Die Morgenlerche! Johann warf einen Blick zurück. Hinter ihnen lag der fünf Schritte breite Weg, um ihn herum wuchsen Bäume, dichtes Unterholz versperrte den Fernblick, Nebelschwaden hingen im Geäst. Er suchte die Wipfel nach dem Tier ab.
    „ In dieser Richtung liegt sie, keine Stunde mehr. Aber es liegt noch ein Hügel davor.“, Otto wies mit dem ausgestreckten Arm nach Osten, als er Johanns suchenden Blick sah. Otto dachte, Johann hielte nach der Burg Ausschau.
    „ Ja, ich freue mich schon auf die Burg.“
    „ Du kennst sie noch nicht?“, fragte der Abt.
    Johann dachte kurz nach. Dies war wieder einer der Momente, in denen er leicht etwas Falsches sagen konnte.
    „ Aus Erzählungen.“, sagte er und entschied sich damit für eine Variante. „Sie soll ein mächtiges Bauwerk sein.“
    „ Sie ist es. Und sie liegt gut. Zumindest die Südseite bietet eine gute Sicht auf den Fluss, vom ersten Morgenlicht bis hin zum letzten Sonnenstrahl. Die Nordseite dagegen liegt für meinen Geschmack ein wenig zu unsicher auf ebenem Gelände. Aber warte es ab und sieh selbst.“
    Die Bettler und Bauern waren im Laufe des Marsches ein wenig zurückgefallen. Otto hatte angehalten und ihnen die Möglichkeit geboten, aufzuschließen. Nun setzte sich der Tross wieder in Bewegung.
    Johann dachte an die Burgen, die er in Erfüllung seiner Aufgaben als Nuntius derer zur Raffenburg in den letzten Jahren gesehen hatte. Burgen waren die mächtigsten Bauwerke, die Johann kannte. Ihre Größe war Johann einer der wenigen Beweise für die wahre Macht des Christengottes. Wenn seine Schöpfung hier auf der Erde diese Bollwerke gegen ihre Feinde, diese Symbole ihrer Macht bauen konnten, wie hoch mochten die Mauern des Himmels sein, die die Schatten Satans abwehrten? Wie hoch mochte die Pforte zum Paradies sein? Johann verwarf den Gedanken. Es gab Dinge, die er sich nicht vorstellen konnte. Gott musste dem Menschen wohl die Fähigkeit zu denken gegeben haben, jedoch hatte er ihm die Kraft, Unvorstellbares

Weitere Kostenlose Bücher