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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zwanzig mehr‹, sagt er, und ich kann die Krümel hinterher auffegen, die er dabei ausspuckt, weil er mit vollem Mund spricht, ›und der fährt wie ein hitziger Anfänger. Irgendwann wickelt der sich um einen Baum, wirst sehen, den werden die aus seinem Wrack rausschneiden müssen‹, prophezeit er dann und schlabbert die letzten Kaffeetropfen auf sein Hemd. Ja, mein Hans kennt sich aus. Dein Nachbar ist nach Weihnachten nicht mehr vorbeigekommen. ›Jetzt hat er sich um einen Baum gewickelt oder auf offenem Feld überschlagen‹, meinte mein Hans. ›Oder ist frontal in einen Sattelschlepper gefahren.‹ Kein Raser mehr vorm Haus, das fällt ihm auf.«
    Die rechte Schulter verspannte sich, langsam schmerzte Johanna der Rücken. Sie ließ das Blatt aus der Maschine gleiten und legte es in die alte Sammelmappe mit den Pferdestickern auf dem Deckel. Die hatte ihre Karin schon als Kind gehabt, und als sie sie bei ihrem Auszug wegwerfen wollte, hatte Johanna sie aus der Papiertonne gefischt. Wer weiß, wozu sie noch einmal gut sein könnte. Ihre Tochter hatte darüber gelacht. Nun bekam diese alte Mappe eine wirklich wichtige Bedeutung.
    * * *
    Im Büro erwartete sie eisige Kälte, sonst nichts. Die Räume waren verwaist, Karin konnte nachvollziehen, dass die Kollegen den Außendienst mit der Aussicht auf geheizte Stuben vorzogen.
    Sie warf gerade den Radiator im Besprechungsraum an, als sie aus dem gegenüberliegenden Büro Geräusche vernahm. Ungute Erinnerungen an ein streunendes, grau getigertes Katzentier, dem die Kollegen vor Jahren Asyl gewährt hatten, nachdem sie es »Schimanski« getauft hatten, schreckten sie auf, und sie schaute nach. Ein Mann in grauem Kittel blickte auf, als sie die Tür öffnete. Er stellte sich als Hausmeister vor und gab sich sehr geschäftig.
    »Funktioniert einfach nicht. Ich habe den Druck reguliert, und die Steuerungsanlage ist auch erneuert. Jetzt dachte ich, ich entlüfte mal die Heizkörper. Will einfach nicht.«
    Karin nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass einer der Kollegen seinen  PC offensichtlich nicht ausgeschaltet hatte, und fuhr das Gerät runter. »Dann beauftragen Sie eine Firma, die rauskommt.«
    »Ich muss alles erst beantragen, das habe ich als Erstes gemacht, den Störfall an unsere Vertragsfirma weitergegeben. Die sind überlastet, haben die Auftragsbücher voll, und ständig müssen sie zu Notfällen raus.«
    »Ja, auch zu uns.«
    »Wie?«
    »Na, herkommen, arbeiten. Sind wir kein Notfall?«
    Er bewegte sich in angemessener Geschwindigkeit zum nächsten Heizkörper. Nicht zu schnell. »Familien mit Kindern sind Notfälle. Altenheime. Da könnte jemand erfrieren.«
    »Geben Sie mir die Nummer, ich werde denen erklären, dass es bei uns in jedem Fall um Todesopfer geht. Oder noch besser, sagen Sie mir, wer da Ansprechpartner ist, und ich gebe alles in die Hände der Behördenchefin. Und wenn nichts hilft, dann suchen Sie sich einen anderen Fachmann.«
    »Und dann bleibe ich auf der Rechnung sitzen, nee, nee, nicht mit mir. Ist doch bestimmt nicht viel zu tun, oder? Ist doch keiner da.«
    »Die sind alle unterwegs, und bin ich keiner?«
    Das Telefon klingelte, Karin meldete sich so förmlich es ging, um Eindruck zu schinden. »Kreispolizeibehörde Wesel, Kommissariat 1, Hauptkommissarin Krafft, was kann ich für Sie tun?« Wie eine Schickse aus dem Callcenter, die Lottolose verkaufen will, ging es ihr durch den Kopf.
    Am anderen Ende der Leitung erklang eine Mischung aus Vergnügungspark und Blizzard. »Gero hier. Mette, lass doch mal.«
    Das aufgeregte Lachen einer Frau ganz in von Ahas Nähe irritierte Karin. »Ja?«
    »Ich. Äh, ich bin gut angekommen. Habe noch nie so eine stürmische Landung gehabt, es fegt hier übers Land bei zweistelligen Minusgraden. Der Pilot musste lange kreisen, bis er überhaupt runterdurfte. Heute wird das nichts mehr mit dem Flug zur Bohrinsel, die Helikopter starten nicht.«
    Im Hintergrund wieder diese sympathische, aufgeregte Stimme, die von warmem Zimmer und gutem Essen sprach.
    »Ich höre, du bist bestens versorgt. Hat sie dir ein Hotelzimmer reserviert?«
    »Nein, äh, wir können die Spesen so klein wie möglich halten, ich wohne bei Mette.«
    Karin grinste in sich hinein, dieser alte Lüstling, so kannte sie den Kollegen gar nicht. »Ist ja eine Nette. Treib’s nicht zu wild, denk dran, du bist im Dienst.«
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass der Hausmeister mit offenen Ohren hinter ihr stand. »Gero, die

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