Die Spinne - Niederrhein-Krimi
auf. »Lass mich raten. Da wartet ein bärtiger, bulliger Kommissar auf dich, mit dem du schon Lachse geangelt hast.«
Jerry Patalon wurde direkter. »Nein, der Gero kennt ein blondes Nordlicht, mit dem er schon Schlitten gefahren ist.«
Von Aha stieg tatsächlich die Röte ins Gesicht, er wandte sich mit großer Pose ertappt zur Seite und schaute aus dem Fenster. »Ähm, mir ist warm genug. Das in Oslo ist nicht, was ihr denkt. Mette ist eine echt Nette.«
Das war Öl für die Lästerfeuer der Kollegen.
»Soso, des Prinzen Weib und unser Uhu.«
»Olsen, sie heißt Mette Olsen und arbeitet im Hauptquartier in Oslo. Wir waren zusammen beim Profiling in den USA .«
»Du hast nie erwähnt, dass du Kontakte nach Skandinavien hast.«
»Ihr habt mich auch nie gefragt.«
»Oslo im Winter, dunkel und arschkalt.«
Die Hauptkommissarin fand zur Tagesordnung zurück. »Mehr Menschen aus dem Umkreis der Familie haben wir also nicht. Eine Ingenieurin und einen Pyrotechniker.«
Burmeester erhoffte sich einen deutlichen Fortschritt durch die Auswertung der Kontakte bei Facebook. Jerry bremste seine Zuversicht.
»Du kennst das doch, da stehen fünfhundert sogenannte Freunde auf der Liste, davon kann man ohne Bedenken vierhundert Einträge streichen, weil man die nicht einmal persönlich kennt. Von den übrigen hundert haben sich zehn aus deinem Dunstkreis verabschiedet, zwanzig gehören zur lästigen Verwandtschaft, und fünfzig sind nur auf deiner Seite, weil sie mal mit dir in die gleiche Schule gingen oder mit deiner Ex zu tun hatten. Bleiben zehn wirkliche Freunde übrig, denen schreibt man nicht so häufig, weil man sich öfter sieht.«
»Jetzt mal nicht gleich schwarzsehen, vielleicht sind diese zehn bei Fortmanns ausschlaggebend. Außerdem müssen wir an die E-Mails, dazu brauchen wir einen richterlichen Beschluss.«
Staatsanwalt Haase sagte zu, sich umgehend darum zu kümmern. »Ich lasse auch gleich verfügen, dass Sie Einsicht in die Bankgeschäfte der beiden nehmen dürfen. Bleibt sonst noch etwas für mich zu erledigen?«
Mehr ließ sich nicht erreichen in der kurzen Zeit, alle anderen Informationen mussten aus den Fachabteilungen bei ihnen abgeliefert werden; das hieß Warten auf Godot.
Von Aha hatte sich mittlerweile wieder in seiner Gänze dem wärmenden Gerät genähert. Eine verschworene Gemeinschaft drängte sich um das künstliche Lagerfeuer, so eng, wie das K1 nie zuvor zusammengerückt war. Schließlich war es von Aha, der den Vorschlag machte, das Gerät in den Besprechungsraum zu schieben, damit die letzten Informationen in ihre Datenbank eingespeist werden konnten, und dort könne er für frischen Kaffee garantieren. Haase horchte auf.
»Die italienische Röstung mit der Bohnenmischung aus Brasilien? Worauf warten Sie, meine Herren, schieben Sie das Gerät über den Flur, Frau Krafft und ich werden Ihnen folgen.«
* * *
Karin Krafft hockte auf der Treppe in ihrer Diele und zog sich mit letzter Energie die Stiefel aus. Die Zehen freuten sich über die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit, jedoch rümpfte sie die Nase, denn ein langer Tag in gefüttertem Schuhwerk ließ selbst die gepflegtesten Füße muffeln. Aus der oberen Etage drangen die Stimmen von Benjamin Blümchen und Carla Kolumna zu ihr herab. Diese alten Geschichten hörte ihre Hannah so gern beim Einschlafen.
Karin hatte ihr Töchterchen in der Nacht verlassen, als sie tief und fest schlief, und wieder einmal einen ganzen Tag nicht wach erlebt. Leise schlich sie die Treppe hoch und linste durch die angelehnte Kinderzimmertür. Das Bild ihres schlafenden Kindes entzückte sie immer wieder, das war Frieden pur. Hier war alles in Ordnung.
Nach einem Abstecher ins Bad fand sie Maarten an seinem Arbeitstisch. Der hatte Kopfhörer auf und gab sich mit merkwürdigen Bewegungen des Oberkörpers der Musik hin. Neben dem CD -Player lag eine bunte Hülle der Gruppe »Hildegard lernt Fliegen«. Karin schmunzelte, denn das Konzert der Schweizer Jungs mit dem unglaublichen Talent für Tonakrobatik war ihr gut in Erinnerung. Selten hatte sie bei einem Jazzabend in Dinslaken so herzlich gelacht. Maarten bemerkte seine Frau erst, als sie in seinen Blickwinkel trat, und schob sich die Hörer vom Kopf.
»Na, meine Schöne, wie war dein Tag? In der Röhre steht noch ein Rest Lasagne, und der Rotwein hat bereits Raumtemperatur. Magst du?«
»Und ob ich mag. Mein Magen hängt auf Halbmast. Mir tun die Beine weh, und ich bin völlig
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