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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Zubereitung von Chai mit ganz viel Zucker und aß sich bei ihren Eltern regelmäßig durch leckere kalorienreiche Speisen, was sich bereits auf seine Hüften niederschlug. Zum Glück enthielt sein Kleiderschrank genügend Hosen, die sich der aktuellen Körperform anpassten, und ihr gefiel es. Am Abend waren sie verabredet, um dieses Mal echt niederrheinischen Grünkohl zu essen. Er freute sich riesig.
    Im alten Gebäude der Kreispolizeibehörde wunderte er sich über den merkwürdig eingemummten Wachhabenden an der Pforte. Im Büro schlug ihm ungewohnt eisige Luft entgegen. Er stürzte auf seinen heiß ersehnten Heizkörper zu. Kalt. Seine Laune sank in ähnliche Tiefen, als er murrend zu den anderen in den Besprechungsraum ging.
    »Was ist hier los? Hat die van den Berg die letzten Ölrechnungen nicht bezahlt?«
    Von Aha klärte ihn über die Fakten auf, und Burmeester konnte sich gar nicht wieder beruhigen.
    »Der Hausmeister weiß nicht, wann das wieder funktioniert? Unglaublich, dem sollten wir geballt in seinem Kabuff auflauern. Oder wir gehen rüber und besetzen das Büro von van den Berg, die sitzt bestimmt im Warmen.«
    Karin erklärte ihm, dass Tom Weber und Jerry Patalon bereits unterwegs waren, um transportable Elektroheizkörper aus den Kellern ihrer Eltern zu holen. »Wir werden ein eigenes Kraftwerk brauchen.«
    Burmeester holte mit klammen Fingern seinen Notizblock aus der Jacke. »Ist mir scheißegal, Hauptsache die Raumtemperatur steigt hier wieder auf betriebsfreundliche Werte. Ich muss eben in der Meldedatei nach einem Namen suchen.«
    Unglaublich, wie schnell die Büros auskühlten. Kein Wunder, es fehlte schließlich an effektiver Wärmedämmung; bei genauer Betrachtung war die Unterkunft des K1 ein marodes altes Bauwerk mit erheblichen Mängeln. Seine Finger gehorchten Burmeester kaum noch – hätte er bloß am Morgen die Handschuhe mitgenommen. Wenigstens die Technik tat, was sie sollte, und ließ ihn wissen, dass Mona Derxen in Wesel gemeldet war, und zwar in der Straße mit dem idyllischen Namen Am halben Mond. Die lag keine fünf Gehminuten von seinem Standort am Herzogenring entfernt.
    Er musste gegen die Kälte in Bewegung bleiben, rief in den Besprechungsraum hinein, er habe eine Freundin der Toten ausfindig gemacht, er würde eben rübergehen und schauen, ob er sie treffen könne. Damit war er auch schon verschwunden, zu Fuß. Statt den Ring zu überqueren, steuerte er jedoch zunächst auf die Fußgängerzone zu, um sich mit dem Notwendigsten gegen die ungemütliche Witterung einzudecken.
    Mit diversen Plastiktüten, die er an Marktständen und im Kaufhof mit wärmenden Utensilien gefüllt hatte, erreichte er schließlich die notierte Adresse und blickte auf die Klingelschilder. Da stand es, Mona Derxen und Karl Masoch. Niemand öffnete. Nun hatte er zumindest den zweiten Namen zu den verkleideten Trauzeugen auf dem Foto aus Las Vegas.
    Burmeester kämpfte sich bibbernd durch den Schneegriesel zurück zum Kommissariat. Dort packte er aus, was er sich gegen die Kälte besorgt hatte, dann googelte er die beiden Namen, notierte sich Einzelheiten und warf noch einen Blick auf Facebook. Insgesamt verfügten die beiden über circa fünfhundert sogenannte »Freunde«. Das war von einem einzelnen Kommissar definitiv nicht zu bewältigen. Burmeester gab die Kerndaten an den Kollegen Heierbeck mit dem Auftrag weiter, sich durch diesen sozialen Wust zu arbeiten und die wichtigsten Kontakte zu isolieren.
    Ein eifrig quietschendes Geräusch auf dem Flur ließ Kommissar Burmeester vor seinem  PC aufhorchen. Im Türrahmen erschien Jerry Patalon und schob in gebückter Haltung einen angerosteten Radiator vor sich her. Er selbst trug eine Daunenjacke, deren gesteppte Füllung ihn unvorteilhaft auf das Doppelte seines Körperumfangs anschwellen ließ.
    Jerry schaute auf und musterte Burmeester, der mit roter Pudelmütze, gelb-grün gestreiftem Schal und Fäustlingen im Norwegermuster auch nicht gerade einen Preis gewinnen würde. An jedem Stück seiner winterlichen Ausrüstung baumelte entweder ein Preisschild oder eine meterlange Pflegeanleitung in fünf Sprachen. Jerry prustete los.
    »Du siehst aus wie das blanke Grauen, du triffst mal wieder voll den Farbnerv. Ist das ansteckend? Zum Glück kannst du alles zurückbringen, jetzt wird es hier warm.«
    Jerry fand eine freie Steckdose neben der Tür, und gemeinsam mit seinem Kollegen befühlte er die maroden Heizkörperrippen.
    »Merkst du schon

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